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Sternenfaust - 089 - Sirius III

Sternenfaust - 089 - Sirius III

Titel: Sternenfaust - 089 - Sirius III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Richtige für ihn war, es gab nicht den Hauch eines Zweifels. Weder bei ihm, noch bei jenen, die ihn erwählt hatten. Seinem Vater – einem einfachen Prospektor – hatten die Kuttenträger die Angelegenheit nur dadurch schmackhaft machen können, dass sie ihm von der neu gegründeten Brüderschule erzählten – der einzigen Universität im Umkreis mehrerer Lichtjahre. Die Ausbildung kostete für Novizen nichts. Nicht für die, die der Orden berufen hatte und von denen die Kuttenträger glaubten, dass sie das ganz besondere Begabungsprofil erfüllten, das den Christophorern eigen war.
    Das ist lange her , dachte Abt Barentius, der den Namen Roger Barentson nur noch vor dem Gesetz der Solaren Welten trug. Aber nicht mehr im täglichen Leben. Nicht einmal seine Frau nannte ihn Roger.
    »Der Punkt ist, dass man uns insgeheim verdächtigt, unsere eigenen Ziele zu verfolgen«, stellte Meister Leon fest.
    »Ich weiß«, murmelte Abt Barentius.
    Zwischen ihm und dem Mann, der einst sein Meister gewesen war und dem er jetzt als Abt vorstand, womit die spirituelle Führungsrolle zumindest formal von Leon zu Barentius gewechselt hatte, herrschte ein großes Einvernehmen. Barentius wusste oft im Voraus, was Leon ihm sagen wollte. Umgekehrt war es noch häufiger, was wohl daran lag, dass Leon einen sehr viel größeren Grad an Vollkommenheit in der Beherrschung der besonderen christophorischen Meditations- und Konzentrationstechniken besaß. Es ist eine Ironie, dass ich der Abt und er nur ein Meister ist , Abt Barentius.
    »Nein, das ist es nicht!«, widersprach Meister Leon. »Ich weiß, dass dich diese Frage immer wieder beschäftigt – aber du solltest dieser Sache keine Gedanken mehr widmen.«
    »Meine geistige Disziplin scheint dafür nicht auszureichen, Meister.«
    »Du wirst es lernen, mein ehrwürdiger Abt !«
    »Wie kann ich Abt sein, wenn mir jemand gegenübersteht, dessen Grad an Vollkommenheit ich immer bewundert habe?«
    »Der Grad an Vollkommenheit ist nicht das entscheidende Kriterium, nach dem der Abt berufen wird. Und du weißt das.«
    »So?«
    »Du bist Mitglied im Kollegium der Meister gewesen.«
    »Und dennoch fühle ich mich so unvollkommen.«
    »Der Konsens ist das Kriterium. Nichts weiter. Und im Gegensatz zu mir, dessen Tage sich dem Ende nähern, wirst du die Kraft haben, das Kloster Saint Garran in die Zukunft zu führen und unserem Orden den ihm gebührenden Platz verschaffen. Nichts, was wir tun, geschieht aus Selbstzweck.«
    »Ich weiß«, murmelte Abt Barentius.
    Einige Augenblicke herrschte Schweigen.
    Barentius sah dem flackernden Schein der Kerzenflammen zu, ließ den Blick über die Schriftzeichen an der Wand wandern, die sich neu zusammenzusetzen schienen. Worte und Sätze mit veränderter Bedeutung entstanden. Das ist nichts weiter als ein Spiel. Du solltest dich den wahren Problemen stellen und versuchen, Lösungen zu finden. Auf die Gefahr hin, dass du falsch liegst und sich später herausstellt, dass dein Fehler den Lauf der Geschichte änderte. Barentius begann seine Atmung zu beruhigen. Eine leichte Übung. Jeder Novize lernte das innerhalb eines Tages, wenn er wirklich zu jenen gehörte, auf die das Begabungsprofil des Ordens zutraf.
    »Jefica soll bereits auf dem Weg hierher sein«, sagte Meister Leon.
    »Dann naht der Moment der Entscheidung.«
    »Wo ist Meister Daniel?«
    »Er ist auf dem Pfad der Nachfolge von Saint Garran …«
    »Wir brauchen ihn.«
    »Er wird eigentlich schon seit einer Woche zurückerwartet.«
    »Ohne sein Talent werden wir kaum Erfolg haben.«
    »Er hat keinen Kommunikator bei sich. Und die Abgeschiedenheit während des Nachfolgepfads steht ihm zu. Auch ein Abt hat kein Recht, ihm das streitig zu machen.«
    Meister Leon schüttelte schließlich leicht den Kopf. »Möglicherweise wird man in diesem Fall von der üblichen Vorgehensweise abweichen müssen. Aus übergeordnetem Interesse.«
     
    *
     
    »Wir empfangen einen Notruf der DOG STAR 12«, meldete einer der sieben Ortungsoffiziere, die in der Orbitalstation Fort Aschere ihren Dienst taten. Dieses Raumfort im Orbit von Sirius III trug den Namen, den man dem Sirius im alten Mesopotamien der irdischen Prä-Weltraum-Ära gegeben hatte. Eine Stadt auf der Oberfläche des dritten Planeten hieß ebenfalls Aschere und war neben Sirius Town eine der ältesten Siedlungen im System.
    Die Station stand unter dem Kommando von Colonel Blesh Haensel, einem kantigen Mann, dessen Gesicht sich durch eine v-förmige, etwas

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