Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 084 - Der Fremde

Sternenfaust - 084 - Der Fremde

Titel: Sternenfaust - 084 - Der Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
Vom Netzwerk:
auf, goss dem Fremden ein Glas Wasser ein und reichte es ihm.
    Der nahm es mit einem dankbaren Blick und trank.
    Bruder William wartete noch ab und wies dann wieder auf sich. »Ich bin Bruder William. Und Sie?«
    Der Fremde sagte etwas, was sich entfernt wie Bruder Williams Name anhörte. Er scheint das Sprechen wirklich nicht gewöhnt zu sein , dachte der Christophorer unwillkürlich. Selbst wenn man in Betracht zieht, das der Unbekannte über 40.000 Jahre in Stasis verbracht hat, scheint es ihm generell schwerzufallen, seine Sprechorgane zu benutzen!
    Der Fremde wies jetzt auf sich und gab eine Tonfolge von sich, die so lang war, dass Bruder William hilflos auflachte. Diesen Klang konnte er unmöglich wiedergeben, obwohl der Fremde ihn sofort mehrfach wiederholte. Das kann ja heiter werden , dachte Bruder William nach mehreren vergeblichen Versuchen ratlos, nach denen er und der Fremde schließlich aufgegeben hatten.
    Sie brauchten in der Tat Hilfe von einem Experten.
    Der Christophorer stand, nachdem er dem Fremden noch ein freundliches Lächeln geschenkt hatte, auf, um Yngvar MacShane zu rufen.
     
    *
     
    Je nach der Komplexität einer Sprache dauert es in der Regel zwischen zehn Minuten und einer halben Stunde, bis ein Standard-Translator-Modell der Solaren Welten, wie er auch im Star Corps verwendet wird, erste Worte und Satzfragmente übersetzen kann. Mit zunehmender Datenfülle fügen sich diese immer mehr und immer schneller zu ganzen Sätzen und Texten. Selbst bei komplizierten Sprachen dauert es höchstens 12 Stunden, bis man sich leidlich verständigen kann.
    So erwarteten weder Dr. Tregarde, Dr. Jennings, Bruder William noch der Kryptologe Yngvar MacShane große Schwierigkeiten dabei, sich mit dem Unbekannten zu verständigen, wenn man ihm erst einmal begreiflich gemacht hatte, dass sich die Menschen mit gesprochener Sprache verständigten.
    Doch das erwies sich schwieriger als gedacht. Zwar dauerte es nicht lang, bis er verstand, dass das Gerät helfen sollte, sich verständlich zu machen. Doch auch nach einigen Stunden, in denen man versucht hatte, den Fremden immer wieder zum Reden zu bringen, wies das Gerät entweder starke Störungen in Form von weißem Rauschen auf oder übersetzte scheinbar nur unsinnige Sätze.
    Inzwischen ging es dem Unbekannten immer besser, er hatte bereits etwas zu sich genommen und beschäftigte sich gerade mit einer Mahlzeit, die seinem durch die lange Stasis noch nicht wieder in Schwung gekommenem Stoffwechsel angemessen war.
    MacShane, Bruder William und Tregarde hatten sich in eine Ecke der Medostation zurückgezogen und besprachen die Lage.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Bruder William. »Der Translator scheint immer wieder zu stocken, nichts, was er von sich gibt, scheint irgendeinen Sinn zu ergeben. Hat das Ding vielleicht einen Defekt?«
    »Aber nein«, widersprach MacShane gelassen und hörte fasziniert und mit einem beinahe entrückten Lächeln dem Fremden zu. »Wir haben es hier lediglich mit einer Sprache zu tun, die offenbar so komplex ist, dass der Translator sie nur schwer analysieren kann. Abgesehen davon scheint sich der Nebel negativ auf alles auszuwirken, was hier auf der STERNENFAUST per Elektrizität betrieben wird, beziehungsweise computergesteuert verläuft, so auch den Translator. Wahrscheinlich wird das besser, wenn wir erst im Bergstromraum sind.«
    »Lieutenant Jeffersons Team und Rana Quaid arbeiten bereits daran. Auf der SONNENWIND sind die Störungen interessanterweise nicht so stark«, bemerkte Dr. Tregarde. »Aber das überlassen wir wohl besser Miss Quaid. – Ich muss gestehen, dass ich nicht begreife, wie eine Sprache so kompliziert sein kann. Man möchte doch meinen, dass derartige Überlegungen bei der Entwicklung des Translators in die Programmierung eingeflossen sind«, fügte er dann direkt an MacShane gewandt hinzu.
    »Vielleicht liegt es daran, dass man mich seinerzeit nicht zu Rate gezogen hat«, meinte Yngvar belustigt und erntete ein kurzes Lachen von Dr. Tregarde. Dann fuhr er, begeistert davon, einen interessierten Zuhörer vor sich zu haben, fort. »Vor der Einführung des Solar als der Einheitssprache auf der Erde gab es bekanntlich eine Menge Sprachen und Dialekte, die teilweise völlig unterschiedlich aufgebaut waren. Zum Beispiel besaßen die Inuit über zwanzig verschiedene Wörter für Schnee. Im Jubar zum Beispiel gibt es allein 55 unterschiedliche Wörter für die 3. Person Plural, abhängig davon, ob eine Gruppe

Weitere Kostenlose Bücher