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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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gedankenverloren. »Irgendwie passend, dass ich auf der Suche nach einer der Entitäten in einer Sandgrube ende.«
    Dann stutze er abermals. Auf dem ganzen Weg hierher hatte er keinen richtigen Sand gesehen, nur Staub und Steine und Ödnis.
    War er sich wirklich sicher, dass der hier vorhin schon da gewesen war?
     
    *
     
    Der Knall kam so plötzlich, dass William zusammenzuckte, aufschrie und sich reflexartig weiter an die Wand des Kraters presste. Vor ihm, direkt vor seinen Augen – explodierte der Boden! Die etwa sechs Quadratmeter umfassende Fläche bebte auf, und in ihrer Mitte schoss eine Fontäne aus Sand meterweit in die Höhe, als sei unter ihr etwas Mächtiges gesprengt worden. Prasselnd fiel der aufgewirbelte Sand wieder zu Boden, regnete auf William und die Kraterwände hinab.
    Und in der Mitte der Fontäne bildete sich eine Form, ordneten sich die einzelnen Körner zu einem Gebilde, das den Gesetzen der Wirklichkeit zu widersprechen schien. Sekunden nur, und aus dem wild umherwirbelnden Sedimentgestein war ein Körper geworden.
    Einer, wie ihn William schon zuvor gesehen hatte.
    Es war ein nackter Mensch, ein nahezu perfekt gebauter Mann, wie ihn die Künstler der irdischen Antike nicht besser hätten meißeln oder malen können. Seine Proportionen, seine Gesichtszüge, das Spiel seiner Muskeln – alles glich einem genau definierten Schönheitsideal. Und doch war nichts an ihm echt. Das bewiesen schon seine Augen: schwarze, irislose Kugeln in den Höhlen seines ansonsten makellosen, römisch geschnittenen Gesichts.
    Eine Entität. Eine Intelligenz, die diese Form angenommen hatte, um William die Begegnung mit ihr zu erleichtern. Ein Hauch von Trauer schoss dem Christophorer durch den Kopf, als er sich an den Tag erinnerte, an dem Yngvar MacShane, einer der Wissenschaftler, die sich auf der letzten Expedition der STERNENFAUST II an Bord befunden hatte, in der Entität aufgegangen war. Die Wesenheit damals hatte seinerzeit eine ähnliche Gestalt angenommen, nachdem sich Captain Frost geweigert hatte, mit ihr in der Gestalt der beiden in der Entität aufgegangenen Wissenschaftler Yngvar MacShane und Ildiko Pangata zu sprechen.
    William fragte sich kurz, ob es sich wohl um die gleiche Entität handelte oder eine andere. Oder machte das bei diesen Wesenheiten keinen Unterschied?
    Wir wissen viel zu wenig über diese Wesen.
    Als die fremde Intelligenz keine Anstalten machte, sich zu regen, ergriff William das Wort. »Ich … ich bin gekommen, um dich zu suchen.«
    Es war ein plumper Versuch, eine Unterhaltung mit einem Wesen zu beginnen, das für die Mitglieder des Christophorer-Ordens bis vor Jahren noch gottgleich gewesen war. Andererseits: Wie sprach man überhaupt zu Göttern?
    Die Entität senkte den Kopf und hob ihn wieder. Ein Nicken. »Das Anliegen wurde bemerkt«, sagte es mit gleichmäßig tiefer, ausdrucksloser Stimme. »Der Wunsch nach Wissen. Kontakt wird der Weisheit auf beiden Seiten nutzen.«
    Anliegen? William hatte ja noch gar nicht erwähnt, weswegen er sich auf den Weg gemacht hatte. Verstand er das Wesen richtig? Hatte es etwa dafür gesorgt, dass sie sich begegneten, hier unten im Krater? Nicht zum ersten Mal fragte sich der Christophorer, was seine Kopfschmerzattacke von vorhin wohl ausgelöst hatte. Aber die Antwort erübrigte sich.
    Muss ich Ihnen das jetzt wirklich schon wieder erklären, Mister Beaufort? , hörte William die spöttische Stimmte Doktor Tregardes in seinem Kopf. Ich hätte Sie für vernünftiger gehalten.
    Er schluckte trocken, für den Augenblick sichtlich überfordert mit der unerwarteten Situation. »Ich erbitte Weisheit«, erklärte er dann. »Einen Rat, der mir hilft, zu verstehen, was mit mir geschieht. Und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.«
    »Veränderung ist Teil des Ganzen«, sagte die Entität. »Alles, was geschieht, hat Nutzen und Sinn. Denn nur so entsteht Neues. Sich dem Lauf der Dinge zu widersetzen, verursacht nur Schmerz.«
    »Du meinst, ich soll mich öffnen?«, hakte der Mönch nach, unangenehm berührt von den so passenden Worten des Sandwesens vor seinen Augen. Das vergangene Gespräch mit Abt Leslie kam ihm in den Sinn. »Mich meinen Erinnerungen stellen?«
    »Das Konzept der Zeit, wie Individuen eurer Art verwenden, ist artifiziell. Es wird nicht verstanden. Was war, ist und wird sein. Denn alles, was geschieht, ist eins.«
    Verwirrt schüttelte William den Kopf. Kannten die Entitäten keine chronologische Abfolge der Dinge?
    Als

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