Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter
durch! Ich vertraue auf meine Rettung! Wanda klammerte sich an dem Gedanken fest. Sie spürte das winzige Aufzeichnungsgerät an ihrer Haut kleben. Kiri-Tan hatte sich trotz aller Vorsicht verraten. Wanda hatte es geschafft sie aus der Reserve zu locken. Und das würde Wanda zu nutzen wissen. Stolz hob die dunkelhäutige Botschafterin den Kopf.
Es ist noch nicht vorbei!
*
Sun-Tarin hatte die Marines unter Telford aus dem Hexenkessel geholt und sie auf Umwegen zu dem Teranat-Gleiter gebracht, der für Wanda und Kalpren Suresh extra umgebaut worden war. Die getönten Scheiben kamen den Marines nun zu Gute. So konnten die Kridan draußen die Menschen nicht sofort erkennen.
»Wir müssen Wanda Ndogo und Kalpren Suresh befreien!« Telford hatte zwei seiner Männer verloren. Sie waren durch die Faustkämpfe mit den Kridan schwer verletzt worden. Die Marines hatten jede Menge Jema-Gas einsetzen müssen, ein Gas, auf das die Kridan sehr empfindlich reagierten.
»Ich höre den Funk zwischen dem Mar-Tanjaj und seinen Untergebenen ab«, erklärte Sun-Tarin gefasst. »Kassil-Nur sitzt in einem Baum im Park versteckt. Er hat alles Nötige für eine Überwachung in die Wege geleitet. Die Abgesandten der Solaren Welten sollen öffentlich hingerichtet werden. Vermutlich will Kass-Feor sie zum Schweigen bringen und den Krieg unumstößlich machen. Im Moment befinden sich Ndogo und Suresh bereits auf den Weg zurück zum Platz des Triumphes. Wir haben die klassische Zeit für eine Fachor-Hinrichtung …«
Telford unterbrach den Kridan. »Was tun wir dagegen? Sie kennen sich hier am besten aus. Welche Strategie schlagen Sie vor, Sun-Tarin?«
»Ich schlage vor wir ziehen uns Gewandungen mit Kapuzen und einfache Masken an – Kassil-Nur besorgt sie bereits – dann dringen wir durch die Menge zum Podest vor und schnappen uns den Mar-Tanjaj und das Orakel als Geiseln. Der Raisa ist auch noch dort. Er weicht Saha-Fera nicht von der Seite. Laut Kassil-Nur hat man ihn unter Drogen gesetzt oder anderweitig beeinflusst. Falls es möglich ist, sollten wir seine Heiligkeit zu uns holen und ihn schützen.«
»Einverstanden. Zeigen Sie uns Pläne vom Platz des Triumphes und der Umgebung. Wo können wir uns treffen, wenn die Mission gelingt und wir Ndogo und Suresh mit den Geiseln freipressen können?«
»Im Palast«, meinte Sun-Tarin sofort. »Dort sind wir in Sicherheit. Innerhalb der nächsten Stunden müssten auch die zusätzlichen Tanjaj-Truppen eintreffen, die ich angefordert habe. Sie werden die Lage in der Stadt beruhigen.«
»Sind sie zuverlässiger als die Ehrengarde des Raisa?«
»Ich fürchte, die echte Ehrengarde des Raisa ist in irgendeinem Gefängnis, ebenso wie der verschwundene Prediger Satren-Nor.« Sun-Tarin schwieg kurz. »Aber darum muss ich mich später kümmern.«
Telford nickte. »Einverstanden. Schlagen wir zurück.«
*
Die Menge tobte, lautes Fußtrampeln und Johlen war zu hören. Wanda lag auf den Knien, ihr Kopf ruhte auf einem nierenförmigen Stein. Neben sich sah sie das Ratsmitglied Kalpren Suresh. Der Mann indischer Abstammung sah weißer aus als der helle Stein auf dem sein Kopf ruhte. Wanda hatte nicht gedacht, dass dies trotz seiner gelblich braunen Hautfarbe möglich war. Seine schwarzen Haare waren nass vom Schweiß. Ihr Blick fiel auf das Fachor, eine große Mehrhandwaffe, die frei auf dem Kopf stand. Sie besaß drei scharfe Klingen, die einen einfachen Stern bildeten. Ein Kridan mit tief heruntergezogener Kapuze stand hinter der Waffe.
Langsam wird es verdammt eng! Sie war versucht zu beten und fühlte die Ironie dieser Tat.
Nein, beten lieber nicht. Nicht dieses Mal.
Wanda bekam Schmerzen in der Brust. Sie versuchte ihre Angst zu bekämpfen. Sie malte sich aus, dass sie diesen Ausflug ins kridanische Reich heil überstand. Ich werde Urlaub machen. Einfach ausspannen und das umgeben von mindestens vier Therapeuten.
»Wanda«, flüsterte Kalpren Suresh. »Es tut mir so leid …«
Wanda verstand nicht alles, was er sagte. Das Ratsmitglied wirkte halb weggetreten. Hatten die Kridan ihm Drogen gegeben, oder war das die Angst?
Bald werde ich wissen, ob es einen Gott gibt , dachte sie zynisch. Sie versuchte in der Menge irgendjemanden zu erspähen, der ihr vertraut war. Doch die einzigen vertrauten Gesichter waren die von Kiri-Tan und dem Mar-Tanjaj.
Man hatte für ihre Hinrichtung ein zweites Podest aufgebaut. Das erste Podest stand nicht weit entfernt. Dort saß der Raisa auf
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