Sternenfaust - 078 - Der Flug der PHOENIX (2 of 2)
sowieso nur einen Bruchteil der Wurzelbücher aufnehmen können, die hier lagern. Wir brauchen also über diese Möglichkeit gar nicht erst zu spekulieren.«
»Bleibt also nur ein Komplett-Scan!«, sagte Frost. »Sowas habe ich mir schon gedacht.«
Von Schlichten nickte. »Am besten wird sein, die STERNENFAUST in eine geostationäre Umlaufbahn zu bringen, sodass die Scan-Daten direkt auf den Bordrechner gespielt werden können.«
MacShane unterbrach ihn ungerührt. »Aber selbst dann kann niemand sagen, ob das Material erstens vollständig und zweitens brauchbar ist. Und außerdem ist neben der Verständlichkeit und den Strahlenschäden ja auch das Alter ein Risikofaktor. Selbst wenn sich der Text übersetzen lässt – es ist noch lange nicht garantiert, dass wir ihn verstehen.«
Frost aktivierte ihren Kommunikator und schaltete eine Konferenz mit van Deyk und Santos, um die aktuelle Lage zu besprechen.
Dana fasste die Ergebnisse hastig zusammen.
»Ich fürchte, die Hestan werden uns kaum Zeit genug lassen, um tatsächlich die gesamten Wurzelbücher zu scannen. Noch dazu in einer Qualität, in der wir am Ende tatsächlich exakte virtuelle Kopien haben, an denen geforscht werden kann«, kommentierte van Deyk. »Das Risiko ist sowieso sehr groß und es ist keineswegs klar, ob wir am Ende nicht wertloses Zeug bekommen, weil in der letzten Million Jahre so viele Schreibfehler aufgetreten sind, dass wir mit den Daten nichts anfangen können.«
»Wir werden die ältesten Wurzelbücher zuerst scannen«, schlug Frost vor. »Das gesamte Material können wir ohnehin nicht erfassen, denn die Information hat sich nahezu auf den gesamten Baumbestand des Planeten ausgedehnt.«
»Geht es darum, möglichst alte Baum-DNA zu bekommen?«, fragte Santos. »Die liegt hier direkt unter uns im Sumpf. Und zwar in jedem Stadium der endgültigen Konservierung.«
»Dann führen Sie doch sicherheitshalber einen zusätzlichen Scan durch«, ordnete Frost an. »Ich glaube zwar nicht, dass in dem Zeug, dass sich auf dem Grund des Sumpfes abgesetzt hat, wertvolle Daten oder gar eine vollständige Bibliothek gespeichert ist, aber wir bekommen auf diese Weise vielleicht wichtige Hinweise auf Fehler, die bei dem restlichen Material aufgetreten sind. Und was die Hestan angeht, hat Professor von Schlichten eine Idee. Sie ist zugegebenermaßen durch unsere Erlebnisse bei Kessira-Tamo inspiriert, aber wenn es hilft? …«
*
Van Deyk lehnte sich im Kommandantensessel zurück, als die nächste Transmission der Hestan eintraf. Die Schiffe waren in Kampfformation gegangen und befanden sich inzwischen auch in Schussweite. Aber sie zogen es bisher vor, ihre Strahlenwaffen nicht zu benutzen, obwohl sie eigentlich die Überlegenen waren. Wahrscheinlich, um die kugelförmigen Drohnen, die die Wloom die Himmelswächter nannten, nicht hervorzulocken.
Die Antwort-Transmission der Hestan war eine einzige Drohung. Wieder wurde lediglich eine Audiospur gesendet, auf der ein Hestan-Kommandant ungefähr fünf Minuten lang genüsslich ausmalte, auf welche Weise er die STERNENFAUST zu zerstören beabsichtigte.
Auf die DNA-Daten, die van Deyk übersendet hatte, ging dieser Kommandant nicht weiter ein. Es sah ganz so aus, als spielte in dieser Hestan-Kultur die genetische Abstammung eine nicht so entscheidende Rolle wie von van Deyk gehofft.
Der Erste Offizier der STERNENFAUST hatte den Befehl gegeben, den Plasma-Schirm zu aktivieren, der nach der letzten Schlacht inzwischen wieder mit hundertprozentiger Leistungsfähigkeit lief. Trotzdem, ein großer Trost war das nicht, wie Mutawesi bemerkte. Die Schutzfunktion, die im Ernstfall von ihm ausging, war angesichts dieser überlegenen Waffen, die die Hestan mit sich führten, mehr als fraglich.
Die Pyramidenschiffe waren jetzt nah genug, um nun auch im Unterlichtfunkbereich eine normale Unterhaltung führen zu können.
Van Deyk pokerte weiter. Immerhin ging es um die Besatzungen der beiden Landefähren und der PHOENIX, die noch nicht wieder an Bord waren. »Sie werden Ihre Waffen nicht einsetzen, weil Sie befürchten, dass dann die Wächterdrohnen aktiviert werden, deren Bewaffnung der Ihren mindestens so sehr überlegen ist wie ihre Bewaffnung der unseren.«
Von der anderen Seite kam keinerlei Antwort. Lieutenant Jamil versicherte aber, dass der Funkkanal nach wie vor freigeschaltet war.
»Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen heißt, aber bei uns nennt man das eine Patt-Situation«, stellte van Deyk
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