Sternenfaust - 076 - Heimkehr
nächsten Familienbesuch MacShane wohl das Hauptgesprächsthema sein würde …
*
Erleichtert war Dana nach dem Besuch bei ihrer Familie mit dem Gleittaxi zur Zentrale des Far Horizon -Konzerns in Chicago geflogen, um Yngvar MacShane dort abzuholen.
Jetzt waren beide auf dem Weg zu Danas Haus auf Mauritius und Dana freute sich, für ein paar Tage so ganz privat sein zu können. Sie spürte, wie die Vorfreude sogar dazu führte, dass sie Macs Anwesenheit etwas entspannter sehen konnte. MacShane pfiff während der Fahrt eins seiner unzähligen Lieder vor sich hin, was er immer tat, wenn er seinen Mund nicht zum Essen oder Sprechen brauchte oder so angestrengt nachdachte, dass er das Pfeifen vorübergehend vergaß. Dana schwieg dagegen und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Die Landschaft flog kilometerweit unter ihr nur so dahin, und Dana freute sich: In einer knappen halben Stunde würde sie auf Mauritius sein, in ihrem eigenen Haus, in dem es viel Platz gab, und konnte einen frisch gebrühten Bohnenkaffee auf ihrer Terrasse über dem Meer schlürfen. Vielleicht blieb etwas Zeit, auch noch einmal den Besuch bei ihren Eltern Revue passieren zu lassen.
Sie bemerkte erst, dass MacShanes Lied verstummt war, als er sie ansprach.
»Was ist los, Dana? Du bist so still.«
Dana seufzte. »Du hast recht«, gab sie zu. »Der Besuch bei meinen Eltern hat mir etwas bewusst gemacht, das ich nie so wahrgenommen hatte.«
MacShane wartete geduldig darauf, dass Dana fortfuhr, aber sie schwieg. »Dass du dich von deiner Familie entfremdet hast?«, vermutete er schließlich.
Dana zuckte mit den Schultern. »Das war bis zu einem gewissen Grad schon lange der Fall. Nein, mir ist bewusst geworden, dass die Erde und mit ihr die Solaren Welten für mich zu klein geworden sind. Der Umgang mit Fremdvölkern ist für mich zur zweiten Natur geworden, zu einer Selbstverständlichkeit. So sehr, dass es mir schwerfällt nachzuvollziehen, dass zum Beispiel meine Familie in Shesha’a im ersten Moment ein möglicherweise gefährliches Raubtier sieht und nicht das intelligente, freundliche Wesen, das sie ist.« Sie schüttelte den Kopf und wunderte sich nicht zum ersten Mal darüber, wie leicht es ihr fiel, mit ihm über persönliche Dinge zu sprechen, die sie sonst niemandem anvertraute. »Ich habe hier zwar immer noch meine Wohnung, aber eigentlich ist mir die auch fremd. Mein wahres Zuhause ist meine Kabine auf der STERNENFAUST, selbst wenn ich mich regelmäßig über deren Enge beschwere. Und das ist mir heute erst so richtig zu Bewusstsein gekommen.«
Sie seufzte tief. »Vielleicht war ich zu lange draußen irgendwo im Weltraum unterwegs. Vielleicht sollte ich einen langen Urlaub hier auf der Erde verbringen oder gleich ganz eine Auszeit für ein Jahr oder länger nehmen, um mich wieder an meine Heimat zu gewöhnen!«
MacShane dachte eine Weile darüber nach und schüttelte schließlich ebenfalls den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das in der Form wirkt, wie du dir jetzt erhoffst, Dana. Ich denke, dein Bewusstsein hat sich durch alles, was du ›da draußen‹ erlebt hast, verändert. Du hast eine Größe und Weite nicht nur im räumlichen Sinn erlebt, die sich niemand vorstellen kann, der sein ganzes Leben auf der Erde oder einer anderen Solaren Welt verbracht hat. Und insofern hast du recht, Dana. Die Erde ist für dich zu klein geworden. Und ganz gleich, wie lange du dich hier aufhältst, du wirst nie zufrieden sein, nur hier zu leben und nie wieder hinauszufliegen.«
»Gerade das ist es, was mir Sorgen macht, Mac«, gestand Dana. »Und ich weiß nicht, wie ich dieses Problem lösen soll.«
»Das musst du ja auch nicht, Dana. Langfristig natürlich schon. Spätestens wenn deine Pensionierung eines Tages ansteht! Aber bis dahin ist noch viel Zeit. Ich bin mir sicher, nachdem dir diese Problematik jetzt bewusst geworden ist, wirst du die Lösung finden, lange bevor die Situation zu einem echten Problem für dich wird.«
Dana lächelte. »Danke. Das hab ich gebraucht!«
»Wenn du dieser Jemand bist, Dana, ist mir das sogar ein ausgesprochenes Vergnügen.«
Das Gleittaxi hielt vor Danas Wohnung. Und davor warteten bereits einige Leute, von denen Dana nur eine Frau mit feuerrotem Haar kannte. Die anderen und diese ausgesprochen sexy wirkende Dame trugen zivile Kleidung, dennoch wirkten sie hochoffiziell. Dana spürte, wie sie wütend wurde.
»Was will denn Valentina Duchamp hier?«, rätselte sie laut.
Valentina
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