Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)
nahm gegenüber von Captain Frost Platz und beugte sich verschwörerisch über den Tisch zu ihr. »Wie ich höre, bricht der große Meister sein Schweigen«, flüsterte er und zwinkerte Dana zu. »Was haben Sie ihm dafür versprochen, meine Liebe? Ein Abendessen? Die Seele Ihres Erstgeborenen? Oder gleich die Weltherrschaft?«
»Er hat doch schon das Schiff«, wisperte Dana zurück, »was soll er dann noch mit irgendeiner Welt? Obwohl ich gern Ihr Gesicht sehen würde, wenn ich Ihnen wegen Taglieri ein Abendessen wie auf Vesta absage.« Den Geschmack der traumhaften Pasta, die sie an diesem Abend hatte genießen dürfen, hatte sie jetzt noch im Mund.
Tregarde hob in gespielter Überraschung die Augenbrauen und lehnte sich wieder in seinen Sitz zurück. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Offenbar hatte er nicht mit so einer schlagfertigen Antwort gerechnet. Gut zu wissen, dass ich ihn nach all den Jahren immer noch überraschen kann, dachte Dana.
Der Captain der neuen STERNENFAUST sah sich ein weiteres Mal im Raum um und diesmal blieb ihr Blick an David Alyawarry hängen. Bisher hatte sie noch nicht die Gelegenheit gehabt, ihren zweiten Offizier näher kennenzulernen, doch Alyawarry, ein gebürtiger Aborigine-Australier, der auf Sirius III aufgewachsen war, kam mit den besten Referenzen. Außerdem hatte er sich während des Trainings in der Vesta-Station schon mehr als bewiesen.
Sirius III, dachte Dana und mit einem Mal hatte sie das Bild Bruder Williams vor Augen. Es war lange her, dass sie den Christophorer-Mönch, der einst Mitglied ihrer Crew gewesen war, zuletzt gesehen hatte. Sie hatten viel gemeinsam durchgemacht, damals. Ich frage mich, wie es ihm heute geht. Als ich das letzte Mal etwas von ihm hörte, hatte man ihn zum Meister gemacht. Ich frage mich – dies mit einem erneuten Blick auf Alyawarry – ob auch dieser junge Mann die Brüderschule auf Sirius III besucht hat. Immerhin akzeptierten die Christophorer auch Schüler, die keine Karriere in ihrem theosophischen Orden anstrebten.
Abermals öffnete sich die Tür und die letzten Teilnehmer von Taglieris spontaner Konferenz trafen ein – Commander al Khaled, der gleich neben seinem Captain Platz nahm, und der Admiral selbst. Taglieri schritt an den Wartenden vorbei und nahm seinen Platz am Kopfende des Tisches ein.
»Ladies und Gentlemen«, begann er und blickte einmal in die Runde, »ich danke Ihnen dafür, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten. Sicherlich haben Sie alle genug zu tun, daher lassen Sie mich gleich zum Kern unseres Treffens kommen.«
Eine Floskel, dachte Dana. Ihm ist völlig egal, was wir zu tun haben oder nicht. Der Chef ruft und die Angestellten haben zu erscheinen – so einfach ist das. Sie warf Tregarde einen Blick zu und der spöttische Gesichtsausdruck des Arztes machte deutlich, dass dieser ihre Einschätzung teilte.
»Wie Sie wissen«, fuhr der Admiral fort, »stand es mir beim Stapellauf der STERNENFAUST nicht frei, Sie über das Ziel unserer ersten gemeinsamen Reise zu informieren. Und im Verlauf der letzten Tage könnten Sie unter Umständen den Eindruck gewonnen haben, wir seien einzig zum Zwecke der Durchführung einiger Manöver hier draußen. Nun, lassen Sie mich Ihnen eines versichern: Dem ist nicht so.«
Taglieri erhob sich, strich sich die Uniformjacke glatt und schritt zur Kom-Konsole an der Seitenwand, wo er einige Befehle eingab, die Dana . nicht erkennen konnte. Mit einem Mal erschien eine dreidimensionale holographische Darstellung über der Tischplatte, übertragen und erzeugt von Holo-Emittern, die in die Decke des Raumes integriert waren. Sie zeigte den Sternenhimmel. Und zwar die Sternenkonstellationen der Region, durch die wir gerade fliegen, stellte Frost fest.
»Was Sie dort sehen, ist eine Abbildung unseres aktuellen Aufenthaltsortes, jenseits des Karalon-Systems in Transalpha.« Taglieri schritt zum Tisch und wies mit ausgestrecktem Zeigefinger auf eine Linie mitten in dem Sternenmeer. »Und dies ist unser Flugvektor.«
Er machte eine Handbewegung und die Darstellung veränderte sich. Die Sterne drehten sich, so als wären sie ein feststehendes Objekt, um das der Betrachter herumging. Dann hielt die Projektion an und eine mathematische Zahlenkette erschien in ihrer Mitte, in leuchtend roten Lettern.
Dana Frost stutzte. Ein Flugvektor war schön und gut, aber warum so umständlich? Warum nannte Taglieri nicht einfach ihre Zielkoordinaten? So schwierig konnte das ja nicht sein, alles
Weitere Kostenlose Bücher