Sternenfaust - 104 - Die Kristalle von Dondari
vor. Die Stimme von Stephens nahm sie kaum wahr.
»Das Fieber steigt weiter. Die Entzündung sitzt im Körper. Ich bin kein Arzt und ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Sie reagiert kaum noch auf unsere Medikamente und stärkere Sachen habe ich nicht. Lange hält ihr Körper das nicht mehr durch.«
Nicht hinhören. Savanna träumte weiter. Träumte von der Zukunft und rauschenden Festen, bis sie schließlich einschlief.
*
Emma Kalani bereitete alles für den Start vor. Hinter ihr streckte sich Jackville noch einmal ausgiebig in seiner schweren Montur und überprüfte ein letztes Mal den korrekten Sitz seines Helmes. »Ich bin immer wieder froh, wenn wir heil aus dem HD-Raum draußen sind«, gestand er seiner Kollegin. »Ich fliege verdammt gerne, aber das ist mir zu hart.«
Emma lachte in ihren Helm. »Der HD-Raum mag ja auch keine Männer. Mich würde es schon reizen, mal einen Flug zu wagen. Es muss ziemlich verrückt sein. Ein wenig beneide ich die Sobritzky darum.«
»Beneiden? Ich weiß nicht. Wahrscheinlich wird ihr Job ihr auf Dauer das Gehirn versengen. Da bleibe ich doch lieber bei meinem guten alten Jäger.«
Emma gab Schub. Das war das Signal, um aus der vierkantigen Öffnung hinaus in den Raum katapultiert zu werden, wie ein Stein aus einer Schleuder. Sie starteten, schossen als zweiter Jäger von zehn hinaus in die Schwärze des Alls. Emma liebte das Gefühl, in ihren Sitz gepresst zu werden. Dann änderte sich alles, Schwerelosigkeit im All, der Druck war verschwunden. Die Technik machte das Fliegen zu einer mäßigen Belastung. Auch die Lautstärke des Antriebs wurde gemindert. Durch die dicken Helme kam kaum etwas hindurch.
Emmas Hände lagen liebevoll um den Steuerknüppel.
»Ist doch wieder mal typisch, dass die Fernsensoren der STERNENFAUST nichts gefunden haben«, merkte Emma an.
»Es gibt immerhin fünf Möglichkeiten, wo die MERCHANT in diesem System stecken könnte«, warf Jackville ein. »Du solltest lieber froh sein, dass keine Wrackteile geortet wurden.«
»Auch wieder wahr. Wie wahrscheinlich war es noch, dass die MERCHANT in diesem System runterkam?«
»98,36 Prozent«, meinte Morten Jackville prompt. »Passt du immer so gut auf bei der Einsatzbesprechung?«
In ihrem Helmen erklang die vergnügte Stimme von Marvin Tyree. »He, Leute, wie sieht es aus? Kleine Wette gefällig, wer den Raumer zuerst entdeckt? Ich wäre für eine Runde Mangobier im ›Fuzzy’s‹ zu haben!«
»Gott, Tyree«, maulte Emma. »Da sind Leute in Gefahr und hauchen vielleicht in diesem Moment ihr Leben aus, und du denkst nur an irgendwelche bescheuerten Wetten und Mangobier!«
»Hast du heute Morgen einen Christophorer gefrühstückt, Schätzchen? Wenn du jeden kritischen Job so nah an dich heranlässt, wirst du als psychisches Wrack in einem schicken Hospital auf Ganymed enden.«
»Lieber das als zu einem Monster zu mutieren. Du bist so sensibel wie eine Moraxklinge.«
»Einen guten Tag auch, Ladies und Gentleman«, schaltete sich John Santos ein, der über die Flugkontrolle in der STERNENFAUST per Funk zugeschaltet war. Der Commander klang wie immer unbeeindruckt und ließ sich nicht darüber aus, wie lange er ihnen schon zuhörte. »Sie haben alle Ihre Befehle, also vertrödeln Sie Ihre Zeit nicht mit Diskussionen, die Sie besser außerhalb Ihrer Schicht führen. Lieutenant Kalani, drehen Sie endlich ab. Sie haben Objekt G, nicht Objekt D.«
»Ich weiß, Sir.« Emma Kalani flog einen beeindruckend engen Bogen und steuerte direkt auf ihr Zielobjekt zu. Es würde nach eine Weile dauern, bis sie es erreichte.
»Und Sie, Tyree, halten besser die Bälle flach. Ich höre Ihren Namen in letzter Zeit viel zu oft in Verbindung mit dem Wort ›Ärger‹. – Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg. Geben Sie Ihr Bestes.«
»Danke, Sir«, erklang es vielstimmig. Dann endete die Verbindung.
Emma seufzte leicht. »Ich wünschte, wir würden diese Havarierten als erste finden.«
»Um die Helden spielen zu können?« Jackville klang verunsichert.
»Nein. Einfach nur, um sie zu retten. Unser Objekt ist das nächste am Schiff. Wir werden als erste beim Ziel sein.«
Jackvilles Stimme war ernst. »Ich werde einfach tun, was Commander Santos gesagt hat: Ich gebe mein Bestes.«
*
»Schon irgendwelche Neuigkeiten?« Dana Frost betrat die Brücke und trat auf dem kleinen Kommandostand neben ihren ersten Offizier.
»Nein, Ma’am.« Al Khaled schüttelte bedauernd den Kopf. »Nichts,
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