Sternenfaust - 092 - Widerstand

den Drei Systemen rechnen können? Die Regierung brennt quasi darauf, endlich den Kurswechsel und die Abschaffung der Altersabschiebung publik zu machen. Letztere ist nur als Gerücht vorhanden und nie offiziell von uns bestätigt worden, aber der Widerstand schläft nicht. Wir würden ungern alles bekannt geben, nachdem der Widerstand ernste Formen angenommen hat, sonst könnte es ja so aussehen, als gäben wir nur den Terroristen nach. Wir würden uns erpressbar machen.
    Erst gestern hat es wieder einen Anschlag einer besonders radikalen Zelle in Einstein-City auf Darelis II gegeben. Es gab mehrere Dutzend Opfer zu beklagen. Das müssen wir so schnell wie möglich unterbinden und dafür brauchen wir Diaz, hier bei uns!«
    »Ihre internen Probleme werden, wenn nichts dazwischenkommt, übermorgen enden, Lordmanager«, sagte Gustafsson und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. »Begleitet von einem Trupp unserer Star Corps-Marines wird Jurij R. Diaz dann am Raumhafen von Einstein-City an Ihre Männer übergeben. Ich nehme an, dass dieses Treffen von Ihnen ebenso geheimgehalten wird wie von uns?«
    Canetti nickte und zeigte seine makellos weißen Zähne. »Natürlich. Wenn ich ein Kaninchen aus dem Hut zaubern möchte, lasse ich das Publikum ungern dabei zusehen, wie ich es zuvor hineinstecke …«
     
    *
     
    Aus einer Newsdienst-Sendung des Kanals Public Earth : Nach der überraschenden Pressekonferenz des Hohen Rates am frühen Nachmittag und der fast anderthalbstündigen Präsentation der Ermittlungsergebnisse rund um das PFS-Virus durch das Ratsmitglied für äußere Angelegenheiten, Vijay Gustafsson, gibt es am heutigen Abend die ersten Reaktionen auf die neuesten Erkenntnisse.
    Besonders gespannt war man natürlich auf die Stellungnahme des in die Affäre verwickelten Vorsitzenden des Hohen Rates, Gregor Rudenko, der bisher zu allen Anschuldigungen beharrlich geschwiegen hatte. Vor wenigen Minuten brach er sein monatelanges Schweigen und wandte sich mit einer Videobotschaft aus seinem Arrest seiner Privatvilla in den Schweizer Alpen an den Hohen Rat und die Presse.
    »Die Angaben, die der Interimsregierung von Seiten der Genetics übergeben wurden und diese unglückselige Affäre nun zur Gänze aufgedeckt haben, entsprechen der Wahrheit. Meine Rolle als Opfer in dieser Geschichte, entspricht im vollen Umfang den Tatsachen. Ich schwieg bisher zu den mir vorgebrachten Vorwürfen, um mich nicht unnötig selbst zu belasten. Ich beteure, dass ich zu keinem Zeitpunkt – ich wiederhole: zu keinem Zeitpunkt, Kenntnis darüber hatte, was die wahren Absichten des Ex-Lordmanagers Jurij R. Diaz waren. Es trifft zu, dass wir während seiner Gefangenschaft auf der Erde miteinander in Kontakt standen. Diese Gespräche waren lediglich dazu gedacht, relevante Informationen über den Status der nunmehr autonomen Drei Systeme zu erhalten, die den Solaren Welten zum taktischen Vorteil gereicht hätten. Aus selbigem Grund, und um diese Quelle nicht anderweitig irgendwelcher Gefahren auszusetzen, wurde Jurij R. Diaz’ Aufenthalt in den Solaren Welten zunächst auch vor der Öffentlichkeit geheimgehalten. Bis zu jenem unrühmlichen Tag, an dem ein paar andere Eingeweihte und ich seinem Putschversuch zum Opfer fielen. Diese Vorgänge sind Ihnen ja hinlänglich bekannt.
    Weiterhin bestreite ich jede Beteiligung an dem von Diaz ausgeführten Anschlag mit dem PFS-Virus auf die Menschheit der Solaren Welten. Die ist ganz allein der Idee und der Ausführung des ehemaligen Lordmanagers zuzuschreiben. Was die Entwicklung, Freisetzung und die Ziele des PFS-Virus, beziehungsweise seine intendierte Wirkungsweise der Provokation eines Bruderkrieges mit den Genetics, angeht, so hatte ich zu keinem Zeitpunkt Kenntnis über die Vorgänge oder Planungen, noch war ich selbst daran beteiligt.
    Ich hoffe, die Zeit der internen Querelen im Hohen Rat und den Solaren Welten ist damit vorbei. Ich freue mich darauf, meine Aufgabe als Ratsvorsitzender wieder aufnehmen zu können und beim Wiedererstarken der galaktischen Position der Solaren Welten tatkräftig mit anzupacken. Es stehen jetzt wichtigere Aufgaben an, denen wir uns zu stellen haben.
    Der Ursprung der rätselhaften Lichtsonden, die nicht nur unsere Raumregionen, sondern auch die unserer außerirdischen Verbündeten heimsuchten, ist weiterhin ungeklärt. Es ist unsere vornehmliche Aufgabe zu klären, ob davon eine neue Bedrohung ausgeht. Ob vielleicht sogar ein neuer Angriff der