Sternenfaust - 102 - An vielen Fronten
auch in seinem Interesse – die Daten so kurz wie möglich zusammen und war zu seinem eigenen Erstaunen fertig damit, als er hinter der Botschafterin in den Gleiter kletterte, der sie zum nahe am Raumhafen gelegenen Konsensdom bringen sollte.
Die Botschafterin schwieg dankenswerterweise auf den Flug, offenbar dachte sie über das Gesagte nach. So hatte Suresh ein wenig Zeit, sich umzusehen. Der Gleiter stieg höher, über den regulären Stadtverkehr hinaus.
Auf dem Boden hatte Suresh die gewaltige Kuppel des Konsensdoms nicht erkennen können, aber jetzt, wo der Flieger immer höherstieg, wurden ihm wieder einmal die Maße dieses gewaltigen Gebäudes klar. Mehrere Kilometer lang und beinahe ebenso breit und hoch war die Kuppel, die sich über dem Saal spannte, in dem sich das starrsche Pendant des Parlaments befand. Jeder der echsenartig aussehenden, aber aufrecht gehenden Starr, der ein Stimmrecht hatte – und das waren alle, die sich in irgendeiner Form artikulieren konnten – durfte hier das Wort zu jeder Sache ergreifen. Früher war dann mit einfacher Mehrheit über den betreffenden Punkt abgestimmt worden, aber mittlerweile, nachdem die Dronte vor über 17 Jahren den weitaus größten Teil der echsenhaften Starr übernommen und damit zum Tode verurteilt hatten, hatte sich die Starrsche Direktdemokratie etwas verändert. Ein Erster Sprecher sorgte dafür, dass Entscheidungen beschleunigt wurden und konnte sie auch manchmal selbst treffen, ohne das gesamte Arashlan zu befragen.
Um die Kuppel herum lagen unzählige bizarr geformte und mit möglichst wenig scharfen Ecken geformte Gebäude aus dem beinahe schwarzen Lavagestein, aus dem ein Großteil von Nambans Erdkruste bestand: Regierungssitz, Verwaltungsgebäude und andere. Dazwischen lagen immer wieder kleine Höfe mit Springbrunnen und Gärten voller Blütenpflanzen und Teiche, die die Starr so liebten und mit denen sie sich das Leben auf diesem heißen Planeten, der von einer Doppelsonne beschienen wurde, angenehmer machten.
Der Gleiter sank schließlich neben einer der unzähligen kleinen Kuppeln nieder, die den Konsensdom selbst umgaben. Kalpren, der bereits mehrfach auf Namban zu tun gehabt hatte, wusste, dass es sich um das Amtsgebäude des Ersten Sprechers der Starr handelte.
Zur Zeit wurde das Amt des Ersten Sprechers von einer weiblichen Starr bekleidet. Suresh bedauerte für einen Moment, dass der bedächtige und menschenfreundliche Kaishuk, der das Amt des Ersten Sprechers beinahe ein Jahrzehnt innegehabt hatte, nicht mehr unter den Lebenden weilte. Mit ihm hätte es sicher eine Verständigung gegeben. Doch die derzeitige Erste Sprecherin war eher geneigt mit den J’ebeem zusammenzuarbeiten als mit den Solaren Welten, und begründete das mit der absurden Theorie, dass beide Völker den gleichen genetischen Ursprung hätten.
»Ich hoffe, Sie wissen, wie Sie mit der Ersten Sprecherin umzugehen haben, Suresh?« Botschafterin Ndogos angenehme, aber energische dunkle Stimme weckte Suresh aus seinen Gedanken.
»Ja, das weiß ich. Sie ist nach wie vor verstimmt über unseren hartnäckigen Wunsch, unsere Forschungen auf dem Goldenen Kubus auf Karalon wieder aufzunehmen.«
»Es ist sogar noch schlimmer«, fügte Botschafterin Ndogo hinzu. »Kaneshar hat vor einigen Standardtagen Botschafter Lockhart einberufen und ihm eine offizielle Protestnote übergeben, die den Start der STERNENFAUST III betrifft.«
Der Gleiter setzte ohne spürbaren Ruck auf. Als sich die in die Seite des chromglänzenden Flügels eingelassene Tür öffnete, sah Suresh draußen bereits einige Starr stehen, die in sonnengelbe, beinahe orangefarbene Togen gekleidet waren. Er warf wieder einen kurzen Blick auf Botschafterin Ndogo, deren Gewand die gleiche Farbe hatte und bewunderte die stellvertretende Leiterin des diplomatischen Corps kurz. Sein eigener dunkelgrauer und hochgeschlossener Anzug war tadellos, aber wirkte neben den im hellen Licht der Doppelsonne geradezu grellen Farben der Blüten und der bunten Umhänge der Starr seltsam farblos.
Botschafterin Ndogo verneigte sich tief vor den drei Würdenträgern, die auf sie warteten und wurde für ihre Höflichkeit mit einem herablassenden Nicken belohnt. Jedenfalls schien es Suresh so. Doch Botschafterin Ndogo schien das nichts auszumachen. Sie ließ ihr Gewand im heißen Wind wehen, als sie sich wieder aufrichtete und sprach einige Worte in dem zischenden Idiom der Starr. Wieder verneigte sich der vordere Starr, diesmal
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