Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt
verdeutlichten, dass auch die felidenartigen Gestalten den grausam zugerichteten Dan Shack in der Baumkrone entdeckt hatten.
Noch immer wie betäubt tastete Dana nach ihrem Translator und spürte, dass das kleine, flache Gerät nach wie vor um ihren Hals hing. Direkt daneben spürte sie ihren Talisman, die plattgedrückte Kugel, die sie vor langer Zeit beinahe getötet hatte. Während sie mit einer Hand ihre zerrissene Kleidung notdürftig über ihre Brüste zog, vervollständigte sie den kurzen Check und sah auf das Armbandkom, das sich ebenfalls noch an ihrem Handgelenk befand. Der Schock hatte sie nach wie vor fest im Griff, aber allmählich begannen sich ihre normalen Lebensgeister wieder zu regen. Und mit ihnen explodierte auf einmal in ihrem Kopf die Frage, wo sich das Shuttle oder – falls es zerstört war – seine Trümmer befanden und was zum Teufel überhaupt geschehen war.
Die reich und bunt gekleidete Menge kam Schritt für Schritt näher und hatte sie mittlerweile vollständig umringt. Eine Reihe der Gestalten war bewaffnet. Dana registrierte, dass eine ganze Reihe schussbereiter Armbrüste auf sie gerichtet waren.
Sie schaltete den Translator ein. Dann hob sie in einer langsamen und hoffentlich beruhigend wirkenden Geste die Hände, auch um zu signalisieren, dass sie unbewaffnet war. Ein kurzer Blick zu Jefferson und Bruder William bestätigte ihre Befürchtung, dass sie tatsächlich unbewaffnet waren. Im Shuttle hatten sie die Waffen abgelegt und jetzt waren die Nadler wie das Landefahrzeug ebenfalls verschwunden.
Noch redeten die sie umringenden Wesen zu sehr durcheinander, noch waren sie ein paar Meter zu weit entfernt, als dass sie sich mittels des Translators gut verstehen ließen.
»Als was betrachten uns die Bewohner der Hohlwelt?«, zischte sie in Richtung von Bruder William. Dummerweise übersetzte der Translator ihre Frage simultan und löste verwunderte Blicke bei den Umstehenden aus, als sie vertraute Töne von den zerlumpten Gestalten vernahmen.
»Wir sind für sie die Boten ihrer Gottheit Rrre«, erwiderte der Christophorer, der klug genug war, seinen Translator noch nicht aktiviert zu haben. Ein markerschütternder Schmerzensschrei erklang von oben. Es sah so aus, als rutsche der Pilot langsam von dem breiten Ast, der ihm das Rückgrad zerschmettert hatte.
»Wir sind Boten Rrres«, sagte Dana laut und mit allem Nachdruck, zu dem sie fähig war. »Wir müssen zuerst unserem Kameraden helfen …«
*
Die Antwort hätte selbst abgebrühte Morax-Krieger überrascht.
»Boten Rrres!«, rief eines der Katzenwesen. Für eine Zeit herrschte eine sich unangenehm in die Länge ziehende Pause. Dann ertönte ein merkwürdiges, hohes, keckerndes Geräusch, in das rasch auch der Rest der sie umringenden Gestalten einfiel. Trotz der Fremdartigkeit der Laute war Dana augenblicklich klar, dass die Menge, die sie umzingelt hatte, in Gelächter ausgebrochen war. Und auch der Grund des Gelächters war offensichtlich. Die Katzenwesen lachten über sie.
Eine ohnmächtige Wut überflutete sie und mit einem überraschenden Sprung schwang sie sich auf einen dicken Ast am unteren Ende des Baumes, in dem ihr Pilot hing und mit den letzten Resten Leben rang, die noch in ihm steckten. Ein Zischen ertönte und sie spürte einen scharfen Lufthauch an ihren Wangen. Keine zwei Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt hatte sich ein Armbrust-Bolzen in das Holz gebohrt.
»Runter von dem Baum, sofort!«, rief ihr der in ein mit vielen Rüschen verziertes Gewand gekleidete Schütze zu. Längst hatte er nachgeladen und zielte mit der Waffe erneut auf sie.
»Das wagst du nicht«, schrie Dana empört und wollte sich ungeachtet der Bedrohung auf den nächsten Ast schwingen. Ihre im Sklavenkampf bei den Morax antrainierten Muskeln spielten unter der glänzenden Haut, die zwischen den Uniformfetzen hervorblitzte. Ein weiterer zischender Laut erklang. Diesmal bohrte sich der nächste Bolzen in den Baum und heftete dabei einen Fetzen ihrer Uniform daran fest.
»Komm sofort runter, Götterbote«, sagte der Schütze. »Der nächste Schuss durchbohrt dich und nicht nur dein … äh … elegantes Kleid …« Obwohl der Translator kaum in der Lage war, den ironischen Unterton wiederzugeben, verstand Dana dennoch den Sarkasmus seiner Worte.
Erneut ertönte keckerndes Gelächter.
»Kommen Sie runter, Ma’am«, sagte jetzt auch Jefferson. »Das hat keinen Zweck.«
»Wir müssen Shack helfen!« Ihre Worte klangen
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