Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter
Der Raisa ist von Satren-Nor verblendet worden, doch diese Eierlegerin hier hat ihn auf den rechten Weg zurückgebracht, und auch er wird sich uns anschließen, sobald die Macht der Botschafterin und dieses Ratsmitgliedes der Solaren Welten gebrochen ist! Wir müssen jetzt handeln! Saha-Fera bringt uns eine Botschaft des Einen und wir werden nicht untätig bleiben!«
Zaghaftes Fußgetrappel war zu hören, das rasch lauter wurde.
Seran-Pakor warf Satren-Nor Hilfe suchende Blicke zu, doch der wies nur mit zornerfülltem Krächzen auf die Nadler der vermeintlichen Tanjaj.
Das kann nicht sein! , schoss es dem Raisa durch den Kopf. Ich bin eine Geisel in meiner eigenen Stadt! Das ist ein Albtraum!
*
Wanda hetzte neben Kalpren Suresh her. Die beiden hatten den Platz des Triumphes erreicht. Telford und seine Marines umgaben sie wie ein lebendiger Schutzwall.
»Es gab ein Schnellverfahren, in dem der Raisa seine Macht vorübergehend verloren hat«, erklärte Wanda dem indisch aussehenden Suresh. »Sie haben den Mar-Tanjaj vorübergehend als obersten Führer eingesetzt und jetzt wollen sie den Krieg ausrufen! Ich habe es eben in den Mediennetzen gesehen!«
»Ich glaube es ungelesen«, brachte Kalpren Suresh außer Atem hervor. Sie konnten bereits die Kridan-Mengen sehen, die auf dem Platz des Triumphes versammelt standen.
»Egal wie«, meinte Wanda. »Wir müssen das Podest erreichen und den Kridan mitteilen, was wir erfahren haben! Wir müssen es vor allem dem Raisa oder Satren-Nor mitteilen! Vielleicht kann einer der beiden dann doch noch etwas tun und das Volk zur Räson bringen!«
Wanda war sich nicht sicher, ob der Raisa tatsächlich mit all seinen Kräften gegen die Strömung steuerte. Sie hatte in den letzten Tagen den Eindruck gewonnen, dass der junge Herrscher sich nach einem Gotteswunder sehnte und zwischen diesem und seinem Wunsch nach Frieden hin- und hergerissen war.
Das Ratsmitglied für äußere Angelegenheiten keuchte. »Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, uns diesem Mob zu stellen, Wanda! Vielleicht wäre es besser gewesen, im Palast zu bleiben!«
Wanda hörte nicht auf ihn. Sie sah, dass Telford vor ihr bereits mit einigen Kridan aneinander geriet, die sie nicht weiter durchlassen wollten. Der Colonel verzichtete auf Waffengewalt. Er schuf Wanda eine Gasse, durch die die Botschafterin schlüpfen konnte. Über sich hörte sie die Stimme von Kass-Feor aus den Lautsprechern. »Wir haben den Krieg bereits vorbereitet! Etliche unserer Schiffe wurden in dieser Nacht im Eilverfahren kampfbereit gemacht und sind bereits auf dem Weg in die Solaren Welten! An Bord sind unsere besten und fähigsten Soldaten! Und auch jetzt werden weitere Schiffe bereit gemacht!«
Wanda erstarrte. Es dauerte, bis sie sich von dem Schock erholt hatte. Sie kämpfte sich gegen alle Widerstände nach vorne. Es dauerte quälende Minuten. Endlich erreichte sie das Podest und setzte trotz der grimmigen Tanjaj ihren Fuß auf die umlaufende Stufe. Sie kämpfte sich hinauf. Der Raisa gewährte ihr zu sprechen, das Orakel unterstützte ihn. Wanda stürzte an den Rand des Podestes und sah in die feindselige Menge. Starre Kridan-Augen blickten sie feindselig an. Hassworte wurden ihr entgegengeschleudert.
Ich muss es versuchen , dachte sie immer wieder. Ich muss es versuchen. Wenn die Schiffe der Kridan tatsächlich die Solaren Welten erreichen, wird die Hölle losbrechen …
Entschlossen schrie Wanda die Wahrheit hinaus. »Kridan! Im Tempel von Matlanor ereignete sich unerhörtes! Das Orakel wurde beeinflusst! Ich habe Beweise dafür, dass die sogenannten Fremden, die Erdanaar, das Orakel …«
Weiter kam sie nicht. Die harte Stoßfläche eines Grasers traf sie am Kopf! Sie spürte ein scharfes Brennen und Blut, das aus der Wunde lief.
»Genug!«, brüllte der Mar-Tanjaj. »Nehmt die Heidin gefangen! Sie ist eine Lügnerin, die den Raisa beeinflusst!«
»Aber …«, murmelte Saha-Fera kaum hörbar. »Ich hätte gerne gehört …« Sie verstummte, als ihre Schwester Kiri-Tan ihr beruhigend über die Kopffedern strich.
»Hör nicht auf die Schnabellose, Saha-Fera. Sie fürchtet den Krieg, nur deshalb verleugnet sie dich und das Wunder.«
Wanda taumelte, um sie herum wurde es dunkler. Ihre Hand berührte die Wunde, die Finger waren beim Zurücknehmen voll von Blut. Sie sah Satren-Nor aufspringen – er wollte ihr zu Hilfe eilen, doch auch ihn traf etwas am Kopf. Der Raisa dagegen blieb ruhig. Er regte sich nicht und
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