Sternenfaust - 070 - Der Renegat
Schiffskommandanten von Ihrer Entdeckung in Kenntnis setzen«, sagte sie. »Aber auch ich bin mir sicher, dass wir unseren derzeitigen Kurs deswegen nicht abbrechen werden. Würden Sie mich auf die Brücke begleiten und den anderen Captains Ihre Schlussfolgerungen persönlich darlegen?«
»Gern«, stimmte MacShane zu und grinste augenzwinkernd. »Darf ich aber vorher noch ein paar Minuten länger Ihre Gesellschaft genießen, Dana?«
*
Elorr überprüfte die Energiedaten der ihr anvertrauten Konverter gewissenhaft und stellte fest, dass sie einwandfrei arbeiteten. Das war zu erwarten gewesen. In all den Jahren, in denen Elorr für die großen Maschinen verantwortlich war, hatte keine einzige jemals eine Fehlfunktion gehabt. Was allerdings, wie sie zugeben musste, nicht an ihrer vorbildlichen Wartung lag. In den gesamten Aufzeichnungen der Snioranku gab es keinen einzigen Hinweis darauf, dass die großen Maschinen seit ihrer Erbauung jemals versagt hätten. Und diese Erbauung lag immerhin schon über zehntausend Jahre zurück.
Eigentlich war überhaupt keine Wartung durch organische Wesen nötig. KROLUAN funktionierte vollautomatisch. Dennoch lebten die Snioranku in seinem riesigen Leib, und ihre einzige Aufgabe war es, die Funktionen der Maschinen zu überwachen und gegebenenfalls Reparaturen vorzunehmen. Obwohl auch die Reparaturen normalerweise vollautomatisch liefen. Die Snioranku waren lediglich dazu da einzugreifen, falls die Automatik einmal versagte. Doch das war noch niemals vorgekommen.
Sie lebten in KROLUANs Innerem und verbrachten hier ihre gesamte Existenz. Sobald sie alt genug waren zu lernen, begannen sie, sich mit der Funktion der Maschinen vertraut zu machen, sie kennenzulernen und zu begreifen, als wären sie ein Teil davon. Sie lebten beinahe in einer Symbiose mit den Maschinen. Die älteren unter ihnen wie Elorr konnten an dem kaum wahrnehmbaren Vibrieren und den kaum hörbaren Geräuschen erkennen, ob alles in Ordnung war oder an welcher Stelle etwas nicht stimmte. Sie erkannten das oft sogar noch bevor die Reparaturautomatik es bemerkte und entsprechende Schritte einleitete.
Zwar hatten die Snioranku KROLUAN nicht gebaut, aber Elorr war sich sicher, dass sie ihn schon lange sehr viel besser kannten als seine Erbauer. Die Snioranku waren KROLUAN in gewisser Weise. Obwohl er durchaus ein Eigenleben besaß, das über das »Leben« von Maschinen hinausging. KROLUAN hatte ein »schlafendes Bewusstsein«. So jedenfalls beschrieb es die Sprache der Snioranku. Es gab Hinweise darauf, dass er sich seiner Existenz und der der Snioranku bis zu einem gewissen Grad bewusst war. Elorr konnte es ebenso wenig rational erklären wie ihre Kameraden. Aber sie alle fühlten es ganz deutlich. KROLUAN war wie ein riesiger, ewig träumender Schläfer, der niemals richtig erwachte, aber sich seiner Träume bewusst war. Und diese Träume waren die Realität der Snioranku.
Es war ein glückliches Leben.
Das gerade in diesem Moment eine Störung erfuhr.
Elorr spürte KROLUANs Irritation, noch ehe die beständigen Durchsagen aus allen seinen Bereichen, die als nicht endende Informationsflut aus Lautsprechern in jeden Raum durchgegeben wurden, ihr das bestätigten.
Acht Objekte erfasst , meldete die automatische Ortung, Identifizierung: Brax-Raumer.
Im selben Moment geschah etwas, das KKOLUAN nur sehr selten tat und das Elorr selbst während ihrer gesamten Existenz noch nie erlebt hatte. Er gab Alarm. Augenblicklich waren alle Räume in bedrohliches gelbes Licht getaucht, welches das gewohnte sanfte Rot ablöste und alle Snioranku in einen Zustand höchster Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit versetzte.
Elorr rief sich ins Gedächtnis, was es mit den Brax auf sich hatte. Viel war den Snioranku nicht über sie bekannt. Die Brax waren ein Volk von Forschern, weshalb Elorr nicht nachvollziehen konnte, warum KROLUAN ihretwegen Alarm gab. Forscher forschten, was eine grundsätzlich friedliche Tätigkeit war. Trotzdem stufte KROLUAN die Brax als Bedrohung ein und das sicherlich nicht ohne Grund.
Elorr tat, was für solche Fälle vorgesehen war. Sie begab sich wie alle anderen Snioranku in die Schutzräume in KROLUANs Innerem. Von dort aus konnten die Kontrolleure ihre Aufgabe über verschiedene Zentralterminals erledigen.
Zwei weitere Objekte erfasst , meldete die automatische Ortung. Raumer unbekannter Bauart. Identifizierung nicht möglich.
Einige Zeit später gab die Ortung das Eintreffen von vier
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