Sternenfaust - 099 - Das Ziel
von ihnen die Position des anderen, wenn schon nicht gutheißen, so doch zumindest verstehen konnte. Er atmete tief durch. »Das bringt doch nichts, Stephan. Ich schmiere Ihnen ja auch nicht aufs Brot, dass ich der Meinung bin, Sie hätten sich – schon vor unserer Mission in Transalpha – längst um ein neues Kommando bewerben sollen. Ihre Strafversetzung dürfte längst hinfällig sein. Davon abgesehen, dass ich den Grund dafür immer als eine Schande betrachtet habe.« Damit spielte er darauf an, dass van Deyk degradiert worden war, weil er im Krieg eine Kridan-Besatzung aus ihrem Wrack gerettet und dabei die PLUTO aufs Spiel gesetzt hatte. Der Captain der SONNENWIND zuckte mit den Schultern. »Andererseits bin ich froh, dass Sie es noch nicht getan haben. Denn so sind Sie noch auf der STERNENFAUST und könnten notfalls Captain Frost ersetzen, wenn sich ihre … Ausfälle häufen sollten. Das Schiff braucht einen fähigen Kommandanten, Commander, und der sind Sie. Mit einem vor Trauer vergehenden Captain ist der STERNENFAUST nicht geholfen.«
»Sie schätzen die Situation noch immer falsch ein, Chip. Natürlich, wenn es notwendig werden sollte, bin ich bereit, das Kommando zu übernehmen. Aber wir auf der STERNENFAUST sehen das offenbar etwas anders als Sie auf der SONNENWIND. Und ja, vielleicht melde ich mich tatsächlich für ein neues Kommando, wenn wir wieder zurück in der Heimat sind.« Van Deyk straffte im Sitzen seine Uniform, wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Ich habe sogar schon darüber nachgedacht. Und jetzt will ich davon nichts mehr hören, Captain. Das wäre dann wohl alles?«
Chip Barus ließ sich seine Erleichterung, die unangenehme Diskussion nicht fortsetzen zu müssen, nicht anmerken und blieb äußerlich so gelassen, wie er es das ganze Gespräch über schon gewesen war. »Ich denke schon, Commander. Gehen wir also so vor, wie besprochen. Und beten wir, dass uns die Dronte in Ruhe lassen. Wir hätten keine Chance.«
»Da haben Sie recht, Chip. STERNENFAUST Ende.«
Als die Verbindung geschlossen war, blieb Captain Chip Barus noch einen Moment lang schweigend in seinem Raum sitzen. Langsam entkrampfen sich seine Hände, mit denen er sich schon seit einigen Momenten in die Armlehnen seines Sessels gekrallt hatte, um die wieder aufkeimende Wut nicht in eine Verbalattacke fließen zu lassen. Seine Finger kribbelten, als langsam das Blut wieder in sie hineinfloss.
Er hoffte nur, dass Stephan von Deyk nichts davon mitbekommen hatte.
*
Janos Strewacz fand den Herrn in seinem privaten Raum. In einer vertrauten und menschlich wirkenden Geste fuhr sein Gebieter über seinen glatten, haarlosen Schädel, während er zufrieden eine 3-D-Grafik der Dronte-Flotte betrachtete.
Unzählige Punkte irrlichterten in einem naturgetreuen Miniaturabbild des violetten Nebels. Die Schiffe, die sich am dichtesten an der Außengrenze des Gebildes aus Gas und Staub befanden, waren diejenigen, die derzeit mit den Transportfähren leer geräumt wurden. So wurde der Abstand zum Mond möglichst gering gehalten und die einzelnen Passagen dauerten so am kürzesten. War die Besatzung eines Schiffes komplett übergewechselt und es im Gegenzug mit der Fracht, die die Shuttles zurück an Bord brachten, gefüllt, übernahmen es die Fremden, es auf Kurs in die Sonne zu bringen. Dann rückten die schon dahinter im Nebel wartenden Schiffe nach und das Spiel begann von Neuem.
Der Herr hatte, wie angekündigt, das Kommando und die Koordination der Aktion übernommen. Er war gerade dabei gewesen, die nächsten Raumer für die Evakuierung zu markieren.
»Alles läuft nach Eurem Plan, Herr«, erstattete sein Lakai Bericht. »An die 50.000 Wirtskörper befinden sich schon auf dem Ziel und beginnen damit, die Gemeinschaft zu etablieren. Die ersten Planquadrate sind voll besetzt.«
»Und was ist mit den Starr?«
»Verhalten sich ruhig, wie sie es angekündigt hatten, Herr. Sie sind gerade dabei, ein Lager auf dem Lavaplaneten einzurichten. Von ihnen dürfte keine Gefahr ausgehen.«
»Sehr schön!«, freute sich der Herr. Dann mischte sich ein bedauernder Unterton in seine Stimme. »Es wird nicht möglich sein, alle von uns auf dem Ziel unterzubringen. Ich versuche bei der Auswahl der Schiffe eine möglichst große Streuung an Herkunftssystemen zu berücksichtigen. Das wird dazu beitragen, dass wir unsere Aufgabe mehr als zufriedenstellend erfüllen werden.«
»Letztendlich werdet Ihr es sein, der den Stein
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