Sternenfaust - 073 - Gefangen im Zentrum (1 of 2)
residiert.«
»Ich würde ihn mir gern einmal ansehen. Bisher habe ich noch nie einem Gott gegenübergestanden.«
»Denuur ist kein Gott«, widersprach Dana. »Atraan hat mir gesagt, dass er ein ›natürliches Wesen‹ ist, was immer er auch damit gemeint hat. Jedenfalls war diese Erkenntnis der Grund, weshalb die Zuur-Morax von Denuur verstoßen und für vogelfrei erklärt wurden. Denuur wollte dieses Geheimnis offenbar gewahrt wissen.«
»Ein Grund mehr, uns den Knaben mal anzusehen, wie ich finde. Ich überlege nämlich, ob unser Weg in die Freiheit – immer vorausgesetzt es gibt einen, wovon ich bis zum Beweis des Gegenteils ausgehe – nicht über Denuur führt.«
»Wie meinen Sie das, Mac?«
»Nun, dies ist Denuurs Reich, sein ›Zentrum‹. Er hat hier das Sagen, nicht die Morax. Die sind nur seine Handlanger. Wenn wir Denuur finden und es uns gelingt, mit ihm zu verhandeln, können wir ihn vielleicht davon überzeugen, uns gehen zu lassen.«
Dana nickte nachdenklich. »Ich fürchte nur, nach allem, was ich von den Morax über Denuur weiß – und das ist nicht allzu viel, wie ich zugeben muss –, werden wir verdammt gute Argumente dafür brauchen. Schließlich wird ein Wesen nicht von einem zumindest körperlich starken Volk wie den Morax als Gottheit verehrt, wenn es nicht über die Macht verfügt, sie quasi mit links im Zaum halten und notfalls zum Gehorsam zwingen zu können. Anders ausgedrückt, ich habe keinerlei Anhaltspunkte, über welche Fähigkeiten Denuur verfügt. Aber wir dürfen getrost davon ausgehen, dass er erheblich mehr kann als wir und die Morax zusammen.«
MacShane nickte grimmig. »Ich bin zwar ein friedlicher Mensch, auch wenn eins meiner Hobbys Kendo ist und ich eine Grundausbildung in Selbstverteidigung habe. Aber ich brauche nur an Dr. Gardikov und all die anderen Menschen, J’ebeem und Kridan zu denken, die mehr oder weniger direkt durch ihn und seine Helfershelfer teilweise brutal ermordet wurden, um zu dem Schluss zu kommen, dass ich persönlich keine Skrupel hätte, Denuur gegenüber notfalls auch Gewalt als Argument einzusetzen. Alles, solange es uns nur hier heraus bringt.«
»Wo Sie recht haben, haben Sie recht, Mac.«
MacShane öffnete den Mund zu einer Erwiderung, machte dann aber unerwartet einen Satz zur Seite, stieß einen Fluch aus und trampelte vehement auf dem Boden herum. Dana registrierte erstaunt und ein wenig amüsiert, dass er einen kleinen »Pool« der silberweißen Spinnchen zertrampelte und erst aufhörte, als keins mehr lebte. Er errötete leicht, als er Danas verblüfften Blick bemerkte.
»Ich hasse Spinnen«, erklärte er ebenso nachdrücklich wie verlegen. »Sie mögen nützliche Tiere sein, aber ich verabscheue sie zutiefst. Warum, um alles im Universum, muss es hier ausgerechnet von Spinnen nur so wimmeln?«
Dana grinste. »Um Sie zu ärgern, Mac, und Sie zu Spinnen-Vernichtungs-Tänzen zu animieren, die übrigens recht amüsant anzusehen sind.«
»Ja, ja, Dana Frost, machen Sie sich nur lustig über einen armen Mann mit einer Abneigung gegen Spinnen«, klagte er.
Die Rückkehr der Vorhut unterbrach ihr Gespräch. Dana erkannte an Telfords Gesichtsausdruck, dass er keine guten Nachrichten brachte. Van Deyk, Siron, Sin, Mirrin-Tal und sein Stellvertreter Paruk-Mar gesellten sich zu ihnen.
»Wie schlimm ist es?«, fragte Dana.
»Nicht unbedingt ›schlimm‹, Ma’am«, antwortete der große Marine, »eher sehr verwirrend. Also, die Röhre führt tatsächlich zu weiteren Ebenen, und zwar in beiden Richtungen. Aber der Ausgangspunkt beider Richtungen endet jeweils seitenverkehrt auf der nächsten Ebene. Verstehen Sie? Wenn wir durch die Röhre von hier aus gesehen nach oben gehen kommen wir in der darüber liegenden Ebene am Himmel heraus. Gehen wir nach unten , finden wir uns auf dem Boden der nächsten Ebene wieder statt am Himmel, wie es sein sollte. Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert oder welchem Zweck das dienen soll. Das bedeutet jedenfalls, wir haben aufgrund dieser ungewöhnlichen Konstellation keinen einzigen Anhaltspunkt, welche dieser beiden Ebenen von der Planetenoberfläche aus gesehen höher oder tiefer liegt als diese, auf der wir uns befinden.«
»Das heißt«, schloss van Deyk messerscharf daraus, »dass theoretisch die Ebene, die von unserem Standpunkt aus unten zu sein scheint, in Wahrheit die ist, die über uns liegt.«
»Genau das, Sir. Es gibt meiner Einschätzung nach nur zwei Möglichkeiten herauszufinden,
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