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Sternenfaust - 089 - Sirius III

Sternenfaust - 089 - Sirius III

Titel: Sternenfaust - 089 - Sirius III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Quelle von allem. Im Anfang war das Wort. Der Logos. Die Information. Die Abweichung von der Erstarrung der absoluten Kälte und der totalen Entropie. In dieser Information zeigt sich die Geheime Gestalt, aber es bedarf des geschulten Geistes, um sie zu erkennen. Wie Sehende unter Blinden werdet ihr sein und die Gedanken anderer Geschöpfe – seien sie nun Menschen oder Andere – mögen euch bisweilen wie ein offenes Buch erscheinen. Geht den Weg des Friedens, des Verständnisses und der Kooperation auch dann, wenn euch der Rest des belebten Universums weismachen will, dass dies ein Irrweg sei, der in die Selbstaufgabe und in den Untergang führt. Das Gegenteil ist der Fall. Pontifex nannten die Römer ihren obersten Priester – den Brückenbauer. So seid auch ihr Brückenbauer – sowohl in die Welt des Geistes als auch zwischen sich unversöhnlich gegenüberstehenden Gruppen von Geschöpfen, von denen jede Seite auf der Seite der Wahrheit und des Guten zu stehen vermeint.
    »Es wird schwer werden, diesem Vermächtnis gerecht zu werden«, sagte eine Stimme links von Meister Barentius.
    Barentius erkannte diese Stimme sofort. Sie gehörte Meister Leon. Barentius wusste, dass Meister Leon die Berufung des neuen Abtes hinter den Kulissen maßgeblich beeinflusst hatte. Der Abt wurde durch das Kollegium der Meister bestimmt und zwar nur im Konsens. Alle Äbte nach dem Tod von Mboto Marewo waren auf diese Weise bestimmt worden und oft hatte man um den nötigen Konsens hart gerungen. Aber auf Grund der besonderen Fähigkeiten der Christophorer, ihre Spiegelneuronen gezielt einzusetzen und sich in das jeweilige Gegenüber hineinzufühlen, war am Ende immer eine Lösung gefunden worden, mit der alle einverstanden waren.
    Meister Leon war grauhaarig. Das Gesicht hager, die Augen hatten etwas Falkenhaftes. Seine Haut wirkte wettergegerbt. Das aggressive Licht der beiden Sirius-Sonnen, deren Strahlung gerade in den höhergelegenen Gebirgsregionen der Krater ziemlich intensiv war, hatte sie ledrig werden lassen. Das Alter hingegen hatte für ein reliefartiges Faltenmuster gesorgt. Niemand wusste genau, wie alt Meister Leon war. Aber es stand fest, dass er die im Jahr 2254 durchschnittliche Lebenserwartung von 110 Jahren wohl schon deutlich überschritten hatte.
    »Es ist kein Zufall, dass wir am Corps Diplomatique beteiligt worden sind«, sagte Meister Leon. »Obwohl zweifellos auf unserer Seite das größte Maß an diplomatischer Kompetenz versammelt ist, das es im Umkreis von tausend Lichtjahren und mehr gibt.«
    »Ich weiß«, murmelte Abt Barentius.
    »Kannst du dir den Grund dafür denken?«
    Barentius hob leicht die Schultern. Es ist wie früher , der sehr viel jüngere Barentius. Er war kaum halb so alt wie Meister Leon. Als Barentius in den Orden eintrat, war Leon längst Meister gewesen und hatte ihn unterrichtet, was sehr häufig in Form von Frage und Antwort geschah. Obwohl ich jetzt Abt bin, hat sich nichts daran geändert , Meister Barentius.
    Er war unter dem Namen Roger Barentson auf dem »Eisklotz« geboren worden, einem Zwergplaneten in der Peripherie des Sirius-Systems, auf dem es eine kleinere Prospektoren-Siedlung gab, die einfach nur Siedlung hieß. Eines Tages, als er gerade fünfzehn geworden war, waren die seltsamen Männer in den dunklen Kutten im Raumhafen der Siedlung gelandet. Sie hatten sich nach Roger Barentson erkundigt und ihm ein paar Fragen gestellt. Meister Barentius erinnerte sich noch sehr genau an jenen Moment.
    Seltsamerweise war Roger nicht überrascht gewesen, als sie aufgetaucht waren.
    Vom Christophorer-Orden hatte er bis dahin wenig gewusst. Für die Leute von Eisklotz waren das ein paar Spinner, die glücklicherweise hinter der Wand eines Kraters lebten, sodass sie der Allgemeinheit nicht auf die Nerven gingen.
    Unter den Kuttenträgern war auch Meister Leon gewesen.
    »Wir haben in dir die Zeichen erkannt«, hatte er gesagt.
    »Welche Zeichen?«, hatte der Junge, der später den Ordensnamen Barentius bekommen sollte, neugierig gefragt.
    »Du weißt, was ich meine. Wenn du tief genug dein Selbst erforschst, dann weißt du es. Falls es anders wäre, wärst du nicht der Richtige.«
    Roger Barentson hatte in jenem Augenblick schlucken müssen – aber es war ihm schlagartig klar geworden, dass der Mann in der Kutte recht hatte.
    Niemand auf Eisklotz hatte verstanden, weshalb sich Roger seit diesem Tag unbedingt dem Orden anschließen wollte. Aber Roger hatte genau gewusst, dass es das

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