Sternenfaust - 070 - Der Renegat
sicherheitshalber ein paar Tests unterzogen. Ich habe ihr absichtlich fehlerhafte Übersetzungen der Schrift aus ihrem Tempel auf Ehuka vorgelegt, und sie hat sie alle akkurat korrigiert. Ich kann mich also darauf verlassen, dass ihre Informationen der Wahrheit entsprechen.« Er grinste flüchtig. »Mal abgesehen davon, dass Sikona als Dank für ihre Rettung immer versichert, dass sie uns so loyal dienen will, wie sie ihren Göttern gedient hätte.«
»Mac«, sagte Dana gedehnt und unterdrückte ein Schmunzeln, »ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie absichtlich um den heißen Brei herumreden, damit Sie noch ein paar Minuten länger in meiner Gesellschaft sein können.«
MacShane grinste breit und warf beide Arme in die Luft. »Erwischt!«, gestand er. »Dabei hatte ich mir solche Mühe gegeben, das nicht allzu offensichtlich werden zu lassen.«
Dana konnte nicht verhindern, dass sie errötete, worüber sie sich auf der Stelle ärgerte. Sie setzte ein professionelles Gesicht auf, das sie auch ihrer Besatzung gegenüber zu zeigen pflegte. Zumindest hoffte sie, dass ihr das gelang.
»Mac, ich weiß Ihre … Aufmerksamkeit zu schätzen«, sagte sie ruhig. »Und ich empfinde Ihre Gesellschaft ebenfalls als sehr angenehm. Vielleicht könnten wir auch gute Freunde werden. Aber mehr ist nicht drin.« Sie seufzte leicht. »Ich denke, das werden Sie als der messerscharfe Analytiker, der Sie sind, nachvollziehen können. Wir sind zwar jetzt hier während der Expedition auf unbestimmte Zeit auf demselben Schiff und verbringen auch ein gewisses Maß an Freizeit zusammen. Aber wenn die Mission beendet ist, gehen wir wieder unsere eigenen Wege.«
»Sicher«, stimmte er ihr zu. »Aber das muss ja nicht heißen, dass wir uns danach nie wiedersehen.«
»Nein, das nicht.«
Dana betrachtete ihn nachdenklich. MacShane war ein wirklich sympathischer Mann, und sollte sie je mit dem Gedanken spielen, noch einmal eine Partnerschaft einzugehen, käme er durchaus als Kandidat dafür in Frage. Aber da gab es ein Problem.
»Lassen Sie uns offen sein, Mac, wo wir hier schon einmal unter uns und fernab aller möglichen lauschenden Ohren sind. So wie Sie sich um mich bemühen, möchten Sie unsere Beziehung auf ein Level bringen, das über eine lockere Freundschaft hinausgeht.«
»Vollkommen richtig«, gab er unumwunden zu. »Seelenverwandte findet man nur sehr selten. Und wenn man sie gefunden hat, ist das ein so kostbares Geschenk, dass man es hegen und pflegen und auf keinen Fall wieder beiseitelegen sollte.«
»Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, Mac«, Dana sah keine Gefahr darin, es zuzugeben. »Und ich empfinde Sie auch als einen – Seelenverwandten. Aber wir leben in vollkommen verschiedenen Welten. Sie haben Ihren Lebensmittelpunkt in den Wega-Kolonien, ich auf der STERNENFAUST und auf der Erde, wenn ich denn mal zu Hause bin, was berufsbedingt selten der Fall ist.
Dazwischen liegen – buchstäblich – Welten.« Sie hob abwehrend die Hand, als MacShane etwas sagen wollte. »Ich weiß, wovon ich spreche, Mac, denn ich war schon einmal verheiratet. Und meine Ehe ist eben daran gescheitert. Ich ging zur Star Corps Akademie, mein Ex-Mann zu den Terraformern, und wir haben uns kaum noch gesehen. Irgendwann mussten wir uns dann eingestehen, dass unsere Beziehung nicht mehr existierte. Und was für eine Beziehung außer einer lockeren Freundschaft könnten wir beide da wohl haben.«
»Nun«, meinte MacShane bedächtig, »ich bin nicht Ihr Ex-Mann, Dana. Und Sie sind nicht mehr die junge Frau von damals. Ich bin der Meinung – und Überzeugung – dass die Dinge nicht so bleiben müssen oder bleiben werden wie sie sind. Ich stehe zwar im Moment in den Diensten von Far Horizon, aber ich bin Honorarprofessor. Und sobald ich spätestens nach unserer Rückkehr Wörterbuch, Schrift und Grammatik der Sprache der Toten Götter zusammengestellt habe, werden sich sämtliche Universitäten der Solaren Welten darum reißen, mir einen Job geben zu dürfen. Ich kann meinen Lebensmittelpunkt jederzeit anderswohin verlagern. Außerdem bin ich ein sehr geduldiger Mann, und gut’ Ding will Weile haben , wie ein altes Sprichwort besagt. Ich wollte nur, dass Sie wissen, dass Sie mir nicht gleichgültig sind und ich uns gern eine Chance geben würde, wenn Sie einverstanden sind. Freundschaft ist schon mal ein guter Anfang. Und seien Sie versichert, dass ich Sie niemals zu etwas drängen werde, das Sie nicht wollen.«
»Davon bin ich
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