Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)

Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
Vom Netzwerk:
Händen.
    Die dreißigjährige Schönheit mit dem kastanienbraunen Haar hatte ihr Schiff fest im Griff, im wahrsten Sinne des Wortes. Und nun war sie nervös. Man merkte es ihr kaum an, aber Shamar, der direkt neben der jungen Offizierin stand, sah, wie sie sich eine Haarlocke aus der Stirn wischte und an ihrer Unterlippe knabberte. Er musste schmunzeln. Keine Sorge, Lieutenant. Der Vesta-Simulator ist weit entfernt.
    Er legte eine Hand auf Joelles Sitzlehne – eine beruhigende Geste, die hoffentlich Vertrauen ausstrahlte. »Sobritzky, leiten Sie den Übergang in den HD-Raum ein. Meldung, sobald alle Vorbereitungen getroffen sind.«
    »Aye«, erwiderte sie und schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
    Dann öffnete er eine Kom-Verbindung zum Maschinenraum. »Commander Black Fox, wie sieht’s aus?«
    »Alles bereit, Sir«, kam die prompte Antwort der vierten Offizierin und Technikexpertin. »Wir warten hier nur noch auf Ihr Kommando.«
    »Bereit für Übergang in den HD-Raum, Sir«, schaltete sich Joelle Sobritzky sofort ein.
    »Na dann, probieren wir die STERNENFAUST doch einfach mal aus«, murmelte al Khaled zufrieden. »Lieutenant Sobritzky, Übergang in den HD-Raum!«
    »Verstanden. Übergang wird eingeleitet«, erwiderte die Angesprochene prompt, ergriff das manuelle Steuer und betätigte einige Eingaben auf ihren Konsolen.
    Und mit einem Mal verschwand der Sternenhimmel vom Frontschirm!
    Plötzlich erfüllte ein helles Licht den Monitor, ein gleißendes Meer aus rot-weiß glühenden Funken und Strahlen – dann war die normale Sicht wieder da. Obwohl … so ganz stimmte das nicht.
    »Übergang erfolgreich«, meldete Sobritzky.
    »Alle Systeme arbeiten innerhalb normaler Parameter«, sagte Black Fox über Funk. »Sieht aus, als hätten wir’s geschafft.«
    Dana Frost erhob sich und trat zu ihrem ersten Offizier. »Schön zu sehen, dass die modifizierte Darstellung funktioniert«, sagte sie mit Blick auf den Frontbildschirm. »Ich erinnere mich noch mit Grausen an die ersten Tests mit dem HD-Raum, als dieser noch 1:1 abgebildet wurde. Insbesondere die männlichen Mitglieder der Brückencrew klagten noch Stunden nach der Simulatorübung über Kopfschmerzen, weil die räumliche Darstellung nicht dem aus dem Einsteinuniversum gewohnten Bild entsprach. Für Frauen scheint das scheinbare Durcheinander intuitiv leichter zu erfassen zu sein.«
    Al Khaled lachte leise. »Wie nett vom technischen Entwicklungsstab des Star Corps, auf uns Rücksicht zu nehmen. Auch wenn ich vom Universum ein wenig mehr Gleichberechtigung erwartet hätte.«
    Der HD-Raum mochte auf dem Monitor zwar aussehen, wie der Einsteinraum, den die STERNENFAUST soeben hinter sich gelassen hatte, doch diese Ansicht trog. Was gerade in echt außerhalb des Schiffes zu sehen war, ging an die Grenzen des menschlichen Fassungsvermögens. Dimensionen waren verdreht, Relationen gekrümmt und Abstände rein optisch nicht mehr so, wie es die Erfahrung und die physikalischen Gesetze gelehrt hatten. Es war, als wäre aus einem dreidimensionalen Weltall mit einem Mal eine zweidimensionale Abbildung desselben geworden – nur mit dem Unterschied, dass das darin befindliche Raumschiff und seine Crew weiterhin dreidimensional blieben. Ein Widerspruch, der die optischen Gegensätze eines Übergangs in dieses Universum nur noch verstärkte.
    Das Auge nahm die Zweidimensionalität, die eigentlich keine war, zur Kenntnis und übermittelte sie ans Gehirn, doch dieses dachte von sich und seiner Umgebung nun einmal dreidimensional – und weigerte sich langfristig gesehen, die vom Auge kommenden Informationen zu akzeptieren. Die Folge waren bei denen, die sich der geänderten Wahrnehmung nicht anpassen konnten, starke Kopfschmerzen und ein dumpfes Unwohlsein bis hin zu Ohnmachtsanfällen. Das strenge und komplizierte Auswahlverfahren der Piloten der STERNENFAUST III hatte ergeben, dass Frauen – die ihre Umgebung eher intuitiv wahrzunehmen schienen – mit dieser Änderung leichter zurechtzukommen schienen als die Herren der Schöpfung. Ohne den Schiffscomputer, der die geänderten Bedingungen im HD-Raum kannte, berechnete und dankenswerter Weise entsprechend modifiziert auf den Monitor brachte, wäre eine zielgerichtete Navigation in diesem für die meisten nahezu unmöglich gewesen. Doch für Joelle Sobritzky schien das kein Problem zu sein.
    »Schieben Sie nicht auf das Universum, was die Biologie selbst verbockt hat«, flüsterte Dana Frost ihrem I.O. zu und schmunzelte.

Weitere Kostenlose Bücher