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Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)

Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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anderen Höhlen, die teilweise durch ein System unterirdischer Gänge verbunden waren. Die Katastrophen früherer Zeiten hatten die Wloom eine unterirdische Welt schaffen lassen. Damals war ihre Anzahl noch weitaus größer gewesen und daher auch der Bedarf an Höhlen.
    Ein großer Teil davon stand inzwischen leer und war noch kaum erforscht. Ein unterirdisches Labyrinth, von dem die heute lebenden Wloom nur noch einen Bruchteil benötigten.
    Doch nun drängte sich das Volk in der Großen Höhle . Zahlreiche fluoreszierende Steine und das Licht von Fackeln erhellten den Raum.
    Da die Wloom Töne weder erzeugen noch wahrnehmen konnten, ging die Zeremonie zur Einführung des neuen Anführers vollkommen still über die Bühne. Begleitet wurde sie von einem kollektiven Tanz und einer traditionell vorgeschriebenen Gestenfolge, die streng einzuhalten war.
    Danach war Seng, der Namenlose, offiziell der Ehrwürdige, der Anführer und Oberste Bibliothekar.
    ›Möge die Letzte Katastrophe nicht zu euren Lebzeiten geschehen!‹, grüßte Seng mit seinen Gesten und Farbsignalen das Volk. Damit auch auf den hinteren Plätzen alle die Botschaft des Anführers sehen konnten, stand der neue Anführer auf einem künstlich angelegten Podest in der Mitte der Großen Höhle, wo jeder einen freien Blick auf Seng hatte.
    ›Glück sei mit deiner Amtsführung!‹, gab die Masse der Wloom zurück.
    Seng nahm ihre Botschaften wahr und war tief bewegt von der Woge der Anteilnahme und Sympathie, die ihn begleitete.
    Das Volk wird mir folgen , dachte er. Und das war für jeden Anführer das Entscheidende.
     
    *
     
    Als die Feier längst vorbei war und Seng sich in den Hort des Wissens zurückgezogen hatte, um in den Überlieferungen zu stöbern, kam ein relativ junger Kundschafter zu ihm. Er hatte mehrere Planetentage an der Oberfläche hinter sich. Seine Zellen waren bis auf das Äußerste belastet, das konnte Seng deutlich wahrnehmen.
    Aber sie würden sich zweifellos regenerieren, wenn er sich jetzt für längere Zeit nicht mehr der Strahlung aussetzte. Schließlich waren die Wloom ja nicht so schrecklich empfindlich wie die schmächtigen Fremden , denen Seng begegnet war.
    Seng hatte noch oft an diese Fremden zurückgedacht.
    Als sie die Welt der Wloom verlassen hatten, hatte er zwar einerseits seinen Auftrag erfüllt, aber eine zweite Hälfte in ihm fand es schade, dass sie ihm nicht mehr als Dialogpartner zur Verfügung standen. Auch wenn sie mit den Wesen verwandt waren, die seine Welt zerstört hatten, den Austausch mit ihnen hatte Seng nämlich durchaus als interessant und bereichernd empfunden. Er bedauerte es trotz seiner Schuldgefühle zutiefst, dass er ihn nicht hatte fortsetzen können.
    So oder so – die Sicherheit der Bibliothek und des Wloom-Volkes war dadurch gewährleistet worden. Und das war schließlich auch nicht zu unterschätzen.
    ›Wir sind zu wenige, als dass wir irgendein Risiko eingehen könnten!‹ – so hatte sich der alte Anführer Fang immer geäußert. Bei Dutzenden von Gelegenheiten hatte er diesen Punkt immer wieder herausgestellt. Die Gefahr sei einfach zu groß, dass die Wloom nach der nächsten Katastrophe gar nicht mehr existierten. Nicht einmal ein Schreiber, der noch vom Schicksal der Ermordeten berichten konnte.
    Und im Grunde genommen musste Seng ihm in diesem Punkt recht geben, so sehr er es sich auch gewünscht hätte, den Dialog mit den Fremden seinerzeit fortsetzen zu können. Aber das waren Gedanken, die ihn nur in Gefahr brachten, beim nächsten Mal vielleicht der Versuchung zu erliegen und sich dem ungehemmten geistigen Austausch hinzugeben. Das mochte anregend für den eigenen Geist sein – aber zu welchem Preis! Nein, alle diejenigen, die davor eindringlich warnten, hatten recht. Und auch wenn Seng zeitweilig daran etwas gezweifelt haben mochte – jetzt tat er es nicht mehr. Jetzt war er davon überzeugt, dass das Volk der Wloom nur auf sich gestellt und ohne den Kontakt zu Außenweltlern überleben und seine Bibliothek bewahren konnte.
    Der junge Kundschafter näherte sich dem neuen Anführer. Die Tentakel machten keinerlei ausholende Bewegungen. Das hätte in Anwesenheit einer so großen Autoritätsperson, wie sie der Anführer nun einmal darstellte, mehr als unziemlich gewirkt. Der Kundschafter wartete geduldig, bis der Ehrwürdige sich ihm zuwandte. Als neuer Anführer wäre es für Seng unziemlich gewesen, den Kundschafter sofort dazu aufzufordern, seinen Bericht abzugeben. Seng

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