Sternenfaust - 102 - An vielen Fronten
Antworten stoßen, sollten wir diese nicht ignorieren. So ein Vorgehen kann nur im Sinne aller Beteiligten sein.«
Taglieri machte eine Pause. »Der Vorschlag gefällt mir«, sagte dann. »Also, Captain, an die Arbeit. Geben Sie al Khaled Bescheid und lassen Sie Lieutenant Sobritzky einen Kurs einschlagen, der uns möglichst nahe an den Raum der J’ebeem heranführt, ohne dass wir schlafende Hunde wecken.«
Dana nickte kurz und ging.
*
Während Dana durch die hellen und weiten Gänge der neuen STERNENFAUST ging, war ihr ihre Aufregung nicht anzumerken. Sie hatte den Auftrag Taglieris und Gernets auf die Brücke gebracht und sich nicht nehmen lassen, den Schwenk und den Abflug der STERNENFAUST dort mitzuerleben.
Beinahe amüsiert hatte sie zur Kenntnis genommen, wie freudig die Mannschaft auf den Kurswechsel reagiert hatte. Sobritzky wäre am liebsten sofort mit Höchstgeschwindigkeit losgeflogen. Sie erinnert mich an den John Santos von früher. Für die Besatzungsmitglieder, die ihr begegneten, sah sie wie immer kühl und unnahbar aus, eine elegante Erscheinung mit ihrem dunklen, kinnlangen und glatten Haar und dem nicht mehr ganz jungen, aber dennoch schönen Gesicht.
Auch wenn sie kleiner war als viele in ihrer Mannschaft, war ihr eine natürliche Autorität anzumerken, die ihr selbst gar nicht mehr auffiel. Wer ihr begegnete, der salutierte kurz und höflich, doch Dana erwiderte die Grüße kaum. Sie war ganz in Gedanken versunken und dachte über das Schiff und sein neues Ziel nach. Sie hatte schon befürchtet, dass die Admiralität die STERNENFAUST sofort nach dem Auffinden des unbekannten Wracks wieder nach Cisalpha und nach Vesta zurückrufen würde. Sie freute sich, dass es stattdessen etwas zu tun gab und die Erforschung des Wracks ihr und ihrer Crew überlassen blieb.
Als sie aus ihren Gedanken auftauchte, fand Dana sich vor der Krankenstation wieder. Sie lächelte, als sie sah, wohin ihr Gang sie ganz unwillkürlich geführt hatte. Erstaunlich. Das hätte mir mal jemand vor 16 Jahren sagen sollen – dass Ashkono Tregarde mal ein so guter Freund wird, dass ich ihn sogar aufsuchen will, ohne dass es mir selber klar wird.
Sie öffnete das Schott und trat in die geräumige Krankenstation. Es herrschte geschäftiges Treiben. Zwei der Medobetten waren belegt, auf einem dritten saß ein ziemlich kleinlauter Techniker, der gerade von Ashkono Tregarde verarztet wurde. Die Standpauke des medizinischen Offiziers hallte durch den ganzen Raum.
»… stillhalten, Mr. Rossini! Ihre Entschuldigungen klingen in Anbetracht der monströsen Wunde hier an Ihrer Hand einigermaßen fadenscheinig. Man sollte meinen, dass ein Mechaniker wie Sie im Schlaf mit einem elektronischen Bolzenschneider umgehen kann, statt sich beinahe die Finger damit abzusäbeln!«
Dana unterdrückte ein Kichern und trat an den Techniker und den Arzt heran. Tregarde beugte sich über die Hand, die heftig blutete und war gerade dabei, die Wunde zu reinigen. »Crewman, wie ist das passiert?«, fragte sie dann ruhig den Techniker, den Tregarde gerade Rossini genannt hatte. Der Farbe seines Overalls nach zu urteilen, gehörte er zur Wartungscrew der Jägerstaffel.
Rossini wurde über und über rot und begann zu stottern.
»Offenbar hatten er und eine Pilotin mehr Augen füreinander statt für die Arbeit«, lautete der bissige Kommentar Tregardes, noch bevor sich Rossini zu einer Antwort aufraffen konnte.
»Vielleicht haben wir Glück und nur seine Hand ist verletzt, nicht aber der Jäger«, meinte Dana trocken. Sie wandte ihren Blick nicht von dem Techniker ab, der noch ein paar Zentimeter kleiner geworden war. »Crewman, ich habe keine Probleme mit Beziehungen an Bord eines Schiffes. Tun Sie in Ihrer Freizeit, was Sie wollen. Sollte allerdings Ihre Arbeit – oder die der Pilotin – darunter leiden, dann seien Sie sicher, dass ich im Interesse der Schiffssicherheit so etwas durchaus auch verbieten kann.«
Rossini, den bereits Tregardes scharfer Spott eingeschüchtert hatte, war jetzt vollends in sich zusammengesunken. Er schluckte ein paar Mal hart und nickte dann. Als er zu salutieren versuchte, stöhnte er auf. Tregarde nahm die Hand wieder vorsichtig in seine und bestrich den blutigen Schnitt vorsichtig mit Wundsalbe. »So, Mr. Rossini. Sie bleiben jetzt ein oder zwei Stunden ruhig liegen, dann sollte die Wunde dank der Salbe weitgehend verheilt sein. Für den Rest des Tages haben Sie keinen Dienst mehr. – Captain? Sie wollten
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