Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse

Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse

Titel: Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
der Erde den Raum betrat, schauderte ihn.
    Der Raum war ebenso wie der am anderen Ende des Ganges eine Leichenhalle.
    Was besonders schockierend war, war die Größe des Raumes. Endlose Reihen von Seziertischen, jeder einzelne von einem Stasisfeld umgeben, verloren sich im Dunkel, denn das andere Ende war nicht zu sehen. Kurz kam Ashkono Tregarde der Gedanke, Korass habe absichtlich nur die vorderen Lichter eingeschaltet, um das Unheimliche des Ortes noch stärker herauszustellen.
    Aber die Halle wäre auch hell beleuchtet ein grausiger Platz gewesen.
    Er ging näher zu den Seziertischen und besah sich die, die darauf lagen, genauer. Es waren hauptsächlich Starrleichen. Alle Starr hatten eine große Narbe auf der Brust, manche schienen frisch, bei einigen allerdings schien sie länger verheilt, auf einigen Tischen lagen sogar nur Parasiten, aber sie schienen alle etwas gemeinsam zu haben: Diese Starr waren von den Dronte übernommen worden oder hatten Starr übernommen und bei einigen hatte man offenbar versucht, Wirt und Parasit zu trennen. Was beide in den meisten Fällen nicht überlebt hatten.
    »Ihr habt versucht, eure Leute von den Dronte zu trennen!«
    »Dasss korrekt. Nicht gelungen, daher Sssolare Welten wisssen, dasss tatsäshlish nisht möglish. Sssonssst immer nur Dronte gesssagt. Aber esss geben auch andere, die nisht getrennt sssind. Verwandte wollen, dasss Übernommene liegen in Ssstasssis, damit geheilt werden, wenn wir Mittel gefunden.«
    Tregarde ging die scheinbar endlosen Reihen der Bahren entlang.
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Einerseits lag hier der mögliche Durchbruch für seine Forschungen vor ihm – echtes Drontegewebe.
    Im nächsten Moment erschrak der Mediziner das erste Mal in seiner Karriere vor sich selbst.
    Durfte er das? Einige dieser Starr waren möglicherweise noch lebendig, wie die Dronte, deren Tod man durch die Stasis aufgehalten hatte. Die Starr konnte man pflegen, sie würden weiterleben. Nur in einer Art Wachkoma, aber per definitionem waren sie nicht tot. Was die Parasiten anging: die hätte man – rein theoretisch – in einen anderen Wirt einsetzen können, um sie am Leben zu erhalten.
    Durfte man diese Wesen für medizinische Experimente missbrauchen?
    Aber was ist die Alternative? Für den einen ist es kein Leben mehr, und wenn du es dem anderen erhalten willst, wirst du ein weiteres Geschöpf zum Tode verurteilen , flüsterte eine Stimme in ihm. Von der ursprünglichen Person, ob sie nun Starr oder Mensch oder J’ebeem oder was auch immer ist, ist nichts übrig. Ob man nun jemanden kaltblütig mit dem Nadler erschießt oder ihm den Dronte einpflanzt – es ist dasselbe, diese Person ist danach nicht mehr da .
    Doch da war immer noch sein hippokratischer Eid, und Ashkono Tregarde fühlte sich durchaus daran gebunden. Er schluckte.
    »Korass, du meinst also, wir sollen diese Starr hier für unsere Experimente gebrauchen?«
    »Ssstarrr mit Drronte sein tot. Leben nur dank Ssstasisss. Würden Menssshen, wenn wisssen, dasss in Ssstasisss, weigern zu tun das, um Lebenden beitssssussstehen?«
    Tregarde antwortete nicht sofort.
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte er schließlich leise. »Aber wir Mediziner auf der Erde müssen schwören, dass wir das Leben heilig halten, bevor wir zu unserer Arbeit zugelassen werden.«
    Korass neigte wieder den Kopf. »Dasss haben Ehre, Asssh. Doch nicht nur an die denken, die schon tot sssind. Müsssen retten Lebende.«
    Tregarde sah auf einen weiblichen Starr, der mit offenen Augen unter der gelblichen Stasiskuppel lag. Die Riechzunge schnellte in regelmäßigem Abstand aus dem Maul der Starr und wieder hinein. Sie sah trotz der großen Narbe auf ihrer Brust unglaublich lebendig aus. Sonst war keine Wunde zu sehen. Er beugte sich über sie und fand schnell, was er suchte: ein winziges Loch im unteren Abdomenbereich.
    Wenn das ein Nadlerschuss war, dann ist nicht einmal klar, ob sie daran gestorben ist.
    »Korass, du findest also, dass wir zum Beispiel hier diese Starr nehmen und mit ihr experimentieren sollten? Was ist mit ihren Verwandten? Der Nadler kann sie nicht tödlich getroffen haben – sie ist mit Absicht in Stasis gelegt worden!«
    Korass zischelte wieder leise. »Sssein meine Frau. Ich wisssen, dasss nicht mehr da sssein.«
    Tregarde fuhr herum. »Deine Frau?« Er starrte den Wissenschaftler, der bereits so etwas wie ein Freund geworden war, entsetzt an.
    Korass hatte den Kopf auf die Seite gelegt und fixierte den

Weitere Kostenlose Bücher