Sternenfaust - 074 - Kern der Macht (2 of 2)
schon schwer genug, das Mittel überhaupt irgendwie in die Station der Morax hineinzubringen, ohne dass die das bemerken. Bei einer so großen Menge wie der tödlichen Überdosis wäre das nicht mehr machbar. Kommandant, ich tue mein Möglichstes, dessen können Sie sich sicher sein, aber Ihr Wunsch ist unter den gegebenen Umständen nicht zu erfüllen.«
Siron starrte ihn eine Weile ausdruckslos an. »Ich weiß«, sagte er schließlich nur kurz, drehte sich um und nahm seinen einsamen Posten am Rand des Camps wieder ein.
*
Siron Talas konnte es vor sich selbst ohne Weiteres zugeben: Dass Brekken Dabruun seinen Vorschlag, die Morax doch gleich zu töten, ablehnte, war ihm klar gewesen. Aber er hatte es doch versuchen wollen. Versuchen müssen .
Es gab keine Worte, die ausdrücken konnten, wie er sich fühlte. Nicht nur Tailas Tod machte ihm zu schaffen, sondern auch seine Unfähigkeit, angemessen damit umzugehen. Er war Soldat und hatte schon viele seiner Leute bei Einsätzen verloren, als die J’ebeem noch gegen die Starr, die Menschen und die Shisheni gekämpft hatten und später gegen die Dronte und die Morax. Einige wenige waren gute Freunde gewesen, zwei von ihnen seine Brüder. Und einer seiner Cousins, der ihm sehr nahegestanden hatte, war ebenfalls den Morax zum Opfer gefallen. Der Verlust hatte ihn jedes Mal schwer getroffen. Doch verglichen damit, hilflos mit ansehen zu müssen, wie Taila von einem Morax getötet wurde, waren die vergangenen Verluste nichts weiter als unbedeutende Unannehmlichkeiten. Taila war sein Leben gewesen und sein Halt. Zwischen ihnen hatte eine so tiefe Liebe geherrscht, wie sie selten vorkam in Familien aus dem Hohen Adel, in denen die Ehen arrangiert wurden. Doch er und Taila hatten das große Glück gehabt, sich in einander zu verlieben und diese Liebe ungebrochen lebendig halten zu können.
Siron erinnerte sich noch gut daran, dass Taila ihm in mehr als einer brenzligen Situationen versichert hatte, dass sie ihm immer loyal auf seinem Weg folgen würde, selbst in den Tod. Und genau dorthin hatte er sie nun gebracht. Er hätte darauf bestehen sollen, dass sie, wie es sich für eine Frau aus dem Adel gehörte, zu Hause bei der Familie blieb und sich um ihre kleine Tochter kümmerte. Aber Taila war nicht nur eine fähige Ärztin, sondern auch willensstark wie ein ungezähmter Drache und hätte sich eine solche Zurückweisung nicht kampflos bieten lassen. Aber Siron hatte sie auch mit auf die Expedition genommen, weil er nicht Monate oder gar Jahre von ihr getrennt sein wollte. Und mit diesem Egoismus trug er nun einen Teil der Schuld an ihrem Tod.
Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er damit fertig werden und diesen Verlust jemals verkraften sollte. Taila war ein so wichtiger Teil seines Lebens gewesen, seine große Liebe, seine kluge Beraterin und der Mittel- und Ankerpunkt seines ganzen Wesens. Ohne sie fühlte er sich vollkommen verloren und so allein wie nie zuvor in seinem Leben. Beinahe handlungsunfähig.
Aber genau das konnte er sich als Kommandant eines Kampf schiff es nicht leisten. Er musste sich zusammenreißen. Doch dazu fehlte ihm die Kraft.
Er fühlte eine Hand auf der Schulter und zuckte zusammen. Brekken Dabruun stand neben ihm. Der Arzt hatte ein unglaubliches Gespür dafür, wann jemand seine Hilfe brauchte, wie Siron wieder dankbar feststellen musste. Und er gab sie immer in genau der Weise, die dem Betreffenden am meisten half. Siron musste sich nicht umsehen, um sich zu vergewissern, dass Dabruun sich in einen solchen Winkel zwischen ihn und das Camp gestellt hatte, dass niemand sehen konnte, dass seine Hand auf der Schulter seines Kommandanten lag. Dadurch wurde Sirons Integrität als Vorgesetzter gewahrt, wofür er überaus dankbar war.
»Ich wollte vorhin nicht so schroff zu Ihnen sein, Doktor«, entschuldigte er sich leise.
»Ich weiß«, antwortete Brekken. »Wir alle stehen unter einem enormen Druck, ganz besonders die Kommandanten. Schließlich ist es deren Beispiel, an dem sich die Crews orientieren und aus deren Verhalten sie einen guten Teil ihrer eigenen Stabilität schöpfen. Das macht Sie, Captain Frost und Captain Mirrin-Tal zu den am meisten belasteten Leuten unserer Gruppe. Aber ich habe keinerlei Zweifel daran, dass Sie damit fertig werden.«
Genau das, was ich gebraucht habe , dachte Siron leicht verwundert. Obwohl er es inzwischen schon so oft erlebt hatte, erstaunte es ihn immer wieder, wie Dabruun es fertig brachte,
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