Sternenfaust - 099 - Das Ziel
falls Sie das damit in Frage stellen wollten, Chip!« Stephan van Deyks Stimme klang sehr ernst.
Seine Loyalität ist bewundernswert , dachte Barus. Erstaunlich, sie ist so viel jünger als er und eigentlich muss ihm bewusst sein, dass er der bessere Captain ist. Ob er weiß, was das für einen Eindruck macht, wenn er als Erster Offizier statt des Captains in so einer Situation mit mir die Besprechung machen muss? Er hob beschwichtigend die Hände. Das war eigentlich nicht seine Sache. »Lassen Sie uns erst einmal nicht weiter davon reden, Stephan. Ich glaube, wir haben wichtigere Dinge zu besprechen.«
»Genau. Ich schlage vor, so lange die Dronte uns nicht entdecken, gehen wir weiterhin so vor wie bereits besprochen. Wir nähern uns in Schleichfahrt dem Mond sowie dem Planeten und versuchen dabei das Optimum an Daten zu gewinnen. Um die Emissionswerte relativ gering zu halten, bleiben alle nicht lebensnotwendigen Systeme im Standby-Modus. Davon nicht betroffen sind natürlich die Lebenserhaltungssysteme, die optische Ortung und von Schlichtens Wunderapparat, der uns davor bewahrt, das alles wegen der erhöhten Strahlung zum Teufel geht.«
»Gehen wir jetzt offiziell davon aus, dass sich die gesamte Dronte-Flotte in dem Nebel versteckt hält?«, fragte Barus nach.
»Ja.« Stephan van Deyk rief eine Datei mit den Theorien, die Briggs, Bruder William und James Teluvion erarbeitet hatten, auf und legte die Daten auf beide Monitore. »Ich bin davon überzeugt, dass Bruder Williams Theorie stimmt und wir es hier mit dem Ursprung des Rufes zu tun haben. Das Auftauchen der Lichtsonden spricht meiner Meinung nach eine eindeutige Sprache. Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben, Chip. Wenn die Parasiten uns entdecken, haben wir ein großes Problem: Wir sind nur zwei Star Corps-Einheiten und die haben zehntausend Schiffe oder mehr in der Hinterhand. Wir sollten über Möglichkeiten nachdenken, so schnell wie möglich aus dem System zu verschwinden, wenn es so weit kommt. Die Möglichkeiten einer Entdeckung steigen, je näher wir uns an den Mond heranwagen. So interessant auch sein mag, herauszufinden, was vor sich geht – es nützt niemandem, wenn später keiner mehr übrig ist, der davon berichten kann.«
»Sehr wahr«, signalisierte Captain Barus seine Zustimmung. »Ich werde Lieutenant Bruno bitten, entsprechende Vorkehrungen zu treffen.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah mit durchdringendem Blick in van Deyks Augen. »Es tut mir leid, noch einmal auf das Thema zurückzukommen, aber ich würde es gern tun, so lange wir hier unter vier Augen miteinander sprechen können. Aber ich denke, Sie sind wie ich ein alter Hase beim Star Corps und daher verzeihen Sie mir bestimmt meine offenen Worte.« Es fiel ihm sichtlich schwer, das zu sagen, was er jetzt sagen musste. »Sind Sie sich sicher, dass Captain Frost der Beanspruchung dieser angespannten Situation standhalten wird? Ich meine, nachdem, was Sie mir gerade erzählt haben, könnte man den Eindruck gewinnen, dass faktisch Sie im Moment alle Strippen auf der STERNENFAUST ziehen.«
Commander van Deyk kniff ärgerlich die Augen zusammen. »Chip, wollen wir das lassen. Falls das etwas mit der Bemerkung vorhin zu tun haben sollte, sich im Hintergrund zu halten, so kann ich Ihnen versichern, dass ich – hätte ich auf der STERNENFAUST das Kommando, wahrscheinlich dasselbe getan hätte, nach dem, was da neulich mit der Zerstörung des Schiffes der Fremden geendet hat.«
Der Mund des Captains der SONNENWIND hatte sich zu einem schmalen Strich zusammengezogen. »Ich habe nur mein Schiff verteidigt, Stephan. Mehr nicht. Ich sah eine Bedrohung und habe ihr entgegen gewirkt. Ich sehe nicht ein, was ich in dieser Situation falsch gemacht habe!«
»Ich will Ihnen nicht zu nahetreten, Chip, aber könnte das nicht auch ein wenig mit Ihrer Vergangenheit als Waffenoffizier zusammenhängen? Ich erinnere mich an Situationen, als Sie unter Captain Leslie auf der STERNENFAUST I auch nicht gerade zu den vorsichtigsten Offizieren gehörten, wenn es darum ging, sich gegen die Kridan zu verteidigen. Sie haben sicher in vielen Fällen recht, aber ich denke, die Erfahrung sollte zeigen, dass wir eben nicht mehr im Kridan-Krieg stecken.«
Wenn das ein Streit sein soll, bleiben wir beide aber dafür ziemlich ruhig , stellte Chip Barus in Gedanken fest. Der kurze Anflug von Zorn, den er bei den Worten van Deyks verspürt hatte, verflog bereits wieder. Wahrscheinlich weil jeder
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