Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse
irdischen Mediziner mit einem seiner schwarzen Knopfaugen. »Wasss Dronte getan, furchtbar sssein. Müsssen verhindern, dasss je wieder gessshiet. Tuarrrar derssselben Meinung sssein, ich wisssen. Ihr Geissst nicht mehr da, nur Körper noch sssein. Sssie wollen würde, dasss benutsssen, um Lebenden beitsssussstehen.«
Tregarde sah wieder zu der Starr, deren offene Augen in seine und Korass’ Richtung starrten, ohne einen von ihnen zu sehen.
Korass hatte recht. Bisher waren die Solaren Welten ohne vergleichsweise schwere Verluste davon gekommen. Bisher. Niemand konnte die Garantie übernehmen, dass es so blieb. Die Dronte würden vor der Menschheit nicht halt machen.
Ich wusste von Anfang an, dass dieser Auftrag eine Gratwanderung in Sachen Ethik und, ja, Menschlichkeit, werden würde. Und ich habe nie gezweifelt – wenn es jemand schafft, dann ich.
Aber jetzt habe ich das Gefühl, als sei ich schon längst gekippt. Und zwar nicht zur guten Seite.
*
Transalpha, TASO-24713-B, Oktober 2254
Bruder William sah im Licht der sinkenden Sonne des Planeten wieder verstohlen zu Ashkono Tregarde hinüber. Er hatte den Wortwechsel mitbekommen, in dem Tregarde sich so verächtlich über die Dronte geäußert hatte.
Nun, das taten viele, gerade in der Mannschaft der STERNENFAUST. Einige Besatzungsmitglieder, wie Captain Frost, waren sogar beinahe von den Parasiten der Neuen Ordnung hinzugefügt worden und nur im letzten Moment gerettet worden.
Aber es gibt auch andere Stimmen. Miles Jennings sagte, dass Tregarde an der Ausrottung der Parasiten arbeitet und hält das für unethisch. Nun, eigentlich hat er absolut recht – auch ich kann einen Völkermord nicht gutheißen.
Dennoch fragte sich der Christophorer, während er die Reliefs an den Säulen vor ihm mit einem 3D-Scanner ablas, ob Tregarde das wirklich vorhatte. Er macht auf mich nicht den Eindruck eines Mörders. Er ist sarkastisch, direkt und kann ausgesprochen verletzend sein, wenn er will, aber Sarkasmus ist oft nichts weiter als ein Schutzmechanismus.
Er wandte sich wieder den Säulen zu, die das Licht der untergehenden Sonne und der von ihr beleuchteten Ringe des Planeten aufzunehmen schienen. Einen Moment vergaß William Beaufort die Gedanken an die Dronte. Er legte eine Hand auf das zu Stein gewordene Silberlicht und bedauerte, dass er den Handschuh seines Raumanzugs nicht ausziehen konnte. Er versuchte sich vorzustellen, wie glatt und kühl das Gestein war und …
… sah mit einem Mal, dass der Tempel von Eranaar einst in einem Urwald …
Hastig zog er die Hand zurück, als habe er sich verbrannt. Das Bild verschwand.
Für eine Sekunde fragte er sich, ob er einer Halluzination aufgesessen war. Dann wurde ihm klar, dass er selbst gerade einen weiteren Beweis für die These Dr. Tregardes geliefert hatte. Er hatte gesehen, wie der Tempel – denn das waren die Ruinen, dass war ihm jetzt klar – vor Tausenden von Jahren ausgesehen hatte.
Er sah sich verwirrt um. Dr. Tregarde hatte behauptet, dass seine Gabe nicht ausreichte, um irgendetwas zu empfangen, geschweige denn zu senden. Es musste einen Verstärker geben, ein mächtiges Wesen wie Denuur oder auch wie die Entität, die der Telepathie oder der Telekinese mächtig war, um so etwas in ihm gewissermaßen zu induzieren. Hieß das nun, dass auch hier eine Wesenheit war, die sich nur nicht zeigte?
Er beschloss, einen Bericht an Captain Frost und Commander van Deyk zu schicken und dabei nach Dr. Tregarde zu suchen. Doch bevor er das tat, sah er sich noch einmal um. Irgendetwas zwang ihn, das geheimnisvolle Bild des Tempels – Eranaars! – und der Landschaft, in der das Heiligtum stand, in seiner vollen Schönheit und in aller Ruhe in sich aufzunehmen. Es schien die richtige Vorgehensweise und irgendwie hatte er das Gefühl, dass sowohl ihm als auch der ganzen Landegruppe und den beiden Schiffen im Orbit keine Gefahr drohte.
Soviel Schönheit , dachte er und war dabei zu seinem eigenen Erstaunen vollkommen ruhig. Ich kann einfach nicht glauben, dass es nur die Dronte waren, die das hinterlassen haben.
*
Krashkarr’nar, Institut für mikrobiologische Forschungen, November 2252
Ashkono Tregarde brütete in seinem Büro an der Krashkarr’nar-Akademie vor seinem Computer. Er nippte an einem Glas Glutbeerensaft, der den eridanischen Tee als sein Lieblingsgetränk abgelöst hatte. Der dickliche, glühend orangefarbene Fruchtsaft roch nach Blüten und hätte Ashkono den
Weitere Kostenlose Bücher