Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle
gehabt. Auf der anderen Seite war auch unwahrscheinlich gewesen, dass er einmal völlig getrennt von den anderen in solch eine Notlage geraten würde.
Nun, ich werde es auch so schaffen müssen , sagte er sich und machte sich wieder auf den Weg.
*
Dana Frost war nach dem Ende des Sandsturms ebenfalls zu dem seltsamen Gebäude am Horizont aufgebrochen. Es sah zwar nicht so aus, als wäre sie in den vergangenen Stunden der Pyramide auch nur einen Schritt nähergekommen, aber da ihr Chronometer und überhaupt alles, was elektronisch und batteriebetrieben an ihrem leichten Kampfanzug funktionierte, ausgefallen war, hatte sie auch jedes Zeitgefühl verloren. Sie hatte den Ausfall der Elektronik nicht gerade mit Begeisterung zur Kenntnis genommen, doch was half es schon. Sie würde sich eben ohne behelfen müssen.
Sie blieb kurz stehen und sah durch die Spezialbrille ihres leichten Kampfanzugs, der die Mundpartie freiließ, zu der roten Sonne hinauf. War sie nicht ein Stück zu weit nach Westen gewandert?
Nach Westen! Ich habe ja keine Ahnung, ob Westen hier überhaupt Westen ist, dachte sie und schnaubte verächtlich. Es konnte genauso gut sein, dass die Sonne dieses Planeten (oder war sie doch noch in der Raumstation und nur in einem der unzähligen Habitate?) überhaupt nicht weitergewandert war. Dana blinzelte, ging weiter und fluchte über den Ausfall der Elektronik. Damit hatte sie auch kein Antigrav – und das hätte ihr einen eigentlich nutzlosen und anstrengenden Wüstenmarsch erspart. Einen Moment gab sie ihrer Wut nach und schimpfte laut vor sich hin, doch dann nahm sie sich zusammen.
Es war fruchtlos, solchen Gedanken nachzugeben. Sie würde auf irgendeine Weise die Distanz zu dieser Pyramide oder was auch immer der Sitz von Denuur im Endeffekt sein würde, überwinden müssen, wollte sie überleben.
Gedankenversunken stapfte sie weiter über die Sanddünen, von denen die meisten mit einer langen, rosa Staubfahne gekrönt waren, die sich vom türkisfarbenen Himmel und dem dunklen mit Vulkanen übersäten Mond dahinter sanft abhob.
»Eigentlich wunderschön«, murmelte Dana, nur, um eine Stimme zu hören – auch wenn es nur die eigene war. Sie fragte sich, was wohl Mac von dieser Schönheit hielt und spürte, dass sie seine lächelnde Selbstsicherheit vermisste. Sie hatte sich im Stillen gefreut, dass Schmetzer und von Schlichten ihm in der Diskussion, wer denn nun mit zu Denuur kommen sollte, den Vortritt gelassen hatten. Mac war ja nun auch dank der Sprachkenntnisse und seinem guten Verhältnis zur Rhukapai Sikona zum größten Kenner von Sprache und Kultur der Toten Götter geworden, das hatten sogar die beiden Super-Egoisten Schlichten und Schmetzer eingesehen und MacShane – wenn auch zähneknirschend – den Vortritt gelassen. Er würde mit einem Wesen wie Denuur, das direkt von der Technik der Toten Götter, wie das »Zentrum« immer wieder in den letzten Wochen bewiesen hatte, am besten umgehen können.
Dana Frost hätte viel darum gegeben, wenn MacShane jetzt bei ihr gewesen wäre. Vielleicht hätte sein unerschütterlicher Optimismus einen ordentlichen Teil dazu beigetragen, dass sie nicht ganz so schwarz auf dieses Unternehmen sah, mit Denuur in Kontakt zu treten. Dana versuchte, die Gedanken daran und die Sorge um ihre restliche Crew, die noch (hoffentlich!) im parkähnlichen Habitat saß und auf die Rückkehr der Delegation wartete, zu verdrängen. Ihre Crew war bei Stephan Van Deyk in den allerbesten Händen – ihr Erster Offizier war dafür sogar besser geeignet, wenn man es genau nahm: Er war knapp 13 Jahre älter als sie und hatte entsprechend mehr Erfahrung. Dana unterdrückte den Anflug von Neid, der automatisch beim Gedanken an Van Deyk, und wie gut er meist mit der Crew umzugehen wusste, hochkam. Unwillig wiederholte sie vor sich selbst, dass sie doch schon längst mit diesem Gefühl ihrem Ersten Offizier gegenüber abgeschlossen hatte! Van Deyk war eben die geborene Führungspersönlichkeit – genau wie sie selbst, sonst hätte man ihr wohl kaum einen der vier Sondereinsatzkreuzer des Star Corps übergeben.
Auch die anderen Crews würden unter Van Deyks Führung jede Chance haben, aus der Raumstation, Denuurs »Zentrum«, zu fliehen. Sie atmete tief durch und versuchte, gleichmäßig einen Schritt nach dem anderen zu gehen.
Als sie den Blick wieder hob, um wieder einen Blick auf die Pyramide zu werfen, damit sie nicht die Richtung verlor, glaubte sie, einen Schatten
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