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Sternenfaust - 084 - Der Fremde

Sternenfaust - 084 - Der Fremde

Titel: Sternenfaust - 084 - Der Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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wissenschaftlichen Bericht über die Sprachenvielfalt auf der Erde und eine mögliche gemeinsame Ursprache.
    Es klang im ersten Moment albern, aber der Christophorer hatte die Idee gehabt, dass bei den auffallenden genetischen Übereinstimmungen des Fremden mit den Menschen eine möglicherweise ähnliche Sprachentwicklung gar nicht so abwegig war. Etwas darüber zu lesen, schien immerhin nicht verkehrt zu sein.
    Doch Williams Gedanken kehrten von dem Artikel, den Yngvar MacShane ihm gegeben hatte, immer wieder zum Fremden zurück. Scheinbar war er anfangs gar nicht in der Lage gewesen zu begreifen, dass es sich bei der STERNENFAUST um ein Raumschiff handelte, das durchs All flog. Erst als man ihm auf den Bildschirmen zeigte, was die STERNENFAUST war, ließ seine Mimik und Gestik darauf schließen, dass er fasziniert versuchte, zu verstehen, nach welchem Prinzip die STERNENFAUST angetrieben wurde und wie die Bildschirme funktionierten.
    Außerdem schien er sich bis zu dem Moment gar nicht bewusst gewesen zu sein, dass die Konsolen und Stationen, die er gesehen hatte, Computer waren. Seiner in der Regel sehr sparsamen Gestik nach zu urteilen hielt er die Computer wohl für derart fremd, vielleicht auch primitiv, dass er sie zunächst gar nicht als solche erkannt hatte. Falls Williams Vermutung zutraf, ging es ihm damit wahrscheinlich ähnlich wie jemandem, der nur stimmgesteuerte Textverarbeitungssysteme kannte, die keine Tastatur brauchten und der zum ersten Mal im Leben eine antiquierte Schreibmaschine sah, von der er sich nicht vorstellen konnte, dass man mit so einem Ding früher auch hatte schreiben können.
    Ob er die Computer mittlerweile als solche begriffen hatte, war Bruder William nach wie vor nicht klar. Er schien zu verstehen, dass es sich bei diesen Geräten um Informations- und Wissensspeicher handelte, die rudimentär einem Gehirn glichen, auch wenn die Störungen in den verschiedenen Systemen in den vergangenen Stunden immer heftiger geworden waren und Bruder William schon allein deshalb nicht wusste, was der Fremde wohl über diese Geräte denken mochte.
    Zuerst hatten Rana Quaid und Lieutenant Jeffersons Team diese Störungen darauf geschoben, dass man sich in der Nähe eines Materienebels befand, der die Funktionen allgemein störte. Doch seit einigen Stunden befanden sich die STERNENFAUST und die SONNENWIND nun auf der Beschleunigungsstrecke, die sie schon bald in den Bergstromraum katapultieren würde. Reena McKee und Jefferson hatten vorgeschlagen, noch eine Weile im Einsteinraum zu verbringen, doch Captain Frost hatte nur zugestimmt, den Beschleunigungsflug zur genaueren Diagnose zu verlängern, damit man nicht noch mehr Zeit verlor.
    Jetzt saßen Yngvar MacShane und der Fremde immer noch – oder vielmehr schon wieder – in dessen Kabine, in die der Unbekannte mittlerweile gezogen war, und tauschten mit unermüdlicher Begeisterung Vokabeln aus, wofür Bruder William sie neidlos bewunderte. Es schien, als hätten die beiden im jeweils Anderen eine verwandte Seele gefunden, und der Christophorer kam sich ein wenig überflüssig vor, weshalb er sich eine Stunde Entspannung gönnte. Er hob erneut sein Datenpad, und versuchte, sich auf den Artikel zu konzentrieren. Doch er kam nicht weit – mit einem Mal war der Artikel auf dem Pad verschwunden, nur noch eine einheitlich blaue Fläche war auf dem kleinen Bildschirm zu sehen.
    Seit wann hängen sich Datenpads denn auf? Stirnrunzelnd schaltete Bruder William das Gerät aus und wieder ein. Der Artikel war wieder da, als sei nie etwas gewesen. Für eine Sekunde noch starrte der junge Mönch perplex auf seinen Datenträger, und sah sich dann, wie um sich zu überzeugen, dass alles sonst in Ordnung war, in der Messe um.
    Erstaunt sah er, dass Kendra Scott mit grimmigem Gesicht am Getränkeautomaten stand und mit der flachen Hand auf die Seite des mannsgroßen Geräts schlug.
    »Gibt es Probleme, Dr. Scott?«
    »Ach!«, ärgerte sich die zierliche junge Frau mit den kurzen roten Haaren. »Erst nervt mich mein Chef den ganzen Tag, dann fallen auf der Medostation ständig die Geräte aus oder sind gestört, dann zickt hier jetzt auch noch der Getränkeautomat rum! Und dabei hatte ich mich so auf einen Pfefferminzkakao gefreut!«
    Bruder William überlegte kurz, ob er Kendra etwas Tröstendes zu Tregarde sagen sollte. Er hatte natürlich bemerkt, dass Tregarde ihr gegenüber nicht sehr freundlich war. William glaubte zu wissen, woran das lag; Tregarde war

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