Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse
Solaren Welten schon bald extrem behindert. Ein Boulevard-Journalist auf der Suche nach einer Story hatte damit angefangen, Parallelen zwischen den verhassten Forschungen der Genetics und Far Horizon zu suchen und die Meldung hatte sich zusammen mit den Abspaltungsbestrebungen der Genetikerwelten schnell in eine Art Hexenjagd gegen Genforschung gewandt.
Die Frankenstein-Forscher auf dem Vormarsch! – das war noch eine der freundlichsten Schlagzeilen der Boulevard-Mediendienste gewesen, doch auch die Galactical Broadcasting Networks GBN, ein renommierter Nachrichtendienst der Solaren Welten mit Sitz in New York, hatte eine komplette Sendung dem Thema gewidmet, wie weit Forschung gehen dürfe und welche Grenzen sie einzuhalten habe.
Als Negativ-Beispiel wurden Darelis, Epikur und Einstein herangezogen – die Genetikerwelten experimentierten frei mit dem menschlichen Genom und waren stolz darauf. Vor knapp einem Jahr hatte das zur Abspaltung der Drei Systeme von den Solaren Welten geführt. Als Tregarde auf Sedna, auf Wega und auch an der Brüderschule der Christophorer-Mönche auf Sirius III sein Team hatte zusammenstellen wollen, zeigte sich, wie die Öffentlichkeit in den Solaren Welten auf die Forschungsschwerpunkte von Far Horizon reagierte: ausgesprochen schlecht. Kaum ein Bioinformatiker oder Mikrobiologe war bereit, ausgerechnet jetzt an einem Projekt zu arbeiten, dass auf den ersten Blick auf einen Völkermord hinauszulaufen schien. Jeder Wissenschaftler, der etwas auf sich hielt, befürchtete dank der scheinbar gezielt lancierten Berichte und Kampagnen um seinen Ruf.
Schließlich hatten Tregarde und Gregorovitch es für besser gehalten, dass Ashkono seine Forschungen auf Namban im Arashlan der Starr weiterführte. Beide gaben an, den Starr beim Wiederaufbau und der medizinischen Versorgung helfen zu wollen – was ja nicht einmal verkehrt war –, um hier das Projekt weiter voran zu treiben. Im weitesten Sinne waren die Dronte biologische Informationssysteme, und das wiederum Tregardes Fachgebiet – und noch immer war nicht klar, wie die gerade mal faustgroßen Parasiten es erreichten, dass die Informationen der Wesen, die sie übernahmen, ihre Erinnerungen und Erfahrungen, so radikal ausgelöscht und überschrieben werden konnten.
Namban, überhaupt das Arashlan der Starr, war ein fantastischer Ort, um genau diese Funktionen zu erforschen. Erst hatte Tregarde Bedenken gehabt, inwiefern die Starr als Modell für die Menschen oder überhaupt andere Völker dienen konnten, aber dann wurde ihm bewusst, dass gerade diese Diversität möglicherweise der Schlüssel zu all dem war.
Denn die Dronte wuchsen sich mehr und mehr zu einer allumfassenden Bedrohung aus, doch noch nahm in den Solaren Welten niemand diese Bedrohung sonderlich ernst. Die Parasiten kannten keine Gnade, mit niemandem, mit keiner Spezies – sie wollten scheinbar nur alle Wesen, deren sie habhaft werden konnten, übernehmen und sich und ihrer Neuen Ordnung einverleiben. Ash Tregarde wusste, es blieb nicht viel Zeit für die Solaren Welten und andere Reiche in diesem Teil der Galaxis, etwas zu finden, dass die Dronte aufhalten würde, und bis jetzt wusste niemand, wie man sich erfolgreich gegen die Parasiten wehren konnte. Die Gefahr war größer, als die Regierung und auch die öffentliche Meinung in den Solaren Welten zugeben wollte.
Tregarde nahm im Aufenthaltsraum der Fähre an einem der Fenster nach draußen Platz, um den Landeanflug zu beobachten. Der interstellare Raumhafen Nambans lag gerade an der Tag- und Nachtgrenze, und so hatte er das Glück, den einmaligen Stadtplaneten sowohl im hellgelb leuchtenden Licht seiner Doppelsonne, einer Sonne von fünffacher Größe Sols und eines braunen Zwergs, als auch im Licht der Sterne von oben bewundern zu können. Namban sah aus dieser Perspektive aus wie eine mit Myriaden Juwelen bestreute Kugel. Aus dieser Höhe waren kaum Einzelheiten auszumachen, aber die Nachtseite des Planeten sah aus wie mit glitzernden, bunten Spinnennetzen überzogen. Auf der Tagseite wechselten sich geradezu endlos erscheinende Stadtteile mit weiten Grünflächen ab, die die Lunge des Planeten bildeten.
Die Details wurden während des Eintauchens in die Atmosphäre immer deutlicher und schließlich landete das kleine Fahrzeug am Rand eines Raumhafens in der Nähe der größten Universität von Namban, die direkt neben dem riesenhaften Konsensdom lag, dem Herzen des Starr’schen Arashlan.
Kaum war die
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