Sternenfaust - 108 - Die Gabe der Telepathen
den neuwertigsten Raum dieser Größenordnung auf ganz Ganymed, in dem alle technischen Raffinessen zur Verfügung standen. Sämtliche Tische und Sessel passten sich automatisch an. An der verspiegelten Decke war keine Lampe zu erkennen und doch wurde ein warmes Sonnenlicht imitiert, das die silbernen Möbel aufschimmern ließ und den rotbraunen Marmor des Fußbodens zum Glänzen brachte.
Admiral Vincent Taglieri und Doktor Ashkono Tregarde saßen links und rechts neben ihr. Ein Stück entfernt, auf ergonomisch angepassten Sesseln, saßen die Kridan Satren-Nor, der Raisa und sein neuer Lehrer und Ausbilder Sun-Tarin. Alle drei trugen schlichte beigebraune Gewandungen. Sie wurden von Wanda Ndogo begleitet, die als Botschafterin des freien unabhängigen Corps in der Zeit seines Aufenthaltes für den Raisa zur Verfügung stand. Die dunkelhäutige Frau trug eine weite violette Robe mit aufwendigen silbernen Bestickungen. Ihr Kleid kontrastierte auffällig mit dem roten Boden und Dana war sicher, dass Wanda es genau aus diesem Grund trug. Zwischen den uniformierten Star Corps-Mitgliedern und den schlicht gekleideten Kridan wirkte die Botschafterin wie eine Orchidee in einem Tulpenfeld. Sie lächelte Dana freundlich zu und nahm einen Schluck Himbeersaft aus einem silbernen Becher.
Seit dem Anschlag auf Daren-Kan, den General und ehemaligen Kampfausbilder des Raisa, durch eine Drohne von GBN, und dem Verschwinden des übrig gebliebenen Sandes aus einem Hochsicherheitslabor auf Ganymed, trafen sie sich regelmäßig in dem großen, modern eingerichteten Besprechungsraum in einem eigens für den Raisa geräumten Gebäude der Akademie, um über den Fortschritt der Ermittlungen informiert zu werden.
Geleitet wurden die Sitzungen von Gregory Laury, dem beauftragten Agenten der Galaktischen Abwehr. Der hagere Mann mit den dichten Augenbrauen wartete, bis sich alle gesetzt hatten.
»Ich freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass wir zumindest Fortschritte gemacht haben, was die GBN-Drohne betrifft, aus der das Geschoss kam, das General Daren-Kan hinterhältig niederstreckte.«
»Haben Sie den Attentäter gefunden?«, fragte der Raisa aufgeregt. Seine nach vorne abgeknickten Beine zuckten unruhig. Die dunklen Augen über dem Schnabel verfolgten jede Geste des Agenten.
»Nun, das nicht«, räumte Laury ein. Er sah zu Tregarde. Der Arzt saß aufrecht auf seinem Stuhl. Dana wusste, dass der Verlust des Sandes ihn über alle Maßen enttäuscht hatte. Laut eigener Aussagen waren er und andere Wissenschaftler sehr dicht daran gewesen, dessen Geheimnisse zu ergründen. Man hatte den Sand zunächst in ein Hochsicherheitslabor gebracht, in dem es kurz darauf aus bisher ungeklärten Gründen eine Explosion gegeben hatte. Dadurch waren viele Daten verloren gegangen, welche man gerade zu rekonstruieren versuchte, was aber noch ein paar Tage dauern konnte.
Laury fuhr fort zu sprechen. »Auch wegen des Sandes konnten wir noch immer keine Spuren finden. Es scheint fast, als habe der Sand sich in Luft aufgelöst. Aber darüber können wir später noch reden.« Er wandte sich direkt an den Raisa. »Heiligkeit, so wie es aussieht befand sich die Drohne von GBN zusammen mit einigen anderen Gepäckstücken des Senders über einen Zeitraum von zwei Stunden hinweg in einer Lagerhalle im Norden des Docks von Ganymed. Diese Lagerhalle wird elektronisch überwacht. Kurz nach Ankunft des Shuttles, aus dem die Drohne ausgeladen wurde, gibt es eine Unregelmäßigkeit in den Überwachungsaufzeichnungen. Wir vermuten, dass sich jemand innerhalb dieser zwei Stunden – vermutlich innerhalb eines Zeitfensters von 30 Minuten – an der Drohne zu schaffen gemacht hat und das Schusspräzisionsgerät der Fabrikation MA-234 nachträglich einbaute. Da die Drohne direkt vor dem Einsatz nicht mehr auseinander genommen und überprüft wurde, hat keiner das nachträgliche Einsetzen der Waffe bemerkt.«
Der Dreißigjährige schwieg einen Moment. »Leider wissen wir noch immer nicht, wer die Waffe in der Drohne eingebaut hat. Einige meiner Mitarbeiter verhören die Lagerarbeiter einzeln, sowie jeden der sich auch nur in der Nähe dieses Lagers befand. Ich kann nur hoffen, dass uns das endlich auf die richtige Spur führt.« In Laurys dunklen Augen zeigte sich Ärger. »Ich kann Ihnen versichern, dass auch ich den Fall lösen will und alles in meiner Macht stehende tue, um die Ermittlungen voranzutreiben.«
Dana konnte nur ahnen unter welchem Druck der Mann stand.
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