Sternenfaust - 074 - Kern der Macht (2 of 2)
sicher, diese Sprache schon einmal gehört zu haben, doch da er sich beim Umgang mit Fremdrassen immer auf seinen Translator verließ, hatte er sich schon vor langer Zeit abgewöhnt, auf die ursprüngliche Sprache zu lauschen.
Er wurde jetzt losgelassen, und Brekken konnte seinen Entführern endlich in die Augen sehen.
Ihre walzenförmigen Körper maßen ungefähr 1,90 Meter und besaßen ovale Verdickungen am oberen und unteren Ende. In dem oberen saßen kranzförmig verteilt fünf faustgroße, blaustrahlende Ausbuchtungen, die die Augen darstellten. Darunter befanden sich vier waagerechte, handlange, kiemenartige Schlitze. Aus dem gesamten Körper wuchsen insgesamt neun tentakelartige Gliedmaßen, die unsymmetrisch verteilt waren. Drei davon benutzten die Wesen als Beine. Vier besaßen an den Enden eine Aufspaltung in weitere, kleinere Tentakel, ähnlich wie Finger. Ihre Haut war mit dichten, grüngelben Borsten bedeckt.
Diese Wesen waren eindeutig Kenoor, von denen einige mit ihm in der Gefangenschaft der Morax gewesen waren. Und Brekken musste sich nicht fragen, wie sie hierhergekommen waren.
Ein Kenoor trat vor und sagte etwas zu ihm, das er natürlich nicht verstehen konnte. Er deutete auf seinen Translator, der neben dem Inhalt seiner Notfalltasche auf einem Tisch lag und machte eine Geste, dass er ihn haben wollte.
Die Kenoor berieten sich, nahmen den Translator, drehten und wendeten ihn hin und her und überlegten offenbar, ob er eine Waffe war. Schließlich kamen sie wohl zu dem Schluss, dass das Gerät harmlos sei und reichten ihn Brekken. Er schaltete ihn ein und justierte ihn auf die Sprache der Kenoor. Jetzt war er wirklich dankbar dafür, dass die Expeditionsteilnehmer auch in diesem Punkt vor dem Aufbruch ihr Wissen ausgetauscht hatten. Sie hatten einander die Translatorprogramme aller ihnen bekannter Sprachen überlassen und jeden Translator mit allen programmiert, da sie nicht wussten, wem sie alles begegnen würden. Von der STERNENFAUST war unter anderem auch die Sprache der Kenoor gekommen.
»Können Sie mich jetzt verstehen?«, fragte Brekken, nachdem das Gerät betriebsbereit war.
Die Kenoor gaben Laute von sich, die er als Freude identifizierte. »Eine Verständigung ist möglich!«, rief der Wortführer erleichtert. »Wie wunderbar! Sie sind der Heiler?«
»Zunächst einmal«, sagte Brekken entschieden, »verlange ich eine Erklärung dafür, wieso Sie mich mit Gewalt entführt haben und was Sie von mir wollen. Vorher beantworte ich keine einzige Ihrer Fragen.«
»Ich bin Pikok«, stellte sich der Sprecher vor. »Wir gehören zum Volk der Kenoor und sind hier gefangen.«
»Ja, das sind wir alle«, stimmte Brekken zu. »Aber ich kann Sie wohl kaum befreien.«
»Das erwarten wir auch nicht. Ein Freund von den Inneren Wächtern der Weltenformer hat uns gesagt, dass Sie ein Heiler sind. Er hat Sie für uns gekennzeichnet.« Pikok deutete auf das schillernde Armband, das Brekken immer noch trug. »Mein Volk stirbt, und wir haben keine Ärzte, die den Kranken helfen könnten. Auch unsere Freunde sind in diesem Fall machtlos. Sie sind unsere einzige Hoffnung. Helfen Sie uns bitte.«
Brekken konnte nicht verhindern, dass er profunden Ärger verspürte, unter anderem auch auf Alirr, die ihn offensichtlich regelrecht verraten hatte. »Verstehe ich Sie richtig, dass Ihr Angriff auf meine Leute und meine Entführung nur dem Zweck dienten, dass ich mir Ihre Kranken ansehen soll?«
»Und sie heilen, wenn das möglich ist, was wir hoffen«, bestätigte Pikok. »Sonst sind wir alle innerhalb nur noch weniger Tage tot. Die Krankheit ist ansteckend, und jeder, den sie bisher befallen hat, ist nach ein paar Tagen gestorben. Ich entschuldige mich für die Art, wie man Sie hergebracht hat und tue alles, was Sie verlangen. Sie dürfen sogar mein Leben nehmen, wenn Sie sich nur um unsere Kranken kümmern.«
Brekken seufzte. Er hatte keinen Zweifel daran, dass die Kenoor ihn nicht gehen lassen würden, ehe er sich ihre Kranken angesehen hatte. Er hatte die Kenoor noch aus seiner Zeit hei den Morax als sehr stur in Erinnerung.
Aber vielleicht konnte das Wissen aus der gemeinsamen Gefangenschaft bei den Zuur damals jetzt helfen, dieses Volk zu heilen.
»Ich bin Wesen Ihres Volkes schon früher begegnet und habe einiges über sie und ihre Physiognomie gelernt«, sagte er aus diesem Gedanken heraus. »Ich sehe mir also Ihre Kranken an und werde mein Möglichstes versuchen, sie zu heilen. Ich kann nur nicht
Weitere Kostenlose Bücher