Sternenfaust - 104 - Die Kristalle von Dondari
Khaled sah zu dem monströsen Schiff hinüber – ein Handelsraumer, der viel Platz für Ladung bot. Als Kind hatte sich al Khaled oft vorgestellt, selbst einmal einen solchen Handelsraumer zu fliegen. Sein Großvater besaß eine Flugspedition in Dubai, die Raumschiffteile transportierte. Er hätte Shamar gerne im Geschäft gesehen, doch der Enkel machte ihm einen Strich durch die Rechnung, als er auf die Akademie nach Ganymed ging. Was hatte seine Familie geklagt! Die Mitglieder des Star Corps starben im Schnitt dreißig bis fünfzig Jahre vor der Zeit.
Aber ich wollte trotzdem hierher.
Al Khaled stieg aus und sah sich um. Für einen Moment genoss er das Gefühl: Er stand tausende Lichtjahre von der Erde entfernt auf einem roten Planeten und versuchte, die Crew eines Handelsraumers zu retten. Einen Moment erschien ihm der Gedanke absurd. Die STERNENFAUST III flog immense Strecken – Strecken, die sich der menschliche Verstand kaum vorstellen konnte. Er schüttelte kurz den Kopf. »Gehen wir«, meinte er per Helmfunk, als das Team ausgestiegen war.
Die integrierten Antigravantriebe in den Anzügen halfen ihnen beim Gehen. Durch die wissenschaftliche Analyse der Atmosphäre und des Drucks war alles bereits von Technikern voreingestellt.
Al Khaled führte das Team an und legte die wenigen Meter zu den beiden Zelten vor dem Handelsschiff zurück. Er öffnete die erste Schleuse. Sie war eng und nicht für mehr als vier Leute in schweren Raumanzügen ausgelegt. Sein Team hatte zwölf Mann und so winkte er die Ärztin und zwei der Paramedics zuerst heran. Gemeinsam traten sie in das silberne Zelt. Noch ehe sie die zweite Schleuse durchqueren konnten, erklang dahinter eine Stimme.
»Wer ist da?« Es war ein Mann, der sprach. Er klang ängstlich. Verwirrt.
Al Khaled blieb stehen. Es war damit zu rechnen, dass die Crew psychisch stark angegriffen war. Seit Tagen warteten sie auf Rettung. Vielleicht hatten sie Verletzte und Tote.
Al Khaleds Augen gewöhnten sich an das Halbdunkel des Zeltes. Die Innenwand der Schleuse bestand aus einem durchsichtigen Material. Hinter dieser Trennwand sah er einen Mann mit einem Thermo-Strahler im Anschlag stehen. Eine dünne Frau mit roten Locken neben ihm hielt einen Nadler.
»Ich bitte Sie, die Waffen zu senken. Mein Name ist al Khaled. Commander al Khaled. Das Star Corps schickt mich. Wir erhielten den Auftrag zur Bergung der MERCHANT-Crew von der Star Trade -Niederlassung auf …«
Weiter kam er nicht. Die Frau schrie auf! Sie lachte und weinte gleichzeitig. Sie ließ die Waffe sinken und stürzte zur Schleuse. Der Durchgang öffnete sich vor ihnen.
Der Mann mit dem Strahler in der Hand stand noch immer verdutzt da, als wüsste er nicht, ob er seinen Augen trauen durfte. Im rötlichen Licht der schwachen Notbeleuchtung wirkten seine Züge noch ausgezehrter. Struppige braune Bartstoppeln bedeckten sein Gesicht. Sie waren länger als das Haar auf seinem Kopf.
Al Khaled hatte sich die Bilder der Crew bei der Besprechung angesehen. »Captain Harry Chang? Seien Sie so gut und legen Sie die Waffe zur Seite. Wir kommen um Ihnen zu helfen.«
Harry Chang gehorchte langsam. »Sie sind wirklich hier? Sie sind echt?«
Ein Paramedic ging an al Khaled vorbei. Er zog einen Scanner und begann den verdutzten Piloten zu untersuchen.
»Wir sind wirklich hier. Das Star Corps hat uns den Auftrag gegeben, mit Ihnen zusammen die Kristalle der Dondari zu suchen.« Al Khaleds Blick hatte längst die reglose Frau am Boden entdeckt. Neben ihr lag der Dondari. Der Commander erkannte ihn an der orange-roten Hautfarbe. Auch er lag scheinbar bewusstlos am Boden. Vielleicht war er auch tot. Die Ärztin beugte sich gerade über ihn.
Vier andere Mitglieder der Crew saßen einfach nur da und blickten ihren Rettern mit leuchtenden Augen entgegen. Einzig die rothaarige Frau konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Sie schien von allen Havarierten die meiste Energie zu besitzen.
»Die Kristalle suchen …« Langsam kehrten Verständnis und Leben in die Augen von Harry Chang zurück. »Ja, das ist gut. Wir nehmen die MERCHANT und suchen die Kristalle.«
»Verzeihung, aber ich denke nicht, dass Ihr Schiff so schnell wieder fliegen wird. Zunächst einmal bringen wir Sie alle an Bord der STERNENFAUST und unterziehen Sie einer gründlichen Untersuchung. Danach sehen wir weiter.«
»Mein Schiff allein lassen?« Chang verzog das Gesicht, als habe er Zahnschmerzen. »Nein, auf keinen Fall! Ich bleibe hier.«
»Es
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