Sternenfaust - 102 - An vielen Fronten
angelegte Bäche und plätscherten Springbrunnen im bunten Sand. Die Hügel aus braun und rosa glitzerndem Quarzsand und klar gefärbten Kieseln waren sorgsam in sanft ineinander übergehende Muster geharkt, so dass es schien, als fließe der Sand wie die Bäche, die dazwischen her führten.
Mit einem Mal erkannte Suresh, warum die Sprecherin ihn und Botschafterin Ndogo hierhin geführt hatte: es war hier so gut wie unmöglich, belauscht zu werden. Zu wenige Pflanzen, um sich dahinter zu verstecken, und zu viel Sand, um keine Spuren darauf zu hinterlassen.
Auf einem Hügel, auf dem zwei Bänke und ein kleiner Tisch unter einem Schatten spendenden Stachelfächerbaum standen, machte Kaneshar eine Pause. Mit einer Geste lud sie die beiden Menschen ein, auf den Sitzgelegenheiten Platz zu nehmen. Wanda Ndogo ließ sich anmutig auf einem der Steine nieder, während Suresh es vorsichtiger versuchte – die Sitze waren den Körperformen der Starr angepasst.
Doch die Erste Sprecherin achtete nicht darauf, ob ihre Gäste auch bequem saßen. »Sie haben mich nach Informationen zu diesem Wrack gefragt. Natürlich haben die J’ebeem uns das Bild ebenso zukommen lassen.«
Suresh hob die Augenbrauen, doch Ndogos Miene blieb unbewegt.
»Wir konnten in der Tat bereits sehr weit in den ehemaligen Dronte-Raum eindringen, doch wie ich vorhin bereits sagte, uns sind die Hände gebunden. Wir sind nicht imstande, den Raum, den wir bereisen können, auch zu sichern. Sowohl personell als auch militärisch.«
Ndogo nickte langsam. »Deshalb möchten Sie uns so freimütig etwas über die Erkenntnisse aus diesem Raum mitteilen.«
Kaneshars Riechzunge schoss so schnell aus ihrem Maul und wieder hinein, dass es hörbar zischelte. »Es ist nicht so, dass ich keine Gegenleistung für diese Informationen verlange.«
Suresh neigte den Kopf. »Ich bin sicher, dass wir auf dem gewünschten Gebiet das eine oder andere für Sie tun können, Sprecherin.«
»Ich verlasse mich auf Ihr Wort«, meinte Kaneshar nach einer kurzen Pause. Dann fuhr sie fort. »Wir haben verschiedene Welten erforscht, die wir dank des ausgedehnten Transportsystems, das auch mit unserem Konsensdom verbunden ist, erreichen konnten. Doch wir sind nie auf Bewohner gestoßen, immer nur auf Überreste uralter Zivilisationen. Ruinen. Manchmal war erkennbar, dass eine große Kultur darin gelebt hat, manchmal waren es nur Trümmerhaufen. Doch nie trafen wir auf etwas, dass uns etwas über die Wesen gesagt hätte, die für diese Bauten verantwortlich waren. Bis auf einmal.«
Kaneshar hielt inne und winkte einem ihrer Bediensteten, die in einigem Abstand warteten, um etwaige unerwünschte Besucher von den dreien fernzuhalten. Er hastete mit einem Tablett herbei, auf dem eine Karaffe mit Glutbeerensaft und drei Becher aus beinahe durchsichtigem hellgelbem Kristall standen. Er setzte beides ab und verschwand wieder.
Die Sprecherin verteilte den Saft und sprach weiter. »Die Überreste der Stadt oder was auch immer es gewesen sein mag, schienen aus einem alabasterähnlichen Material zu bestehen. Einige kleinere Artefakte, Überreste von Gebrauchsgegenständen womöglich, waren unseren Analysen nach aus dem gleichen Material, aus dem auch die Kristallbeschichtung der Dronte-Schiffe und die Raumschiffe der Basiru-Aluun bestanden.«
Suresh setzte den Becher ab, an dem er gerade genippt hatte. Er hatte bereits das Gefühl, dass der schwere, dickliche Saft ihm in der glühenden Hitze zu Kopf stieg. »Eine ehemalige Kolonie der Basiru-Aluun?«
Kaneshar wiegte den Kopf hin und her. »Wir können nicht sicher sein. Es wurden organische Überreste gefunden, die wir nicht recht deuten konnten. DNA-Analysen haben uns nicht weitergebracht. Bestimmte Formen dieser Überreste ließen allerdings darauf schließen, dass das Volk, das diese Ruinen bewohnt hat, menschliches Aussehen hatte. Eindeutige Beweise gibt es dafür jedoch keine. Ich werde Ihnen nachher ein Pad mit den entsprechen Daten überlassen.«
Ndogo nickte langsam, ohne die Erste Sprecherin des Arashlan aus den Augen zu lassen. »Sie meinen also, es gibt ein Volk, das menschenähnlich ist und irgendetwas mit den Basiru-Aluun zu tun hatte … Vielleicht waren es einfach nur Dronte?«
»Dazu waren die Ruinen zu alt. Es waren keine Neuerungen zu erkennen, die mit Dronte-Eroberungen in der Regel einhergingen. Unsere Experten schätzten sie auf über hunderttausend Jahre. Soweit ich weiß, sind die Menschen ja erst vor einigen
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