Sternenfaust - 102 - An vielen Fronten
Wissenschaftler als Leumundszeugen anführt.«
»Sie meinen den Mediziner, der damals mithalf, das Dronte- und damit auch das PFS-Virus zu entwickeln?« Suresh schnaubte. »Kein Wunder, dass der wieder in den Dienst des Star Corps eingetreten ist. Weder Far Horizon , noch die Universität auf Wega, noch die Brüderschule wollten nach diesem Skandal noch etwas mit ihm –«
»Das Star Corps ist dankbar dafür, dass Ashkono Tregarde seine Dienste wieder der Raumflotte zur Verfügung gestellt hat!«, unterbrach Mitchell den Beauftragten für Außenpolitik scharf. »Sie sollten wissen, dass er freiwillig nicht zu Far Horizon zurückkehren wollte, Suresh! Und dass er auf der STERNENFAUST III Dienst tut, ist ein außerordentlicher Glücksfall, besonders unter den gegebenen Umständen. Ich hoffe, dass Sie das genauso wie wir beim Star Corps empfinden, Mr. Suresh.«
Sureshs Augen verengten sich. Ihm war der Plural im letzten Satz des Ratsvorsitzenden durchaus aufgefallen. Ihm fiel wieder ein, dass sich die Politik der Solaren Welten und das Star Corps im vergangenen Jahrzehnt immer enger vernetzt hatten. Eine Karriere in der Politik war fast nicht mehr möglich, wenn man nicht wenigstens eine gewisse Zeit im Dienst des Raummilitärs hinter sich gebracht hatte. So war Jasper Mitchell mit seinen über sechzig Jahren durchaus ein Veteran des ersten Kridan-Krieges gewesen, bevor er für einen der beiden Sitze im Hohen Rat kandidiert hatte, die für das Heimatsystem der Solaren Welten reserviert waren.
Suresh zauderte. Dann gab er nach. »Natürlich, Herr Vorsitzender. – Was diese Unterlagen angeht, ich werde sie auf meinem Flug nach Namban eingehend studieren.«
»Ich bitte darum, Mr. Suresh. Ich bitte Sie ebenfalls darum, dass Sie die Möglichkeiten, die dieses GalAb-Dossier beinhaltet, im Hinterkopf behalten. Zerstören Sie es, bevor Sie nach Namban kommen. – Suresh, Sie müssen verstehen, der Wandler ermöglicht uns einen Technologie-Vorsprung vor den Starr und den J’ebeem, den wir möglichst behalten wollen. Dieses Bild, das Wrack, das die STERNENFAUST gefunden hat, ist vielleicht der Schlüssel dazu.«
Suresh sah noch einmal auf das Dossier, dass er in der Hand hielt und nickte.
»Ich verstehe«, sagte er nach einer langen Pause.
Während er das Büro des Ratsvorsitzenden verließ, erwischte er sich bei dem Gedanken, dass es vielleicht gar nicht so übel war, Wanda Ndogo an seiner Seite zu haben.
*
Arashlan der Starr, Alpha Comae Berenices II
Als Kalpren Suresh seinen Gleiter auf Namban verließ, glaubte er, gegen eine Wand zu laufen. So heiß hatte er die Atmosphäre hier auf diesem Planeten nicht in Erinnerung. Er rang nach Luft und erinnerte sich zu spät daran, dass Menschen der Solaren Welten auf Namban eigentlich flacher atmen sollten – die Luft besaß einen wesentlich höheren Anteil an Sauerstoff, das konnte schnell dazu führen, dass einem schwindlig wurde oder das Gehirn in einen Rauschzustand geriet.
Er klappte den Mund schnell wieder zu. Das Medikament, dass ihm helfen sollte, den hohen Sauerstoffanteil der Luft zu kompensieren, brauchte noch eine Weile, um zu wirken. Er wusste, Wanda Ndogo erwartete ihn hier auf dem Raumhafen in der V.I.P-Lounge und die scharfzüngige Frau sollte ihn nicht erleben, wenn er zu viel Sauerstoff eingeatmet hatte. Da könnte ich ja gleich betrunken bei ihr auftauchen , dachte er düster. Er raffte seine Mappe mit Unterlagen zusammen und hastete auf das Terminal zu, in dem er sich mit Botschafterin Ndogo treffen wollte.
Sie erwartete ihn bereits ungeduldig, eine imposante Erscheinung, über eins achtzig groß, gertenschlank und mit einer Ausstrahlung, deren Energie ihresgleichen suchte. Sie lief ungeduldig hin und her, ihr Gewand aus sonnengelber mantidischer Seide glänzte wunderschön und wehte ihr nach. Suresh, der bis hierher gerannt war, blieb stehen, versuchte, möglichst flach zu atmen und sich gegen die energische Art der Botschafterin zu wappnen.
Doch viel Zeit blieb ihm nicht. »Ah, Kalpren, da sind Sie ja endlich! Die Erste Sprecherin erwartet uns bereits. Ich schlage vor, Sie unterrichten mich über das Dossier mit Bruder – nein, Meister Williams Bericht bitte auf dem Weg.« Sie schwang herum und ging voraus. Suresh, der sich in der »dicken« Luft des Planeten noch nicht akklimatisiert hatte, hastete nach Atem ringend hinter ihr her und kam sich vor wie ein Asthmatiker, der hinter einem Leistungssportler herhechelte.
Er fasste –
Weitere Kostenlose Bücher