Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger
Diplomatique wird wohl ohne dich auskommen müssen.
Wanda Ndogo schloss die Augen, als das erste Tier sie ansprang und sich in ihrem Arm verbiss …
*
Sun-Tarin bremste so hart, dass er sich den Schnabel an der Konsolenschaltfläche anstieß. Er trat die automatisch öffnende Tür auf, damit es schneller ging. Er rannte, wie er seit Monaten nicht mehr gerannt war. Noch im Laufen erschoss er die ersten fünf der elf Tiere, die sich um die reglos am Boden liegende Menschenfrau geschart hatten.
Nein! Wanda! Du darfst nicht tot sein!
Warum hatte Wanda den schützenden Eran verlassen? Was war sie nur für ein verdammter Sturkopf?
Die restlichen Jendanos ließen von ihrer Beute ab, warfen sich herum, um sich zischend dem neu erschienenen Feind zu stellen. Sie verendeten in wimmernden Schreien, noch ehe er Wanda erreicht hatte. Sun-Tarin zog eine der toten Kreaturen von Wandas Körper und warf sie mit einer Fußklaue gegen die Wand, dass sein Panzer krachte. Er ließ sich nach hinten auf die Knie sinken, versuchte mit einer Klaue Wandas Puls zu fühlen. Da sah er die silberne Tasche, die neben ihr auf dem Boden lag. Er packte sie, riss sie auf und holte das Gegengift hervor, das in einer eingeschweißten Zedanos , einer Spritze, verpackt war. Aber Wanda war ein Mensch. Würde sie das krampflösende Mittel vertragen?
Er starrte in ihr blau anlaufendes Gesicht, riss die Spritze aus der Verpackung, stieß die Hohlnadel in Wandas dunkle Haut und betete zu Gott.
*
Wandas Augen öffneten sich zögernd, als würde sie dem wiederkehrenden Leben in sich noch nicht trauen.
Sie sah das verschwommene Gesicht eines Kridan über sich. Ihre Gedanken wurden in eine Welt zurückgerissen, die brutaler und vernichtender nicht sein konnte. Sie war auf einem Planeten im kridanischen Reich. Sun-Tarin hatte sie entführt, sie war geflohen und nun waren sie gekommen, um sie zurückzuholen. Um sie zu foltern und um Dinge aus ihr herauszupressen, die sie nicht wusste, weil sie erfunden waren, wilde Spekulationen ohne Grundlage, zusammengesponnen von ein paar Fanatikern. Und von Sun-Tarin.
Wandas Herz schmerzte mehr als ihre Lungen. Sah der Geierkopf über ihr nicht sogar aus wie Sun-Tarin? War er es sogar selbst? War der vermeintliche Freund am Ende selbst gekommen, um ihr den Rest zu geben?
Wanda fühlte etwas in ihrer Hand. Kühl. Machtvoll. Eine Waffe. Sie schaffte es, sie nach oben zu reißen. Ohne Zögern drückte sie ab. Mehrmals. Das hohe Sirren klang wie ein Lied der Freude. Sie traf dem Kridan, der neben ihr kniete, in die Brust. Sie hörte ihn aufkrächzen, während er nach hinten gerissen wurde. »Wanda …«
»Verräter«, keuchte Wanda Ndogo mit letzter Kraft.
Dann verlor sie das Bewusstsein.
*
An Bord der STERNENFAUST herrschte eine seltsame Mischung aus Grabesstimmung und verzweifelter Hoffnung. Dana konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Sun-Tarin eine Botschaft auf eine derart komplizierte Weise hinterlassen hatte. Ihre Art wäre das nicht gewesen. Aber du bist auch kein Kridan und schon gar nicht Sun-Tarin , rief sie sich in Erinnerung.
Briggs hatte das kleine Gerät abgeschaltet, das Sun-Tarin im Inneren einer Handfeuerwaffe versteckt hatte. Einige Sekunden herrschte Schweigen auf der Brücke. Dann leuchtete auf Jeffersons Konsole plötzlich ein kaltes blaues Licht auf. Aus einer winzigen Linse wurden bläuliche Lichtpunkte geworfen.
»Was ist das?«, brach Dana das Schweigen.
Neben ihr verknotete Bruder William nervös seine Hände ineinander.
Jefferson sah zu ihr, dem Christophorer und van Deyk, der es sich nicht hatte nehmen lassen, bei dem Versuch ebenfalls anwesend zu sein.
Jefferson trug seine Spezialbrille, die es ihm ermöglichte zu erkennen, was Dana und die anderen sahen. Er hob das fingernagelgroße Gerät an und richtete die austretenden blauen Flecken auf den ausgeschalteten Screen. Vor dem schwarzen Hintergrund ließ sich ganz eindeutig erkennen, was das blaue Licht zu bedeuten hatte.
»Es ist eine Nachricht, die erst vor wenigen Stunden abgeschickt wurde. Es sind Koordinaten.«
»Anscheinend wusste Sun-Tarin selbst nicht, wohin die Reise geht«, meinte van Deyk mit grimmiger Freude. »Aber er hat einen Weg gefunden, sich uns mitzuteilen.«
Dana schaute zu Bruder William, der aussah, als wolle er sich am liebsten vor Erleichterung bekreuzigen.
»Das war eine großartige Leistung, Bruder William. Briggs, überprüfen Sie die Koordinaten.«
»Sofort.«
Dana
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