Sternenfaust - 104 - Die Kristalle von Dondari
Stephens und Higgs haben bereits zwei davon aufgebaut. Alles, was du tun musst, ist uns zu helfen, dich auf diese Med-Liege zu bekommen.«
Savanna stöhnte. Ihr tat alles weh. Im roten Licht der Notbeleuchtung sah sie Gendar Maras, dessen Haut von Stunde zu Stunde blasser zu werden schien.
»Ich möchte nicht bewegt werden. Lasst mich hier.« Man hatte sie vor drei Tagen in ihr Quartier gebracht, nachdem die Räuber abgezogen waren. Sie hatten die MERCHANT komplett ausgeraubt. Sogar einige der technischen Geräte aus dem Maschinenraum hatten sie mitgenommen, inklusive Teile der Inneneinrichtung. Danach waren sie abzogen und nach einigen Stunden des bangen Wartens war sich die Crew sicher gewesen: Sie würden nicht wiederkehren. Die Piraten hatten alles bekommen, was sie hatten haben wollen.
Verdammtes Pack. Im Fieber umklammerte Savanna die Kante ihres Lagers. »Ja, lasst mich hier«, murmelte sie müde.
»Das geht nicht.« Harry Chang gab Silvan Jarlt, einem der Lagermeister, ein Zeichen. Beide Männer packten Savanna und hoben sie auf die Liege. Savanna schrie und schimpfte. Der Schmerz in ihrer Schulter war unerträglich.
»Wir müssen dich einhüllen, ich hoffe du hast keine Platzangst.« Harry zog eine lange Schutzfolie über sie, mit der er sie und die Liege rundherum einwickelte. Er setzte sich selbst einen Helm auf. Wie alle anderen trug er einen Schutzanzug. »Heb ihr den Kopf an«, forderte er Silvan auf. Der breitschultrige Riese tat es mit überraschender Sanftheit. Savannas Kopf wurde in einen mit einem Sauerstofftank verbundenen Helm gesteckt. Sicherheitshalber wickelte Harry noch ein paar Schutzschichten der dünnen Folie um den Helmansatz. Sie war verpackt wie ein Weihnachtsgeschenk.
Nur dass es nichts zu feiern gibt , dachte sie trotzig. Warum soll ich mich wegtragen lassen? Es ist ja doch alles umsonst. Niemand kommt! Mein Notruf kam nicht im Karalon-System an. Ich werde hier draußen sterben … Der Gedanke hatte einen Teil seines Schreckens verloren. Der ständige Schmerz machte sie mürbe. Sie drohte in Teilnahmslosigkeit zu fallen. Mit müden Augen sah sie zu, wie das Innere der MERCHANT an ihr vorüberzog. Sie passierten den engen, silbernen Gang, der an der Brücke vorbeiführte. An seinen Wänden waren eingelassene Ovalbilder die hauptsächlich Landschaftsaufnahmen aus Kanada zeigten. Harry liebte Kanada. Wenn er Urlaub hatte, verbrachte er ihn dort.
Das ist alles belanglos. Nichts hat mehr Bedeutung. Savanna schloss die Augen. Sie spürte den eisigen Hauch, als das Hauptschott sich öffnete. Draußen herrschten Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Der Ausgang des Schiffes tat sich auf, als wolle es die Besatzung ausspucken.
Es war eiskalt auf dem Planeten, den sie in Ermangelung eines Namens »Big« genannt hatten. Silvan hatte mit dem Namen angefangen, doch Savanna wusste sehr wenig über diesen Riesen. Nur, dass er groß war, ein wenig Atmosphäre hatte und für Menschen eigentlich nicht geeignet war.
Savanna wollte nach Möglichkeit nichts von »Big« sehen. Sie wollte nur schlafen. Ihr Kopf brannte und ihre Schulter schmerzte bei jeder Unebenheit des Bodens – und davon gab es viele. In der fremden Atmosphäre fühlte sie sich seltsam leicht.
Sie blinzelte und sah Marleen Higgs, die neben ihr den Sauerstofftornister trug, der ihren Helm versorgte. Normalerweise wurden diese Tornister auf den Rücken geschnallt. Ein altmodisches, aber nach wie vor effektives Handling.
Das Zelt, in das Savanna nun getragen wurde, war im Schatten des Raumers aufgebaut. Durch einen dicken Schlauch war es mit dem Schiff verbunden und zapfte so die unverseuchten Sauerstoffvorräte an. Sie mussten eine doppelte Schleuse passieren, um möglichst keine Stoffe der fremden Atmosphäre in das silberne Zelt dringen zu lassen. Erst als der Schleusenzwischenraum gereinigt war, öffnete sich die Schleuse in das Zeltinnere.
Im Zelt war es angenehm warm und Savanna war dankbar, als ihre Liege endlich an Ort und Stelle stand. Vielleicht am letzten Ort ihres Lebens.
Jetzt hör schon auf , wies sie sich selbst zurecht.
»Wie lange können wir noch durchhalten, Harry?«
Das Gesicht ihres Vorgesetzten sah alt und müde aus. »Vier Tage. Vielleicht fünf.«
Savanna schloss die Augen. Wenn ich das hier überlebe, fliege ich ins Wega-System und schmeiße eine Party, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.
Der Gedanke war tröstlich. Sie versenkte sich in Traumwelten. Stellte sich ihre Feier im Wega-System
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