Sternenfaust - 102 - An vielen Fronten
dem glaubt man da sowieso nicht, denn sonst müsste man glauben, dass es Menschen mit einem Sinn für Telepathie gibt. Schon John Santos war nicht dabei, und auch kein anderer der Überlebenden unserer Crew.«
»Sie ziehen es also vor, erst einmal abzuwarten.«
Dana nickte. »Ja. Ich würde meinem neuen Vorgesetzten nur ungern mit irgendwelchen unbeweisbaren Vermutungen kommen.« Sie blieb vor dem Schreibtisch des Doktors stehen. »Ich denke, bis zur Ankunft an der j’ebeemschen Grenze haben wir noch etwas Zeit.« Sie zauderte und meinte dann: »Ich werde dem Admiral von unseren Vermutungen berichten. Aber vielleicht fällt es uns leichter, ihn zu überzeugen, wenn wir unten bei den Trümmern selbst sind. Lassen Sie uns doch unten im Hangar einmal nachsehen, wie weit die Techniker sind.«
Tregardes Miene verfinsterte sich, während er aufstand. »Wenn ich so an Rossini und seinen Umgang mit dem Bolzenschneidegerät denke, dann dürften die Fortschritte noch nicht weit gediehen sein …«
*
Solare Welten, Sol III, New York
Was will der Ratsvorsitzende denn jetzt noch?
Kalpren Suresh war ungeduldig. Er hätte schon lange mit der offiziellen Yacht des Außenausschusses des Hohen Rates unterwegs sein sollen, statt dessen war der Start vom Raumhafen New Yorks ganz plötzlich verschoben worden.
Eigentlich war sein Auftrag klar. Die STERNENFAUST hatte aus Transalpha einige genauere Bilder des Wracks geschickt, das die J’ebeem gefunden hatten. Doch selbst die gemeinschaftlichen wissenschaftlichen Bemühungen der Universität auf Wega IV, der Brüderschule auf Sirius und auch der Akademie auf dem Asteroiden Sedna hatte nichts weiter ergeben als das, was man sowieso schon gewusst hatte – möglicherweise war es ein Schiff eines Volkes, auf das die STERNENFAUST II vor 15 Jahren einmal getroffen war. Und das war nicht einmal sicher – die Aufzeichnungen der STERNENFAUST II existierten nicht mehr. Nur die Berichte der SONNENWIND, dem begleitenden Schwesterschiff, waren noch einsehbar. Doch Captain Barus und seine Mannschaft hatten keinen direkten Kontakt mit diesem geheimnisvollen Volk gehabt.
Es existierten keine direkten Berichte darüber, nur die späteren Zeugenaussagen. Und Kalpren Suresh gehörte zu der großen Mehrheit der Leute, die nicht so recht an deren phantastisch anmutenden Berichte glauben mochten.
Dieser Termin hält mich nur davon ab, rechtzeitig zu der angekündigten Zeit nach Namban zu gelangen. Dabei könnte man dort möglicherweise etwas Licht ins Dunkel bringen , dachte Suresh bitter, als er hastig den Lift betrat, der ihn in die Etage der »Grünen Gurke« bringen würde, in der traditionell der Vorsitzende des Hohen Rates der Solaren Welten residierte. Dennoch, bei allem Ärger: Einen Termin mit dem Vorsitzenden sagte man nicht ab.
Als er das Vorzimmer Jasper Mitchells betrat, stand der Adjutant des Ratsvorsitzenden hastig auf und ging dem Beauftragten für Außenpolitik voraus. »Mr. Mitchell erwartet Sie schon, Mr. Suresh!« Er riss die Tür auf und meldete Suresh an.
Mitchell stand vor seinem Schreibtisch, eine hochgewachsene, nicht mehr ganz junge Gestalt, deren langes, silbriges Haar ordentlich zu einem dünnen Zopf geflochten dem Ratsvorsitzenden den Rücken hinunterfiel.
Suresh empfand diese selbst in diesem Jahrhundert noch außergewöhnliche Haartracht des Ratsvorsitzenden als eine Manieriertheit, die ihn abstieß. Man sollte meinen, die militärische Vergangenheit Mitchells beim Star Corps hätte dafür gesorgt, dass er sich etwas disziplinierter gibt. Aber nein, stattdessen gestattet er sich so eine affige Frisur, die seinem Alter und seinem Rang als Commodore des Star Corps absolut nicht angemessen ist.
Der Ratsvorsitzende trug einen grauen Anzug und stand hinter seinem Schreibtisch, auf dem die Totale einer elegant aussehenden Frau mit ebenholzschwarzer Haut projiziert worden war. Er befand sich offenbar mitten in einem Vid-Gespräch. Er lächelte dem neu eingetretenen Gast kurz zu.
»Ich danke Ihnen, Botschafterin. Mr. Suresh ist gerade zur Tür hereingekommen, ich bin sicher, er wird Ihr Angebot sehr gerne annehmen. Ich richte ihm aus, dass Sie ihn auf Namban erwarten.«
Suresh spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Botschafterin Ndogo will mich begleiten und erwartet mich auf Namban? Das hat mir gerade noch gefehlt.
Er hörte die scharfe Stimme der stellvertretenden Leiterin des diplomatischen Corps noch einige Worte sagen, die wohl Misstrauen ihm
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