Sternenfaust - 074 - Kern der Macht (2 of 2)
von ihrem eigenen Volk für tot erklärt wurde, war das auch für Shesha’a ein großer Verlust gewesen. Aber dann war sie zurückgekehrt, und Shesha’a konnte sich nicht erinnern, jemals glücklicher gewesen zu sein als in dem Moment, da sie die Nachricht erhalten hatte, dass Dana noch lebte. Jetzt war sie erneut in den Händen – vielmehr Pranken – der Morax, und Shesha’a würde sie nicht im Stich lassen.
Sie hatten die WEITE EEISE in einer Felsspalte eines Asteroiden versteckt und mit emuyili-beschichteten Schutzfolien getarnt, sodass ihre Konturen nicht mehr zu orten waren. Längst war ihnen klar geworden, dass sie aktiv nichts zur Rettung der Vermissten unternehmen konnten. Aber sie konnten bleiben und abwarten, ob es den Entführten vielleicht aus eigener Kraft gelang, den Hohlplaneten wieder zu verlassen. In dem Fall würden sie die Unterstützung der WEITE REISE brauchen können. Schließlich waren sie erst seit zwölf Tagen hier und konnten es sich leisten, noch ein bisschen länger zu warten.
Doch Shesha’a war sich bewusst, dass sie den Abbruch der Mission und den Rückflug nicht ewig würde hinauszögern können. Ihre Besatzung hatte großes Verständnis für ihr Bedürfnis, immer noch zu bleiben und abzuwarten, ob sich irgendetwas ergab, das ihnen helfen konnte, die Vermissten zu finden. Aber Shesha’a war das Warten langsam leid.
Bei Sussa’a, Skoshu und allen anderen Göttern, sie wollte für die Freiheit ihrer Schwester kämpfen oder doch zumindest ihren Tod rächen, falls Dana tatsächlich tot war! Auch wenn das dem Wesen der Shisheni eigentlich widersprach. Rache machte die Toten nicht wieder lebendig und geschehenes Unrecht nicht ungeschehen. Doch wenn es um Dana ging, fiel es ihr schwer, die gebotene Logik und Effizienz zu praktizieren. Sie liebte die menschliche Frau mit der ganzen Kraft ihrer Seele und würde sie nur unter Protest und gezwungen durch äußere Umstände hier zurücklassen.
Doch dank der positiven Ortungsergebnisse lag das im Moment zum Glück noch in weiter Ferne.
*
Alirr blickte zum Himmel und benutzte den Stand der Sonne als Orientierung. Sie brauchte nur deren Lauf zu folgen, um in absehbarer Zeit wieder in ihrer Siedlung anzukommen. Sie freute sich auf die Rückkehr und die danach folgenden Tage der Ruhe. Alirr gehörte zusammen mit anderen speziell zu diesem Zweck Ausgebildeten zu den Wachläufern, deren Aufgabe es war, das Gebiet rund um die Siedlung ständig zu durchstreifen und aufzupassen, dass sich keine Feinde unbemerkt näherten. In dem Fall oblag den Wachläufern nicht nur die Aufgabe, die Siedlung zu warnen, sondern sie bildeten auch die vorderste Verteidigungslinie, von der es abhing, ob die Feinde rechtzeitig zurückgeschlagen wurden oder die Siedlung heimsuchen konnten.
Leider gab es hier genug Feinde. Doch dank der unermüdlichen Einsätze und der Aufmerksamkeit der Wachläufer hatten die meisten von ihnen schon lange aufgehört, die Siedlung überfallen und berauben zu wollen. Nur hin und wieder versuchten es noch einige Unentwegte.
Alirr konnte sich nicht vorstellen, dass es für ihr Volk einst ein Leben gegeben hatte, in dem es keine Feinde gab und auch keine Mühsal, mit der man sich seine tägliche Nahrung beschaffen musste. Sie gehörte zur vierten Generation, die hier lebte und kannte nichts anderes. Doch die wenigen Uralten, die noch lebten, erzählten immer wieder von KROLUAN, einem Maschinenwesen, in dessen riesigem Leib sie gelebt und das sie gewartet hatten.
Nach den Berichten der Alten war auch KROLUAN nicht unsterblich. Wenn er seine Funktion einstellte, transferierte er seine »inneren Wächter« an einen anderen seiner Art, der von da an für sie sorgte und sie für ihn, wie sie es immer getan hatten. Irgendwann hatte ein solcher Transport angestanden. Doch die Alten waren zu ihrer eigenen Überraschung und auch Erschrecken nicht auf einem anderen KROLUAN gelandet, sondern hier. Wo immer hier auch sein mochte. Ein fremdes Wesen war zu ihnen gekommen, das ihnen äußerlich ähnelte und hatte ihnen mitgeteilt, dass sie sich in Denuurs Reich befänden und sich hier ansiedeln sollten, da sie von nun an für immer hier leben würden. Die Alten waren gewohnt zu gehorchen, wenn man ihnen etwas befahl, und so hatten sie auch diesen Befehl befolgt, auch wenn sie nicht wussten, wer Denuur war, was er von ihnen wollte oder wie und warum er sie ihrem KROLUAN entrissen hatte. Sie hatten die Siedlung gebaut, gelernt zu überleben,
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