Sternenfaust - 104 - Die Kristalle von Dondari
…«
»Commander«, meldete sich Taktikoffizier Salmar, »der Jäger fliegt ein Manöver, um unsere eigenen Einheiten auf den Kurs in Richtung einer bevorstehenden Protuberanz zu locken. Wenn sie diesen Kurs halten, geraten sie in Gefahr, von den Ausläufern der Protuberanz vernichtet zu werden. Der feindliche Jäger hat nach unserer Analyse einen besseren Hitzeschild.«
Taglieri schauderte. Er wollte nicht für den Tod dieser Menschen verantwortlich sein. Vor allem nicht für ihren Tod. Entgegen der Logik traf er eine Entscheidung.
»Commander Taglieri an Star Night Drei, Vier und Acht! Abdrehen! Das ist eine Falle!«
»Negativ, Commander«, erklang die selbstsichere Stimme einer Frau aus der Kom-Anlage. »Der Kridan ist immer noch flugtauglich. Er beschleunigt kontinuierlich. Wenn wir ihm jetzt Raum lassen, werden wir ihn verlieren!«
»Drehen Sie ab, Dionga! Das ist ein Befehl!«
»Negativ! Ich hab den Geierkopf gleich!«
Auf dem Schirm sah Taglieri, wie Star Night Acht weiter aufschloss. Die beiden anderen Jäger fielen zurück.
»Lieutenant Dionga! Drehen Sie ab! Das ist ein Befehl, verdammt!«
»Wenn wir diesen Mistkerl verlieren, sind wir geliefert!«
Die Worte von Taktikoffizier Salmar waren für Taglieri ein Schlag in den Magen: »Drei Minuten bis zur Protuberanz, Sir.«
Die Stimme von Savanna Dionga war gelassen. »Ein Leben gegen hundert.«
Taglieri glaubte sich verhört zu haben. »Lieutenant Dionga, Sie sehen zu, dass Sie da verschwinden, oder ich schmeiße Sie eigenhändig aus dem Star Corps!« Er bekam keine Antwort. »Dionga!« Er brüllte, sein Gesicht war heiß. Zornig stampfte er mit dem Fuß auf.
»Commander …«, die Stimme von Jenny Baluhr an der Kom-Anlage erklang. »Der Jäger Star Night Acht hat den Kontakt zur STELLARISII abgebrochen.«
Verdammtes Miststück! Taglieri hätte es beinahe laut gesagt. Wie konnte sie sich nur so offen gegen seine Befehle stellen? Wollte sie unbedingt die Heldin spielen? Oder lag es an den Depressionen, auf die der Schiffsarzt ihn bereits vor einigen Wochen aufmerksam gemacht hatte? War das eine Gelegenheit, die Savanna Dionga nutzte?
Tu mir das nicht an … Nicht so …
Er sah, wie der Jäger schoss. Star Night Acht löschte den Feind aus. Das Kridan-Schiff explodierte nach einem Treffer in der Antriebssektion. Das darauf folgende Feuerwerk wurde nur durch die Protuberanz der Sonne überboten. Wie eine gierige Zunge aus Licht strahlte die Sonne plötzlich aus und warf ihr Gas in den Raum. Kleinere Wirbel an ihrem Rand tanzten frivol in der Schwärze.
Star Night Acht trudelte davon, von der Protuberanz fort. Kurz darauf explodierte auch der Jäger. Ein letztes Aufleuchten auf dem Schirm, dann war das Schiff fort. Ausgelöscht. Auf der Brücke herrschte gespenstische Stille. Commander Taglieri brauchte zwei volle Minuten, bis er sich gefasst hatte.
»Star Night Drei und Vier, versuchen Sie herauszufinden ob die Pilotin sich vor der Explosion mit der Schutzkapsel aus dem Jäger herauskatapultiert hat.«
»Aye, Sir.«
»Ich werde ein Shuttle vorbereiten lassen.« Taglieri fühlte sich, als habe ein Marine-Corps ihn nach Strich und Faden verprügelt. Ihm war übel und sein Kopf schmerzte.
Sie darf nicht tot sein. Nicht sie.
Es dauerte quälend lange, bis die Nachricht der Jäger kam.
»Haben die Pilotin geortet! Die Schutzkapsel ist schwer beschädigt, aber wir haben ein Lebenszeichen! Auch der Kridan ist noch da draußen.«
Taglieri ließ sich in seinen Sessel sinken. Die Erleichterung ließ ihn zittern. »Verstanden, Star Night Drei. Wir bergen sie beide. Die Pilotin und den Kridan. Shuttle wird vorbereitet.«
Sie hatte überlebt. Nur das zählte. Damals auf der STELLARIS und heute auf der STERNENFAUST.
Langsam klärte sich Vincents Blick und er kam von der Brücke der STELLARIS zurück in die Gegenwart der Offiziersmesse der STERNENFAUST III.
Ja, sie ist unausstehlich gewesen, damals. Das war klare Befehlsverweigerung. Ich hätte sie aus dem Star Corps werfen sollen, wie es die Vorschriften verlangten, aber sie war eine Heldin für die Mannschaft. Und sie wollte den Dienst ohnehin quittieren.
Taglieri sah auf sein Getränk, das noch immer randvoll in seinem Becher vor sich hindampfte. Es roch beruhigend nach Alkohol. Vorsichtig nahm er einen Schluck. Der heiße Rum tat gut. Er schloss die Augen. Das Bild von Savanna ließ sich nicht aus seinem Kopf vertreiben. Es hatte sich dort eingenistet und schien sich ausgesprochen wohl zu
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