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Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)

Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Wachstum ständig erneuerte. Nicht nur das: Die Oberen Bibliothekare mussten auch für die Seelen der Schreiber sorgen, sie pflegen und ihre Überzeugung von der Sinnhaftigkeit ihres Tuns stärken. Und sie hatten allen, die vor der Transformation standen, Trost zu spenden.
    Fang, der Ehrwürdige Anführer, stand jetzt vor diesem letzten Schritt im Leben eines Wloom – der Verwandlung. Die Wloom kamen aus der Erde und sie wurden wieder zu Erde, aus der wieder neue Wloom entstanden. So war der Kreislauf. Eine Person entstand und löste sich wieder auf. Und vor der Auflösung stand die Furcht davor.
    Aber die Oberen Bibliothekare sprachen den vor der Transformation Stehenden Mut zu. Sie versuchten ihnen klarzumachen, dass sie nichts zu befürchten hätten und dass die Auflösung ein Teil des unabänderlichen Kreislaufs des Lebens sei.
    Die Weisheit der Mentoren wusste, dass jede Gestalt mehr war als die Summe ihrer Einzelteile. Und genau dieser Teil pflegte gegen seine Vernichtung zu rebellieren, bis er sich schließlich mit der Unvermeidbarkeit der Vergänglichkeit arrangierte.
    In diesem Stadium war nun der alte Anführer Fang, der das Volk der Wloom lange geführt hatte. Länger als viele seiner Vorgänger und wahrscheinlich auch viele seiner Nachfolger, denn es war anzunehmen, dass das Licht ohne Farbe dafür sorgte, dass die Lebensspanne der Wloom zurückging und die Transformation in einem kürzeren Zyklus notwendig wurde.
    Ein Wloom konnte das erkennen. Denn er hatte einen Sinn für die kleinsten Bestandteile des Lebens. Er vermochte zu erfassen, wie oft sich Zellen noch teilen würden und welcher Art die Fehler waren, die dabei entstanden. Wenn die Fehlerzahl zu groß wurde, stand die Transformation unmittelbar bevor. Daran konnte man es zweifelsfrei erkennen.
    Es war im Grunde genau wie bei den Wurzelbüchern und dem Wissen, das in ihnen immer von Neuem kopiert wurde, damit es sich erhielt.
    Die Farben auf der Körperoberfläche Fangs leuchteten kaum noch. Für Seng war es jetzt sehr schwer, wahrzunehmen, was der Anführer ihm noch zu sagen hatte – ihm, der sein Nachfolger werden sollte.
    Allzu lang hatte sich die Phase vor der eigentlichen Transformation bei Fang hingezogen. Allgemein sagte man, so etwas verlängere nur die Qual. Wenn die Transformation selbst erst einmal begonnen hatte, gab es auch keine Empfindung mehr.
    Keinen Schmerz.
    Keinen Mangel.
    Nichts.
    Wenn es erst so weit war, befand sich der Wloom wieder im Einklang mit sich selbst und allem, was um ihn herum war. Dass Würmer und fadenähnliche Aasfresser ihn bei lebendigem Leib vertilgten und deren Ausscheidungen dann zu Dünger wurde, auf dem Pflanzen wuchsen, und deren Zellen schließlich wieder in den Körper eines sich ernährenden und wachsenden Wloom aufgenommen wurden, war dann weder erschreckend noch mit irgendwelchen unangenehmen Empfindungen verbunden. Für Seng lag in dieser Vorstellung etwas Tröstliches, auch jetzt.
    ›Ich weiß, dass du die Wloom gut führen wirst!‹, signalisierte Fang.
    Und Seng antwortete: ›Ich werde mein Bestes versuchen, Ehrwürdiger.‹
    Davon war auch Fang überzeugt. Wer die Außenweltler – ganz gleich ob sie nun einer einzigen oder verschiedenen Arten angehörten – so raffiniert zu vertreiben vermochte, musste einfach ein guter Anführer sein.
    ›Wichtig ist, dass das Wissen der Mentoren bewahrt wird. Eines Tages werden wir es brauchen. Es soll sich immer weiter erneuern bis in alle Ewigkeit …‹ Der Rest der Signale des sterbenden Anführers war vollkommen unverständlich. Ein paar kaum noch ausgeführte Gesten mit seinen Tentakeln kamen hinzu. Seng vermochte keinen Zusammenhang zwischen ihnen mehr herzustellen. Das, was die Gesten und Farbveränderungen bedeuteten, blieb im Dunkeln. Bestenfalls konnte man vielleicht sagen, dass diese Botschaften mehrdeutig waren.
    Es gab eine ganze Reihe von Überlieferungen über die letzten Botschaften jener, die kurz vor der Transformation standen. In manchen Phasen der Wloom’schen Geschichte hatte eine Mehrheit des Volkes sogar geglaubt, dass ein in wenigen Augenblicken Transformierender, dessen innere Integrität sich bereits aufzulösen begann, ein Stadium besonderer Weisheit erreichte und Erkenntnisse von großer Gedankentiefe weitergeben konnte. So gab es Schreiber, die diese letzen Äußerungen verewigt hatten. Abertausende von Wurzelbüchern waren allein damit gefüllt worden.
    In späterer Zeit, als die Erkenntnisse der Wloom über die

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