Sternenfaust - 089 - Sirius III
einem Umkreis von 100 AE eine bereits stationierte Flotte so zu positionieren, dass man den Gegner gleich bei der Rückkehr ins Normaluniversum attackieren konnte.
Aber auf jeden Fall reichte diese Vorwarnzeit nicht aus, um Verstärkung aus anderen Systemen herbeizubeordern.
So hatte man spätestens seit der Tau Ceti-Krise von 2238 die lokalen Verteidigungskräfte sehr gestärkt, doch im Fall des Sirius hatte es niemals die befürchtete Invasion gegeben. Weder durch Kridan, noch durch die Dronte oder irgendein anderes Volk.
Eine ziemlich späte Feuertaufe also, die jetzt erfolgt , dachte Blesh Haensel, der den Befehl zum Einsatz einer Bergstrom-Sonde gab. Die Dinger waren zwar ziemlich teuer und normalerweise nur in Kampfverbänden des Star Corps im Einsatz, aber Blesh Haensel hatte es nach seinem Amtsantritt als Chef der Systemverteidigung zu seiner Bedingung gemacht, dass Bergstrom-Sonden in ausreichender Anzahl angeschafft wurden.
»Bergstrom-Sonde auf FRS-Rakete aus Silo 3 abgefeuert!«, meldete Pong Garrison.
»Gut«, murmelte Blesh Haensel.
Acht Stunden brauchte die Sonde, um auf vierzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen – den für den Eintritt in den Bergstrom-Raum erforderlichen Wert. Und bevor dieser Eintritt nicht erfolgt war, gab es auch logischerweise keine Daten aus dem Zwischenraum.
Für einige Stunden – wenn man Glück hatte bis zu einem halben Standard-Tag – würde die Sonde dann über einen Bergstrom-Kanal Daten aus dem Zwischenraum funken und herannahende Massen, die kurz vor dem Eintritt ins Normaluniversum standen, melden – bis dann irgendwann der Kontakt zur Sonde abriss und sie sich auf einer Reise ohne Wiederkehr verlor.
Vernünftigerweise musste man acht Stunden zuvor bereits die nächste Sonde auf die Reise geschickt haben, wenn man keine allzu große Lücke im Informationsfluss in Kauf nehmen wollte.
Blesh Haensel hoffte allerdings, dass die gerade abgeschossene Sonde nichts an Daten übermitteln würde. Das hätte nämlich bedeutet, dass es sich bei dem Aggressor vielleicht nur um ein einzelnes Schiff oder eine sehr kleine Flottille handelte, die durch die DOG STAR 12 entdeckt worden war und die man deshalb ausgeschaltet hatte.
Aber Blesh Haensels militärische Erfahrung aus mehreren Kriegen im Dienst des Star Corps sagte ihm, dass sich diese Hoffnung wahrscheinlich nicht erfüllen würde.
*
Bruder Daniel hatte das Grab des Alt-Sirianers wieder verschlossen. Nichts geschieht ohne Sinn. Gott fließt in allem. Der Logos ist in jedem einzelnen Quantum des Universums. Also ist auch der Zufall nur eine Illusion , die sich aus unserer menschlichen Perspektive ergibt. Einer Perspektive, die maßgeblich durch die Zeit bestimmt wird. Aber in der Welt der Quanten existiert die Zeit nicht, sondern nur unterschiedliche Zustände.
Bruder Daniel erhob sich.
Schlaf konnte er nicht finden. Die Nacht war so kalt, dass selbst sein Thermoanzug, der sich wie eine zweite Haut trug, offenbar nicht dagegen anheizen konnte. Ihn fröstelte. Er musste sich bewegen, aber andererseits war es unmöglich, bei diesen Lichtverhältnissen den Abstieg fortzusetzen.
Heißt es nicht, dass man sich auf seine inneren Sinne verlassen sollte? Alle Tests haben bestätigt, wie stark dieser Sinn bei dir ausgeprägt ist. Stärker als bei den meisten anderen, die in den Orden berufen wurden … Warum in aller Welt traust du diesem inneren Sinn dann nicht wirklich? Warum verlässt du dich nicht so darauf, wie es möglich wäre?
Vielleicht, so überlegte er weiter, war das der eigentliche Grund für seinen Aufenthalt hier oben in dieser Höhe. Er nutzte sein inneres Potenzial. Das war ihm schon lange klar. Zwar hatte er die Weihen eines Meisters empfangen und darüber hinaus gab es innerhalb des Ordens keine Prüfungen mehr, denen man sich unterwerfen musste. Der Meister stellt sich selbst die Anforderungen, an denen er wachsen will! , erinnerte sich Bruder Daniel an ein Axiom von Abt Mboto Marewo.
Wie wahr!
Bis zum Morgengrauen harrte Bruder Daniel in einer Art Lotussitz aus und konzentrierte sich darauf seine Körperfunktionen soweit zu kontrollieren, dass die Auskühlung auf ein Minimum reduziert wurde.
Dabei gab er sich ganz dem Gedankenstrom hin, der ihn erfasste. Den Strom des Bewusstseins, der ihn eine bunte Vielfalt von Bildern, Eindrücken, Gedanken und Stimmen gleichzeitig wahrnehmen ließ. Vergangenheit und Gegenwart mischten sich. Vielleicht auch die Zukunft. Mögliche
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