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Sternenfaust - 067 - Zwischen drei Sonnen

Sternenfaust - 067 - Zwischen drei Sonnen

Titel: Sternenfaust - 067 - Zwischen drei Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Magma-Feld, das sich in einigen Kilometern Entfernung wie ein Gebirgs-See an der tiefsten Stelle des Areals angesammelt hatte. Ihm gegenüber schoss alle vier, fünf Minuten ein kräftiger Strahl flüssigen Gesteins aus einer Spalte in die Höhe und erinnerte an einen überdimensionalen Springbrunnen oder einen Geysir.
    »Ist das hier tatsächlich der richtige Ort?«, fragte der sonst so schweigsame Wihnar Egros.
    »Kein Ort auf dieser Welt ist richtig«, antwortete Bruder William kryptisch auf die Frage des J’ebeem.
    »Laut den Orterangaben ist diese Region die ruhigste auf dem Planeten, also müssten sie hier irgendwo sein«, sagte Kaishuk.
    »Wir dürfen jetzt nicht aufgeben«, rief Iswee aufgeregt.
    »Niemand von uns will das«, versuchte der Kommandant der Starr die Shisheni zu beruhigen.
    »Wenn irgendeine böse Macht diese Kreaturen bestrafen wollte«, fuhr Iswee fort, »dann ist es unlogisch, sie hier auszusetzen, wo sie die besten Überlebenschancen haben …«
    »Falsch«, entgegnete Bruder William. »Genau umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wenn dies der tektonisch ruhigste Ort des Planeten ist, dann bedeutet dies, dass hier ihr Leiden am längsten währt.«
    »Mein Freund hat recht«, sagte Kkiku’h und berührte mit dem ausgestreckten Feinarm den Schutzanzug des Christophorers. »Wir müssen nur genauer Ausschau halten.«
    In einer Höhe von durchschnittlich fünfzig Metern setzte das Shuttle seinen langsamen Erkundungsflug durch den gewaltigen Talkessel fort.
     
    *
     
    »Hast du alles vorbereitet?«
    »Ja, Meister.« B25.X-V77+ spürte ein tief empfundenes Bedauern, als er antwortete. Leider gewährten die dramatischen Umstände keine jener kleinen Abweichungen, Fehler und Versäumnisse, die er sonst so gerne zu seiner und seines Vorgesetzten Vergnügen in die Erledigung seiner Aufträge eingebaut hatte, immer darauf hoffend, dass sie entdeckt und natürlich angemessen geahndet wurden. Nicht alle waren wie er oder B25.V-X66/. Ausgerechnet auf ihrer bisher wichtigsten Mission mussten sie ihre Unterkunft, die Arbeit und ihre gemeinsame Zeit, also einfach alles mit zwei Perversen teilen.
    Abstoßende Kreaturen! Aber das neue Toleranz-Edikt zwang sie dazu, sich mit Wesen abgeben zu müssen, die sie früher dazu gezwungen hätten, sich zu desinfizieren, wenn sich eine Begegnung nicht vermeiden ließ. Diese beiden Unaussprechlichen, deren Kennung er sich standhaft weigerte, überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn auszusprechen, waren offene Anhänger des Elendigen. Wie ihr falscher Gott leugneten sie offen die großen, immer währenden Zusammenhänge von Leben und Tod. In ihrer rasenden, fanatischen Beschränktheit stellten sie das ewige Gleichgewicht aus Schmerz und Lust, aus Hass und Zuneigung in Frage. Vor allem aber wagten sie, die alles ins Chaos überführende Einseitigkeit zu predigen.
    Sie hatten sogar ein neues Wort dafür erfunden: LIE.BE
    Normalerweise sollte jeder, wenn er die Zeit des finalen Schmerzes für gekommen erachtete, diesen einsamen Höhepunkt genießen und bis zur Neige auskosten. Das war der allen vorherbestimmte Weg. Der einzige wahre, bis in alle Ewigkeiten gültige Weg, den jeder schon immer gegangen war, ging und auch künftig gehen musste. Fast alle, bis auf jene Irregeleiteten, die wie ein Pesthauch ihre wohlgeordnete Gemeinschaft verdarben.
    Die Unaussprechlichen waren die einzigen Abweichler in ihrer Missionsgruppe, aber sie waren auch hier zwei zu viel.
    Nicht zuletzt aus diesem Grund empfand B25.X-V77+ auch nicht den Hauch eines schlechten Gewissens bei dem, was er im Auftrag seines Vorgesetzten gerade getan hatte. Wer so fehlte, der hatte es nicht verdient, den wohltuenden Schauer der tödlichen Pein in aller köstlichen Ausführlichkeit zu erleben. Der Tod würde über sie kommen in Form des zutiefst verabscheuungswürdigen, schnellen Sterbens. Wahrscheinlich so rasch, dass keinem von ihnen bewusst werden würde, was überhaupt gerade mit ihnen geschah. Von allen denkbaren Schicksalen war dies das wahrhaft Schlimmste. Eines, das man nur den übelsten Feinden und dem ekelerregendsten Abschaum wünschte.
    Ihre Seelen-Energie würde auf ewig an den subatomaren Schwingungen kleben, die durch die Materie-Gitter dieses Systems pulsierten.
    Sie hatten es nicht anders verdient.
    Bedauern empfand er nur gegenüber dem Rest ihrer Gruppe, die nicht dem falschen Weg der Perversion frönten, sondern so normal waren wie er oder B25.V-X66/. Aber was sollte er

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