Sternenfaust - 076 - Heimkehr
unterzeichnet, sodass wir auch keinen brechen können.«
MacShane war jetzt ernsthaft ungehalten und schnaufte erbost. »Das ist doch nur Augenwischerei, und das wissen Sie genauso gut wie ich! Wir haben den anderen Völkern gegenüber eine moralische Verpflichtung, und Ihre Geheimhaltungsabsichten stehen in krassem Widerspruch dazu.«
»Ich bin erstaunt. Ich dachte schon, Ihre Loyalität würde, so lange es noch keine Intergalaktische Union gibt, den Solaren Welten gelten und nicht den anderen Völkern, so gut Sie diese auch während der Expedition kennengelernt zu haben glauben. Oder sollte sich Miss Duchamp in ihren Recherchen über Sie da getäuscht haben?«, fragte Rudenko lauernd.
»Durchaus nicht, Sir«, antwortete MacShane eisig. »Aber ich mache mir Sorgen um Ihre Loyalität gegenüber der Menschheit! Das, was Sie von mir verlangen und gegenüber unseren Bündnispartnern planen, erweist der Menschheit nicht nur einen denkbar schlechten Dienst, es kann ihr auch gewaltig schaden. Und ich komme langsam zu dem Schluss, dass es Ihnen gar nicht um die Menschheit und unseren möglichen Vorsprung vor anderen Völkern geht, sondern einzig und allein um die Befriedigung Ihrer ganz persönlichen Machtgelüste.«
»Nun, MacShane, zum Glück interessiert mich Ihre Expertise hinsichtlich der Wloom-Bibliothek wesentlich mehr als Ihre Ansicht über meine Motive.«
»Für Sie immer noch Professor MacShane, Herr Vorsitzender Rudenko«, wies MacShane ihn jetzt kalt zurecht.
Äußerlich gab Rudenko sich nach wie vor gelassen, doch Valentina sah an seinem Blick, wie wütend ihr Arbeitgeber wirklich war. Beinahe wunderte sie sich, warum nur ließ sich der Ratsvorsitzende von diesem Idealisten nur so beeindrucken?
Zu ihrer Überraschung war es Rudenko, der in diesem Streit jetzt als Erster nachgab.
»Nun gut, Professor. Sie haben insofern recht, als dass man meine Bitte tatsächlich in der von Ihnen beschriebenen Weise interpretieren könnte. Doch mir liegt nichts mehr am Herzen als das Wohl der Menschheit. Und ich sehe, dass Ihre Argumente auf dasselbe Ziel ausgerichtet sind. Vergeuden wir also nicht unsere Zeit damit, uns zu streiten, sondern arbeiten wir zusammen. Übersetzen Sie die Texte der Wloom, auch wenn es sich dabei nur um Abfall handelt, und ich verspreche Ihnen, dass wir die Ergebnisse unseren Bündnispartnern übermitteln werden.«
MacShane schnaufte nur verächtlich und schwieg.
»Und wie darf ich jetzt diese eloquente Äußerung interpretieren?«, fragte Rudenko irritiert.
»Ich glaube Ihnen kein Wort, Herr Präsident.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich denke, es hat keinen Sinn, diese Diskussion fortzusetzen. Da Sie das derzeitige Staatsoberhaupt sind und entsprechende Befugnisse haben, beuge ich mich diesen und werde wie immer bei meiner Arbeit mein Bestes tun. Allerdings sollten Sie nicht außer Acht lassen, dass in ein paar Jahren Neuwahlen anstehen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn damit dieses unerfreuliche Gespräch beendet wäre.«
Rudenko zuckte nun seinerseits mit den Schultern. »Wie Sie wünschen, Professor. – Ich habe für Sie hier im Gebäude einen Arbeitskomplex einrichten lassen einschließlich einer Wohnung für Sie, in der Sie für die Dauer Ihrer Arbeit residieren können.«
MacShane runzelte finster die Stirn. »Oh, eine Wohnung mit Komplettüberwachung? Darf ich die dann auch nicht mehr verlassen?«
Rudenko hob die Brauen und seufzte unmerklich. Offensichtlich fand er Idealisten ausgesprochen anstrengend. »Natürlich dürfen Sie das, Professor! Sie sind doch nicht unser Gefangener. Schließlich können wir uns doch auf Sie verlassen, wie Sie gerade betonten. – Miss Duchamp wird Sie jetzt zu Ihrem Domizil begleiten, damit Sie Ihre Sachen holen können.«
»Oh nein, Mr. Rudenko«, widersprach MacShane und erhob sich. »Ich werde erstens allein in mein Domizil bei Port Louis zurückkehren, zweitens dort nach wie vor wohnen bleiben und drittens nicht vor morgen früh mit meiner Arbeit beginnen. Das sind meine Bedingungen. Sollten Sie die ablehnen, werden Sie sich einen anderen Übersetzer suchen müssen. – Ich gebe Ihnen gern ein paar Empfehlungen für kompetente Kollegen, die mit meinem Wörterbuch über die Sprache der Toten Götter diese Arbeit ebenso ordentlich erledigen können,« fügte er noch süffisant hinzu, denn es gab in den gesamten Solaren Welten zurzeit niemanden, der auf dem Gebiet der Entschlüsselung fremder Sprachen, Codes und Schriften auch nur
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