Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat
hier vor ihr!
Keine zwei Minuten später war sie bereits auf dem Weg zu Gregor Rudenko.
*
Besster Parks deute eine kurze Verbeugung an. Sein Gegenüber übersah diese Höflichkeit geflissentlich und starrte auch weiter auf den malerischen Lake Benell, der von Ulmen- und Tannenwäldern eingerahmt war.
»Kann ich noch etwas für Sie tun, Lord Manager Diaz?« Parks war einer der engsten Berater von Gregor Rudenko, dem Ratsvorsitzenden der Solaren Welten, und organisierte zusammen mit dessen Sekretärin und Sicherheitschefin Valentina Duchamp den Tagesablauf des Politikers. In seiner Funktion als Überwacher des »besonderen Gastes« der Solaren Welten (und nichts anderes war Diaz seit seiner unfreiwilligen Absetzung als Regierungschef der Genetics), war Besster Parks außerdem Wächter, geschulter Einzelkämpfer und Butler in einer Person; in allen drei Funktionen erfüllte er die höchsten Ansprüche, daher war ihm – neben seinen normalen Aufgaben – zeitweise dieser Posten zugewiesen worden.
Jurij R. Diaz war längst nicht mehr der Lord Manager der Genetics, dafür hatten bestimmte Kräfte aus seinem eigenen Volk gesorgt. Diaz war von einer Entwicklung eingeholt und überrollt worden, die für ihn selbst immer absolute Selbstverständlichkeit gewesen war: Das Neue, das Bessere ersetzte seine Vorgänger – ohne Rücksicht auf Personen oder den Status derselben.
Die Genetics spielten Gott … So sahen das auch heute noch die meisten Bewohner der Solaren Welten. Die Experimente und bioinformatischen »Arbeiten« auf den Heimatwelten der Genetics – Epikur, Darelis und Einstein – gingen dem Empfinden vieler nach zu weit.
Die Genetics griffen der eigenen Evolution vor, und das in einer Art und Weise, die zwischen ihnen und anderen Menschen ganz einfach zu einer schier unüberbrückbaren Diskrepanz führen musste. Die Genetics selbst taten nichts, um diese Entwicklung abzuschwächen, geschweige denn, sie zu ändern; im Gegenteil. Ihre daraus resultierende Arroganz hatte unerträgliche Züge, die sie zu genießen schienen.
Jurij R. Diaz hatte sich mit Härte und höchster geistiger Aufstockung an der Macht gehalten, die er nicht abzugeben bereit gewesen war. Aber bereit oder nicht – man hatte ihn einfach abgelöst, da sein Modell überholt war. Im Hinblick auf eine genetische Optimierung gab es keine Grenzen. Offensichtlich auch nicht bei ihm.
Heute erinnerte sich Diaz nicht einmal mehr an den Namen seines Nachfolgers. Oder war es eine Frau gewesen? Gleichgültig – er oder sie hatte angeordnet, den ehemaligen Lord Manager auf einen Steinbrocken irgendwo im All zu bringen. Der Name der Welt war Mining X , ein seiner Bodenschätze nahezu beraubter Planet, um den sich niemand mehr scherte. Der perfekte Ort, um dort die Genetics unterzubringen, die sich mit der Tatsache nicht abfinden wollten, dass sie nicht mehr gebraucht wurden.
Jurij R. Diaz war sofort klar gewesen, dass er schnell handeln musste, wenn er den Rest seines Lebens nicht im toten Raum weitab von den Brennpunkten der Galaxis verbringen wollte, an denen Geschichte geschrieben wurde. Dazu noch umgeben von Gescheiterten und Abgeschobenen. Das wollte er verhindern, auch dann, wenn er sich dafür in die Hände von denen begeben musste, auf die er nur mit Verachtung heruntersah: den Menschen der Erde, die für ihn doch nicht viel mehr als dumme Kinder waren.
Asylant war eine Bezeichnung, die Diaz überhaupt nicht behagte, doch er hatte keine andere Wahl gehabt.
Jurij R. Diaz wandte sich kurz seinem »Frosch« zu, wie er seinen Bewacher an den Tagen nannte, die er nicht dumpf brütend und stattdessen fieberhaft Pläne schmiedend verbrachte – die wenigen Tage also, an denen man Diaz durchaus als gut gelaunt bezeichnen konnte. Es gab allerdings nur wenige davon, seit er hier eingesperrt worden war.
Besster Parks war ein hoch qualifizierter Mann, doch sein Interesse an Literatur und Musik ging stark auf null zu. Für solche Dinge blieb ihm einfach keine Zeit – erst recht, wenn es um altmodische Formen wie Oper und Operette ging. Er wusste nicht, dass Diaz mit dem Namen »Frosch« auf eine Figur aus der Operette Die Fledermaus anspielte; für Diaz waren diese altterranischen Kunstformen eine Art Hobby, dem er nachging, wann immer ihm die Muße dazu blieb.
Der Frosch war in dieser Operette als Sprechrolle angelegt – ein nicht sonderlich beeindruckender Gefängniswärter. So sah für Diaz Parks aus. Doch der ehemalige Lord Manager sah
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