Sternenfaust - 089 - Sirius III
hervorspringende Kinnpartie auszeichnete. Haensel war früher Offizier im Star Corps gewesen und hatte unter anderen den Zerstörer SETORRO befehligt, bevor er den Dienst quittiert hatte und in die lokalen Verteidigungsstreitkräfte des Sirius eingetreten war.
Die Angelegenheit hatte in den gesamten Solaren Welten die Schlagzeilen der Netzdienste für ein paar Tage bestimmt. Blesh Haensel hatte den Dienst nämlich nach der Wahl von Gregor Rudenko zum Vorsitzenden des Hohen Rates quittiert, als dessen Pro Humanity -Koalitionspartner öffentlich einen Völkermord an den Dronte forderten. Daran hatte sich Haensel nicht beteiligen wollen. Schon vorher hatte es zwischen den Auffassungen der politischen Führung und seinen eigenen Ansichten einige Differenzen gegeben und so hatte er schließlich die Konsequenz gezogen.
Die Sirianische Systemverteidigung war natürlich froh gewesen, jemanden mit Blesh Haensels Qualifikation in ihre Reihen zu bekommen. Und für Haensel hatte die Sache auch ihr Positives: Faktisch hatte er in seiner gegenwärtigen Position keinen direkten Vorgesetzten mehr – abgesehen vom Systemgouverneur des Sirius.
Blesh Haensel atmete tief durch. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Der Ortungsoffizier war noch jung. Er hieß Pong Garrison und stammte aus Small Crater City auf Sirius III. Jemand, der sein System bisher noch nie verlassen hatte. »Soeben ist eines unserer Raumboote abgeschossen worden«, stellte er fassungslos fest.
»Geben Sie die Daten auf den Hauptschirm!«, wies Blesh Haensel den Ortungsoffizier an. »Ja, Sir.«
Eine schematische Systemübersicht erschien auf der Anzeigefläche. Die Daten wurden eingeblendet und die Position einer Explosion durch ein aufblinkendes Signal markiert. »Es ist die DOG STAR 12. Wir bekommen keinen Funkkontakt mehr. Die Kolonie auf Fe meldet sich ebenfalls nicht.«
»Signaturabgleich der Explosion?« hakte Blesh Haensel ungeduldig nach.
»Es bestehen Ähnlichkeiten zu einer Explosion nach Beschuss mit kridanischen Grasern«, stellte einer der anderen Ortungsoffiziere fest. »Differenz liegt aber über fünfzehn Prozent. Soll ich eine Anfrage an die Datenbank des Star Corps richten?«
»Tun Sie das!«, nickte Blesh Haensel.
Mehr als fünf Prozent Abweichung dürfen nicht sein , erinnerte sich der Colonel jener Richtlinie, die in diesen Fällen angewandt wurde. Mit einer Abweichung von bis zu fünf Prozent konnte man davon ausgehen, dass dasselbe Waffensystem angewandt worden war. Schließlich glichen auch kridanische Grasergeschütze sich nicht wie ein Ei dem anderen. Es gab verschiedene Formen und auch jedes einzelne Geschütz erzeugte beim Beschuss von Schiffen eine geringfügig differente Signatur. Aber fünfzehn Prozent ist zu viel. Der Beschuss kann nicht kridanischen Ursprungs sein.
»Suchen Sie nach sich bewegenden Objekten, deren Emissionen kridan-typisch sind. Nehmen Sie dabei auch Frachter und andere Schiffe unter die Lupe, die scheinbar in dieses System hineingehören …«, wandte sich Haensel nun an Pong Garrison.
»Glauben Sie wirklich …«
»Was?«
»Dass die Kridan uns angreifen?«
»Wollen Sie es ausschließen?«, fragte Haensel zurück. »Auf jeden Fall suchen wir nach einem Gegner, der unauffällig zu agieren versucht und sich im Schleichflug nähert. Funker?«
»Sir?«
»Etablieren Sie eine geschützte Leitung zum Systemgouverneur. Geben Sie außerdem einen allgemeinen Alarm für alle Einheiten.«
»In Ordnung, Sir«, bestätigte der Funker. »Das heißt wohl, dass es jetzt ernst wird.«
*
New Hope II, Tau Ceti, Sol-System, Wega, Alpha Pictoris …
In den Kriegen, die die Menschheit zwischen 2236 und dem heutigen Tag gegen Kridan, Dronte und andere außerirdische Völker geführt hatte, war es auf dem Gebiet der Solaren Welten immer wieder zu Invasionen gekommen. Das New Hope-System an der Grenze zum Niemandsland und Alpha Pictoris waren zwar periphere Gebiete, aber die anderen betroffenen Sterne lagen mitten im Herzland des von der Menschheit besiedelten Raumsektors. Nach einer Zwischenraumpassage konnte jeder Gegner letztlich urplötzlich überall innerhalb der Solaren Welten mit einer Flotte materialisieren. Selbst die Bergstrom-Sonden aus J’ebeem’scher Produktion hatten daran nichts geändert. Schließlich waren die nur dazu in der Lage, den voraussichtlichen Austrittspunkt eines herannahenden Raumschiffs zu bestimmen – und zwar erst relativ spät. So spät, dass es gerade noch dazu reichte, in
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