Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle
hinter der übernächsten Düne verschwinden zu sehen …
*
Siron Talas wusste nicht, wie er die Pyramide erreicht hatte. Es war, als hätte die Wut, die er über Denuur empfand, sein Zeitgefühl völlig zerstört.
Als er an dem seltsamen Gebäude ankam, stutzte er für einen Moment. Es sah eigentlich nicht wie eine Pyramide aus, das hatte nur aus der Ferne so gewirkt. Im Grunde war es auf den ersten Blick nichts weiter als ein scheinbar sinnlos aufgetürmter Haufen von quaderförmigen Monolithen. Er dachte an die Beschreibungen, die die Überlebenden vom Planeten zwischen den drei Sonnen { * } über den Tempel auf der Oberfläche mitgebracht hatten – die Architektur war ähnlich gewesen. Neben dem turmhohen Steinhaufen standen einige fremdartige Bäume und unter diesen breitete sich ein Teich aus, der grün und klar im Licht der langsam untergehenden roten Sonne funkelte.
Nichts rührte sich und außer einem leichten Heulen des fast unmerklichen Windes war auch nichts zu hören.
Das sollte der Sitz eines sogenannten Gottes sein?
Die Szenerie hatte etwas so Ruhiges, dass Siron missmutig spürte, wie etwas von seiner Wut angesichts der friedlichen Landschaft rund um den Tempel verschwand.
Siron Talas aus dem Hohen Haus Haskano, nimm dich zusammen , befahl er sich. Du bist nicht hier, um diese Architektur zu bewundern! Wenn du Antworten haben willst, dann wirst du jetzt in dieses Gebäude irgendwie hineinkommen müssen.
Er lief einmal um den Tempel herum, fand aber keinen Eingang. Die irrationale Wut, die er schon die ganze Zeit empfand, wuchs wieder und Talas spürte, dass der Drang, Denuur zur Rede zu stellen, immer größer wurde. Er konnte ihn nicht mehr unterdrücken. Verdammt, hier musste es doch irgendwo einen Eingang geben! Doch zwischen die gewaltigen Quader, aus denen dieser Tempel bestand, hätte sich nicht mal eine der Monoklingen der Morax schieben lassen. Nirgendwo war ein Eingang zu erkennen.
Vielleicht auf dem Dach?
Siron sah an dem Gebäude hoch. Es war ein Versuch wert, von oben konnte er vielleicht sogar erkennen, ob die anderen in der Umgebung zu sehen waren. Mit Mühe hangelte er sich auf den ersten der Steinquader, aus denen sich dieser Tempel zusammensetzte und nach einer Weile hatte er es geschafft – er war auf dem Gipfel dieses Steinhaufens angekommen.
Doch auch hier war nirgendwo eine Öffnung zwischen all den Steinen zu sehen. Es gab keinen Eingang in die Pyramide, auf der er stand. Das ließ nur einen Schluss zu: Denuur war nicht hier. Und auch ein Blick in die Wüste selbst zeigte: Er, Kommandant Siron Talas von der STOLZ DER GÖTTER, war offenbar allein.
Allein. Am Ende der Reise.
Am ganzen Horizont, so weit sein Auge reichte – nur Wüste. Und Siron hatte keine Möglichkeit, von hier je wieder wegzukommen.
Seine Wut wuchs in Unermessliche. Talas hörte nicht, wie er zu toben begann und seinen Zorn in die Wüste hinausschrie …
*
Sun-Tarin erklomm mit größter Mühe die nächste Düne.
Die Sonne schien nicht untergehen zu wollen und sein Flüssigkeitsverlust in dieser Hitze machte ihm zu schaffen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, bevor er endgültig nicht mehr weiterkonnte.
Auf dem Gipfel der roten Sanddüne angekommen, versuchte er, die Entfernung zur Pyramide abzuschätzen. Der Tempel (oder die Pyramide?) war zu seinem Entsetzen noch genauso weit von seiner Position entfernt wie bei der letzten Rast. Oder unterlag er hier einer Täuschung?
Seine Sicht war dank seiner rechts und links vom Schnabel angesetzten Augen zwar wesentlich umfassender als die der Menschen, doch dafür war sein räumliches Wahrnehmungsvermögen um einiges schlechter. Vielleicht war er doch nicht mehr so weit von der Tempelanlage entfernt?
Sun-Tarin atmete tief durch. Auf einmal erschien ihm alles sinnlos.
› Warum nicht einfach aufgeben? ‹ , flüsterte ihm eine innere Stimme zu. ›Wenn Gott will, dass dein Leben hier beendet ist, dann ist es sinnlos, dagegen aufzubegehren.‹
Aber ich will noch nicht sterben , antwortete Sun-Tarin trotzig und machte sich wieder auf den Weg die Düne hinunter in Richtung seines Ziels.
Die Stimme in Sun-Tarin wurde verächtlich. ›Du glaubst, nur weil du vor ein paar Tagen mit einem Heiden diskutiert hast, könntest du dich Gott und seinem wahren Weg verweigern!‹
Nein! Bruder William hat mir nur gezeigt, dass es mehr als einen Weg zu Gott gibt! Satren-Nor hat genauso recht wie die Tanjaj – nur dass diese, wenn man es genau nimmt
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