Sternenfaust - 084 - Der Fremde
uns echte Sorgen machen würden. Wir bleiben in Verbindung, unsere Techniker würden sich sicher außerdem gern austauschen.«
»Aber natürlich, ich gebe das weiter, Captain Barus.«
Dana Frost unterbrach die Verbindung und gab Lieutenant John Santos die Anweisung, den ursprünglichen Kurs wieder aufzunehmen.
Van Deyk machte ein zerknirschtes Gesicht. »Danke, dass Sie die Schuld an der Situation so komplett auf sich nehmen, Captain«, stellte er unumwunden fest. Sie saßen im Besprechungszimmer hinter der Brücke und waren unter sich, sodass er offen sprechen konnte.
Dana schüttelte überrascht den Kopf. »Schuld auf mich nehmen? Ich finde, Sie haben absolut das Richtige getan, I.O.«
»Nun, Ma’am, ich war der Leiter des Außenteams, und es war in letzter Konsequenz meine Entscheidung, die Stasiskammer abzumontieren und mitzunehmen.«
»Worin ich kein schuldhaftes Verhalten erkennen kann. Wir hatten die Wahl, ihn mitzunehmen oder sterben zu lassen. Leider sind wir mit einem klaren Auftrag hier, und der besteht hauptsächlich daraus, unter Lebensgefahr herauszufinden, wer diese Sonden geschickt haben könnte. Es könnte ja sein, dass der Unbekannte etwas darüber weiß.«
Van Deyk nickte grimmig. »Nun, das kann man offenbar unterschiedlich auffassen. Dr. Tregarde und Chip sind offenbar dagegen, dass wir so ein Risiko auf uns genommen haben.«
»Ich nehme mal an, Dr. Tregarde hat gute Argumente vorgebracht. Und Sie waren dann dennoch der Überzeugung, dass Ihre Entscheidung in der Situation das Beste wäre.«
Van Deyk schüttelte den Kopf. »Nun ja. Das ist eben die Frage. Gilt in so einer Situation Vernunft oder doch eher die Ethik? In so einer Situation kann man das eigentlich nur aus dem Bauch heraus beantworten.«
Dana schwieg einen Moment. »Nun, Commander«, sagte sie schließlich, »ich glaube, eine letztendlich gültige Antwort kann man darauf nicht geben. Wir haben ihn nun einmal mitgenommen. Fakt ist, dass niemand von uns weiß, was das Schiff getan hätte oder nicht, wenn Sie die Stasiskammer nicht entfernt hätten. Der Unbekannte lebte, ihn dem sicheren Tod zu überlassen, kann uns und Ihnen niemand zum Vorwurf machen.«
Van Deyk atmete tief durch. Als er damals sein Kommando über die DAEDALOS verloren hatte und um zwei Stufen degradiert der STERNENFAUST zugeteilt worden war, hatte er große Schwierigkeiten gehabt, sich unter das Kommando einer jungen Offizierin zu fügen, die sechzehn Jahre jünger und gerade erst in die Akademie eingetreten war, als er bereits sein erstes eigenes Kommando geführt hatte. Doch Dana Frost hatte sich schon nach relativ kurzer Zeit seinen Respekt erworben. Inzwischen war er der Überzeugung, niemals mit einem besseren Kommandanten zusammengearbeitet zu haben.
*
Es dauerte über 12 Stunden, bis der Fremde erneut die Augen öffnete.
Bruder William merkte es zuerst an dem beinahe lautlosen Piepen, dass die Diagnosemodule, an die der Patient angeschlossen war, von sich gaben.
Aufgeregt wandte sich der junge Mönch von der wissenschaftlichen Abhandlung, die er gerade durchgearbeitet hatte, ab und dem Unbekannten zu.
Der schien auf der Stelle zu spüren, dass da jemand neben ihm saß, dessen Aufmerksamkeit sich auf ihn und niemanden sonst richtete. Beinahe sofort entstand zwischen dem Christophorer und dem Unbekannten ein Blickkontakt. Das muss Tregarde also gefühlt haben. Es ist beinahe so, als wollte der Unbekannte mit mir kommunizieren! Der Doktor hatte nicht unrecht – der Blick des Fremden wirkt auf mich wirklich ein wenig so, wie ich Denuur seinerzeit auf seiner Station empfunden habe!
William versuchte, seine Konzentration von den seltsam grüngelben Augen des Mannes vor ihm darauf zu lenken, wie man sich wohl am besten verständigen konnte. Er dachte daran, dass Tregarde gesagt hatte, dass der Fremde wohl durchaus in der Lage war, Worte zu bilden und zu sprechen.
Er zeigte auf sich selbst. »Ich bin Bruder William. Bruder William. « Der Christophorer lächelte und wiederholte seinen Namen noch ein paar Mal. Dann wies er mit dem Finger auf den Unbekannten und gab seinem Gesicht einen fragenden Ausdruck.
Der Fremde schien zu verstehen. Sein Gesicht bekam einen Ausdruck, den Bruder William unwillkürlich als basses Erstaunen interpretierte. Der Fremde öffnete den Mund, doch nur ein heiseres Krächzen kam heraus. Er schwieg wieder und sah Bruder William hilflos an. »Oh!«, fiel dem jungen Mönch ein. »Sie sind sicher durstig.« Er stand
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