Sternenfaust - 115 - Der Feind im Verborgenen
als bei Geschäftspartnern.
Jason freute sich schon auf sein komfortables Bett in seinem großzügig bemessenen Appartement. Er meldete sich am Tresen des Empfangs zurück und sagte der dort mit der Nachtschicht betrauten Aufsicht, dass man ihn morgen früh um Zehn bitte wecken solle.
Die Frau in dem blauen, modischen Kostüm nickte freundlich und tippte etwas auf ihrer Konsole ein. Auf einmal stutze sie und warf noch einen genaueren Blick ins Gesicht des Mannes, der vor ihrem Schreibtisch stand. Mit gerunzelter Stirn lehnte sie sich zurück und blickte ihn fragend an.
»Ist irgendwas?«, wollte Jason mit einem strahlenden Grinsen wissen.
»Haben Sie vielleicht irgendetwas vergessen? Ein Treffen, einen Termin oder so?«
McVellor überlegte. Nein, er konnte sich nicht erinnern, dass …
Die Besprechung mit … »Andersson!«, stieß er aus, und die Aufsicht verzog belustigt die Mundwinkel nach oben.
Aufgrund der noch nicht ganz abgeschlossenen Planungen seines Aufenthalts hier, hatte man ihm heute Vormittag beim Frühstück nur mündlich mitgeteilt, dass eine weitere Besprechung mit Karol Andersson, dem Einrichtungsleiter, erst heute um 2100 stattfinden würde. Der Doktor sei noch dienstlich unterwegs und würde erst gegen Abend zurückerwartet.
Jason hatte gar nicht richtig zugehört, wollte lieber sein Frühstück hinter sich bringen, um sich ins Getümmel der Stadt zu stürzen und treiben zu lassen. Was mich zu Polina geführt hat … Er schüttelte den Gedanken an sie ab.
»Woher …?«, fragte er verwundert.
Die Empfangsdame grinste jetzt breit und drehte den Monitor zu ihm herum. Darauf sah Jason sein eigenes Gesicht ziemlich dümmlich in die Kamera sehen. Sein amtliches ID-Foto. »Andersson hat ein Memo rumgeschickt. Falls jemand diesen Mann hier irgendwo sieht, solle man ihn bitte direkt zu ihm schicken. Der Gast sei seit über 30 Minuten zu einer Besprechung überfällig.«
Jason war die Sache sichtlich unangenehm. Na, ich mache ja gleich den besten Eindruck hier … Andererseits brauche ich mich jetzt auch nicht mehr jedem einzeln vorzustellen , nahm er das Ganze mit Humor. Heute konnte ihn eh kein Wässerchen mehr trüben. »Wo …?«, stammelte er nur, und die Frau nannte ihm eine Zimmernummer.
»Dritter Stock!«, rief sie ihm noch hinterher. »Ich hoffe, Sie hatten einen schönen ersten Tag in Kapstadt!«
Während Jason zum Antigravlift eilte, lachte er leise: »Sie haben ja keine Ahnung …«
*
»Setzen Sie sich, Mister McVellor!« Die Stimme Doktor Karol Anderssons war freundlich, aber bestimmt.
Es war Jason durchaus klar, dass er jetzt, über eine Stunde zu spät zum vereinbarten Treffen erschienen, keine besonders herzliche Begrüßung erwarten konnte. Dementsprechend defensiv gab er sich nun und nahm mit einem leisen »Danke«, auf dem schwarzen Lederimitatsessel Platz, den der Einrichtungsleiter ihm angeboten hatte. Er machte den Rücken gerade und legte die Hände gefaltet in den Schoß.
»Doktor Andersson, lassen Sie mich eine Entschuldigung aussprechen. Ich …«
»Es interessiert mich nicht, wo Sie waren und was Sie getan haben«, unterbrach ihn der Far Horizon -Angestellte prompt. »Das ist in der Tat Ihre Sache, und ich habe nichts dagegen, wenn das so bleibt. Huber hat Ihnen volle Bewegungsfreiheit zugesichert, jederzeit, und die sollen Sie bekommen.« Der Doktor saß in einen Chefsessel hinter seinem massiven Schreibtisch, der anscheinend aus Eichenholz gefertigt war und antik wirkte. »Allerdings wäre es trotzdem schön, Sie zu den wenigen vereinbarten Terminen, die wir hier anberaumen, auch zu Gesicht zu bekommen. Einigermaßen pünktlich, wenn es möglich wäre.« Der Mann räusperte sich vernehmlich. »Wenn es nicht möglich sein sollte, so würden wir uns über eine kurze Nachricht, wo Sie sich befinden und warum Sie nicht kommen können, überaus freuen.«
McVellor hob beschwichtigend die Hände. Er spürte die Verärgerung des Mannes, seine Müdigkeit und seinen unterdrückten Zorn. Die negativen Empfindungen hingen wie eine Wolke über dem Doktor. Jason konnte sie beinahe sehen.
Unruhig begann er auf der Sitzfläche des Sessels umherzurutschen. Das Ding kam ihm viel zu groß vor, in ihm fühlte er sich klein und schuldig. »Ich weiß, Sir, und es tut mir aufrichtig leid, erst jetzt bei Ihnen erschienen zu sein. Es wird nicht wieder vorkommen. Ich habe gehört, dass Sie auf Reisen waren und jetzt hätten Sie sicher Besseres zu tun, als hier auf mich zu
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