Sternenfaust - 092 - Widerstand
erfahren hat , fragte sich Gustafsson. Nun, wahrscheinlich war da der Informationsfluss umgekehrt gewesen: über Moll zu Duchamp.
»Nein, Lordmanager, es hat sich nichts an unserer Vereinbarung geändert. Sagen wir mal, es ergaben sich bei unseren Ermittlungen noch einige Fragen. Diese basieren hauptsächlich auf Geheimdienstmaterial, das uns bis dato noch nicht vorlag.«
»Ich will sehen, ob ich Ihnen da weiterhelfen kann, Gustafsson«, bekräftigte Canetti sofort seinen Willen zur Zusammenarbeit.
Das Ratsmitglied für äußere Angelegenheiten hob die Augenbrauen. Das war eine sehr spontane Zusage. Ob er doch nichts zu verbergen hat? Er versuchte, sich seine Überlegungen nicht anmerken zu lassen. »Mr. Canetti, wir haben von einer militärischen Aktion der Genetics erfahren, deren Ziel es offenbar war, Diaz aus seinem geheimgehaltenen Gefängnis auf dem Merkur zu befreien. Die dortige GalAb-Einrichtung wurde von genoptimierten Bodentruppen massiv unter Beschuss genommen. Nur knapp konnte diese Aktion Ihrer Leute vereitelt und Diaz in einen anderen Arrest verbracht werden!«
Canetti lachte anscheinend verlegen. »Eine unangenehme Sache, wir haben natürlich davon gehört.« Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich kann mich für das, was dort vorgefallen ist, gerne in aller Öffentlichkeit entschuldigen; es waren immerhin Genetics, insofern muss meine Regierung da auch eine gewisse Verantwortung übernehmen. Aber das waren nicht meine Leute. Das waren Paramilitärs, die dem Widerstand angehörten und die nach der eigentlich ja missglückten PFS-Erreger-Aktion endlich ihre Ikone, ihr großes Vorbild zurückholen wollten. Diaz ist, wie Sie ja nun wissen, eine enorm wichtige Figur für den Widerstand. Er steht sozusagen, was die Vorbildfunktion angeht, in dem, wie er agiert – rücksichtslos gegenüber sich selbst, mit der Sache und dem Effekt im Vordergrund – an der Spitze der gesamten Organisation. Und da das PFS-Virus nicht den gewünschten Effekt hatte – nämlich eine Vergeltung der Solaren Welten gegenüber den Genetics zu provozieren – wollte man nicht länger tatenlos zusehen, wie der große Jurij R. Diaz, Ex-Lordmanager und das prominenteste Beispiel für die Abschiebepolitik der Drei Systeme , im Exil versauert.«
Vijay Gustafsson schauspielerte Überraschung. Er sah kurz auf dem 3-D-Schirm, wie sich die Augen Canettis bei diesem Anblick verengten und erlaubte sich einen Moment der Freude. Hatte der Schnellkurs bei Jefica doch etwas gebracht! »Und warum waren diese Informationen nicht in dem Dossier enthalten?«, fragte er nun in gespielter Enttäuschung. »Es wäre doch schön gewesen, ein lückenloses Bild der gesamten Aktivitäten des Widerstands hinsichtlich der Person Diaz’ zu erhalten!«
»Wir dachten, wir sollten Sie nicht mit noch mehr Material belasten, als ohnehin schon an Sie gegangen ist.« Die Unschuldsmiene Wynton R. Canettis war bilderbuchreif. »Wir wollten Ihnen in jedem Fall das Wichtigste mitteilen, und dachten, dies sei bereits brisant genug.«
Treib es nicht zu weit, du eingebildeter Fatzke! , durchfuhr es Gustafsson. Allerdings muss ich sagen, mit den Genetics begreift man erst so richtig, was Jefica an diesem Spiel namens Diplomatie so findet.
»Die Episode Befreiungsversuch des Widerstandes fand – wohl auch für die Solaren Welten – größtenteils im Verborgenen statt. Bis auf die Verlegung Diaz’ aus nicht weiter angegebenen Gründen haben die Solaren Newsdienste ja gar nicht auf den Zwischenfall reagiert.«
»Was daran lag, dass nur der Geheimdienst davon etwas wusste. Bis jetzt.«
»Sehen Sie, und darum hielten wir diese Information nicht für so relevant, Sie auch noch damit belästigen zu müssen, zumal Ihnen das alles ja bereits reiflich bekannt war. Aber ich kann auch gerne dazu noch eine offizielle Stellungnahme verfassen, inklusive einer Entschuldigung, wenn Sie das wirklich wünschen sollten. Auch wenn wir, die offizielle Regierung, wie gesagt, nicht in diesen Vorgang involviert waren.«
»Machen Sie es bitte trotzdem«, bat Gustafsson höflich. Diesem Lordmanager musste er soviel wie möglich aus dem Kreuz leiern, sonst würde man ihm eventuelle Versäumnisse bei den Verhandlungen zur Last legen. Das wäre dann, nach allem was im Hohen Rat in der letzten Zeit passiert war, wohl alles andere als angenehm, vermutete das Ratsmitglied.
Canetti räusperte sich. »Nachdem das jetzt geklärt ist: Wissen Sie schon, wann wir mit der Ankunft von Diaz hier in
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