Sternenfaust - 079 - Fesseln der Angst (1 of 2)
umbringen, man will uns helfen! Alle hier sind um unser Wohlergehen bemüht. Es sind gut siebenhundert Menschen hier und niemand würde es wagen, sie einfach hinzurichten. Das ist das Virus, der Sie solche Sachen denken lässt. Sie haben doch in den Daten gelesen, wie es sich auf das Denken und Verhalten auswirkt. Es intensiviert unsere Ängste, macht uns paranoid. Durch die Auswirkungen auf das Gehirn kann es bis zum Verfolgungswahn kommen, und genau deshalb müssen wir ruhig bleiben und logisch vorgehen. Wir müssen uns zusammenreißen und dürfen uns nicht irgendwelchen Hirngespinsten hingeben. Haben Sie das verstanden?«
Emmi Summer nickte zögernd. Sie wischte sich mit der Hand über das feuchte Gesicht.
Dana sah angespannt in die Richtungen die Sixton verschwunden war. »Ich glaube, ich folge ihm besser. Wer weiß, was er vorhat.«
Emmis Augen waren riesig. »Pass auf dich auf, Dana. Er hasst dich.«
Dana wusste nicht, ob es am Virus lag, oder nicht, doch ihr kam plötzlich der Gedanke, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn Sixton auf der UNICORN von seinem Kabinengenossen erschossen worden wäre. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Solche Gedanken passten nicht zu ihr, ebenso wenig wie die blutigen Bilder, die sie immer wieder vor sich sah. Sie wünschte sich, Bruder William wäre hier, um mit ihm darüber reden zu können.
Oder Shesha’a! Ihre Freundin und Schwester kannte Rituale, mit denen man den Geist beruhigen konnte. Ja, Shesha’a fehlte ihr fast ebenso sehr wie die STERNENFAUST. Dana hatte kurz nach ihrer Ankunft zweimal vor dem Bergstrom-Funkgerät auf der Station gesessen. Und zweimal hatte sie es nicht über sich gebracht, mit der STERNENFAUST Kontakt aufzunehmen. Sie wollte ihre Crew nicht mit den aktuellen Ereignissen beunruhigen.
Lügnerin , dachte sie bitter. Du willst nur nicht, dass sie dich schwach sehen.
Es machte letztlich keinen Unterschied. Laut der offiziellen Meldungen befand sich Dana Frost auf dem Weg zu LEVIATHAN. Vielleicht war es besser, wenn diese Lüge vorerst aufrechterhalten wurde.
Dana ging den lichtdurchfluteten Gang hinunter, bis sie zum zweiten Aufenthaltsraum der Station kam. Aus dem Inneren drangen Stimmen. Als sie vor den Raum trat, blieb die Tür geschlossen, irgendjemand hatte den Automatismus zum Öffnen deaktiviert. Neugierig und beunruhigt legte Dana ihren Kopf an die Kunststofftür.
»Hast du die Abhörgeräte ausschalten können?« Das war doch Valmar Sixton.
Ein Mann antwortete. »Ja, Val. Ist alles erledigt. Die können uns hier nicht hören.«
»Ist überhaupt eine Schande, eine Krankenstation abzuhören. Verfluchte Schweine.«
Ein zweiter Mann. Wie viele waren da drin?
Dana drückte sich eng an das dünne Material der Gleittür. Sie hoffte, dass niemand sie hier beim Lauschen sah, aber sie war einfach zu neugierig und musste wissen, was Sixton plante. Schließlich war er genauso krank wie alle hier und wer wusste schon, zu was das Virus die Menschen hinriss …
»Ist doch nur ‘ne Sicherheitsmaßnahme«, murmelte Nummer 1.
Val schnaubte. »Das hier ist ein verdammter Hochsicherheitstrakt. Habt ihr den Hangar beim Einfliegen bemerkt? Drei Jäger haben die hier stehen! Star Wings der D-Klasse! Modernste Ausrüstung. Mit einer Gauss-Geschützkraft, die einen Mond in seine Teile pixelt. Ich sage euch, die wollen uns vernichten! Die Dronte haben das damals nicht anders gemacht, erinnert ihr euch? Die haben ihre eigenen Schiffe abgeschossen, damit sich das Virus nicht ausbreitet! Und nur deshalb hat diese Quarantine Base Star-Corps-Jäger. Um Flüchtende zu erschießen!«
Zustimmendes Gemurmel erklang.
»Aber das lassen wir uns nicht bieten.« Sixton schlug gegen die Gleittür, auf Höhe von Danas Ohr, und Dana zuckte erschrocken zurück. Ihr Herz raste. »Die haben nicht mit uns gerechnet! Noch ist die Station nicht voll besetzt. Zumindest habe ich keine militärischen Einheiten gesehen und konnte von einer Schwester erfahren, dass die Piloten ihren Dienst erst in sechs Wochen antreten sollen. In Sektor B gibt es sogar noch Baumaßnahmen. Wir sollten unsere Chance nutzen, bevor die Piloten hier ankommen!«
»Genau«, meinte eine vierte Stimme. »Wir werden vorher von hier verschwinden, ganz einfach.«
»Aber wenn das Virus tatsächlich von den Dronte ist …?«, entgegnete Nummer 1. »Dann werden wir eine Seuche ausbreiten …«
Val lachte böse. »In dem Fall solltest du es machen wie Rakiri Perc und versuchen, dich zu erschießen,
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