Sternenfaust - 076 - Heimkehr
annähernd so gut war wie Professor MacShane von der New Hope Universität auf Wega IV.
Rudenko war die Ironie des letzten Satzes nicht entgangen. »Wie Sie wünschen, Professor«, antwortete er steif. »Ich hatte bei diesem Arrangement lediglich Ihre Bequemlichkeit im Sinn. Schließlich brauchen auch moderne Transportmittel immer noch anderthalb Stunden von New York nach Mauritius. Ich erwarte Sie also morgen früh.«
»Da ich, wie Sie wissen, Angestellter bei Far Horizon und Professor an der Wega-Universität bin, nehme ich mal an, dass Sie sich längst um meine fortgesetzte Freistellung von meinen regulären Tätigkeiten gekümmert haben?«
»Selbstverständlich, Professor. Ich bin schließlich ein vorausschauender Mann.«
MacShane sagte dazu nichts, sondern verließ mit einem knappen Nicken Rudenkos Büro. Kaum war die Tür hinter dem Kryptologen ins Schloss gefallen, stieß der Vorsitzende des Hohen Rats einen Laut aus, der dem gereizten Knurren eines wütenden Hundes nicht unähnlich war.
»Können wir dem Kerl trauen, Valentina, oder ist er ein Sicherheitsrisiko?«, fragte er rundheraus.
»Ich denke, wir können ihm trauen, Gregor. MacShane ist einfach nur ein durch und durch aufrechter Mann mit hohen moralischen Ansprüchen an sich selbst und andere. Ein Idealist eben. Wenn er sagt, dass er nach bestem Wissen die Bücher übersetzen wird, wird er das auch tun.«
»Nun, offensichtlich gingen seine moralischen Ansprüche und meine ja wohl nicht gerade miteinander konform! Solche Leute werden schnell zu Verrätern!«
Valentina schüttelte den Kopf. »Nein, MacShane nicht. Unsere Einschätzung lautet: In dem Fall würde er einfach seine Tätigkeit für uns einstellen und uns den ganzen Kram vor die Füße werfen. Obwohl ich sagen muss, dass Respekt vor Autoritäten ihn nicht gerade auszeichnet.«
»Das habe ich gemerkt«, murmelte Rudenko mehr zu sich selbst. Valentina tat, als habe sie nichts gehört. »Ihr Wort also in Gottes Ohr, Valentina«, meinte Rudenko nur noch und konnte sich trotz ihrer Zusicherung eines unguten Gefühls nicht erwehren.
*
Commodore Kim Ray Jackson, Oberbefehlshaber des Star Corps, las sich zum dritten Mal die Liste der Verluste durch, die es auf der STERNENFAUST gegeben hatte. Die Expedition hatte einer Menge guter Leute das Leben gekostet, und es gehörte zu Jacksons Aufgaben, für Ersatz zu sorgen.
Das Problem war nur, dass ihm langsam die qualifizierten Leute ausgingen. Nein, das stimmte so nicht. Es lag weniger an der Qualifikation der Leute als an ihrer mangelnden Erfahrung. Der Dronte-Krieg und der kaum ein paar Monate darauf folgende Kampf gegen die Morax hatten dem Star Corps hohe Verluste beschert. Viele der erfahrenen Veteranen waren gefallen oder aufgrund schwerer Verletzungen nicht mehr diensttauglich. Der Nachwuchs von der Akademie, der in diesem Jahr seinen Abschluss gemacht hatte, war schon fast vollständig auf die Schiffe verteilt, auf denen am dringendsten Ersatz gebraucht wurde. Natürlich fehlte den jungen Leuten die Übung, aber auf den normalen Schiffen hatten sie genug Gelegenheit, die nach und nach zu sammeln.
Doch die STERNENFAUST war ein Kaliber ganz anderer Art. Sie war ein Sondereinsatz-Kreuzer und brauchte für die besonderen Aufträge, die sie immer wieder bekam, entsprechend erfahrenes Personal. Soldaten, die genau wussten, wie sie sich in Krisensituationen zu verhalten hatten, aber auch improvisieren konnten und nicht nur junge Crewmen und Offiziersanwärter, die zum ersten Mal in den Raum hinausflogen.
Jackson hatte bereits die meisten Posten, die auf der STERNENFAUST frei geworden waren, mit kompetenten Crewmitgliedern besetzten können. Dazu musste er nur unter den von zerstörten Schiffen geretteten Überlebenden die Besten aussuchen und umverteilen oder bereits auf der STERNENFAUST dienende Leute auf andere Posten befördern, manchmal auch im Rang.
So wie Sergeant Ragnarök S. Telford, den neuen Kommandanten der an Bord stationierten 30 Marines. Telford war auf den Posten von Sergeant Roy Takashi befördert worden, dessen Stellvertreter er schon seit Längerem gewesen war. Telford wäre ohnehin in absehbarer Zeit auf diese Stelle vorgerückt und Takashi einer anderen Abteilung zugeteilt worden. Letzteres erübrigte sich nun leider. Doch das ließ sich nicht ändern. Sie alle waren Soldaten, und derartige Verluste gehörten zu der traurigen Seite ihres Alltags.
Ein Problem stellte dagegen die Besetzung des Postens der
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