Sternenfaust - 076 - Heimkehr
Gregor«, sagte Valentina. »Was also gedenken Sie zu tun?«
Er zuckte mit den Schultern. »Wenn wir uns einen Vorsprung vor den anderen Völkern sichern wollen, haben wir hinsichtlich unserer Optionen keine allzu große Auswahl«, stellte er fest. »Die Bibliothek der Wloom ist der Schlüssel zu einem ungeheuren Schatz an Wissen. Den sollten, nein, den dürfen wir niemand anderem überlassen. Sobald die STERNENFAUST wieder einsatzbereit ist, werden wir sie und ein Schiff von Far Horizon mit MacShane zu den Wloom schicken, damit sie die echte Bibliothek holt und alles, was sonst noch notwendig sein sollte. Wir können nur hoffen, dass die noch existiert.«
*
Dana verstaute ihre persönlichen Sachen in dem kleinen Schrank in ihrer Kabine auf der STERNENFAUST und empfand ein Gefühl von Heimkehr. Die Reparaturen des Schiffes hatten volle vier Monate in Anspruch genommen, und sie hatte diese Zeit des Urlaubs genossen, keine Frage. Allein schon weil sie dadurch Gelegenheit gehabt hatte, ausgiebig einem ihrer Hobbys zu frönen, dem Tauchen. Ebenso hatte sie noch eine Woche bei ihren Eltern verbracht und ihnen ausführlich von der Expedition erzählt – sie erinnerte sich schuldbewusst an den Satz ihrer Mutter, dass sie nie etwas von der Arbeit erzähle. Und natürlich hatte sie auch viel Zeit für Yngvar MacShane gehabt …
Doch jetzt rief wieder die Pflicht. Vom Hauptquartier war der Befehl gekommen, dass sich alle Besatzungsmitglieder unverzüglich an Bord einzufinden hatten. In Kürze würde noch ein Passagier eintreffen und die STERNENFAUST ihren nächsten Einsatzbefehl erhalten. Dana genoss es, wieder an Bord zu sein, obwohl ihr bevorstehender Einsatz bedeutete, dass sie Yngvar für lange Zeit nicht sehen konnte. Sie würde ihn vermissen.
Und nicht nur ihn. Die Zusammensetzung der Besatzung hatte sich in einigen Bereichen geändert. Knapp die Hälfte der jetzigen Crew war ihr unbekannt.
Das erinnerte sie daran, dass sie ein Treffen mit dem neuen Schiffsarzt anberaumt hatte, Dr. Ashkono Tregarde. Seiner Personalakte nach zu urteilen war er ein überaus fähiger Mann, und sie konnte sich glücklich schätzen, dass er der STERNENFAUST zugeteilt worden war. Trotzdem wollte sie sich ein persönliches Bild von ihm machen und ebenso von den anderen Neulingen. Zu diesem Zweck hatte sie Dr. Tregarde in die Kantine bestellt. Ein zwangloses Treffen war für einen ersten Kontakt immer besser als eine offizielle Vorstellung in ihrem persönlichen Raum.
Als sie die Kantine betrat, war Dr. Tregarde bereits anwesend. Er lächelte ihr entgegen und reichte ihr zur Begrüßung die Hand.
»Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen, Captain Frost«, sagte er charmant. »Ich hoffe, Sie haben nichts gegen meine lockeren Umgangsformen einzuwenden. Falls Sie allerdings auf dem vorschriftsmäßigen militärischen Gruß bestehen …«
»Nein, Doktor, nicht in diesem Fall. Ich wollte Sie erst einmal kennenlernen! Natürlich wahren wir alle die notwendige Distanz, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es dem Zusammenhalt der Crew förderlicher ist, wenn man manche Dinge nicht allzu streng auslegt.«
»Da rennen Sie bei mir offene Türen ein, Captain«, stimmte Tregarde ihr zu. »Haben Sie eigentlich schon von Ihrem blinden Passagier gehört?«
Dana runzelte die Stirn. »Welcher blinde Passagier?«
»Nun, auf Ihrer letzten Reise hat sich offenbar ein fremdes Wesen an Bord geschmuggelt, vermutlich ein Tier, obwohl die Wissenschaftler sich darüber noch nicht ganz einig sind. Ein Techniker hat es versehentlich mit auf die Erde gebracht, wo er feststellte, dass es sich wohl um ein schwangeres Weibchen handelte, das ihn mit 15 Jungen beglückte. Jetzt stecken alle 16 Exemplare in einem zoologischen Labor, wo man sie genauestens untersucht. Aufgrund der seltsamen Anordnung seiner fünf Ohren und dem Fehlen jeglichen Fells nennt man diese neue Spezies ›Diadem-Nacktmaus‹. Die Zoologen sind jedenfalls begeistert von dem Tier, das vermutlich sogar begrenzte hypnotische Fähigkeiten besitzt. Ich verfolge die Forschungsergebnisse jedenfalls genau. So etwas interessiert mich immer sehr.«
»Nein, davon hatte ich noch nichts gehört«, sagte Dana beunruhigt. »Es muss sich auf der Raumstation Denuurs an Bord geschlichen haben. Ist man sich denn sicher, dass man alle Exemplare gefunden hat?«
Als sie Dr. Tregards hochgezogene Augenbrauen sah, fühlte Dana seltsamerweise den Zwang, sich verteidigen zu müssen. »Ich meine, stellen Sie
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